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Vincent Kompnay Trainerkandidat beim FC Bayern München: Ein bisschen Pep Guardiola, ein bisschen Xabi Alonso

Thomas Gaber

Update 22/05/2024 um 14:36 GMT+2 Uhr

Nach der Absagenflut auf der Suche nach einem neuen Trainer schlägt der FC Bayern München offenbar alternative Wege ein. Statt erfahren und etabliert darf der Tuchel-Nachfolger auch jung und unverbraucht sein. Andernfalls gäbe es keine heiße Spur zu Vincent Kompany. Der Belgier hat sich viel abgeschaut von Pep Guardiola und einen ähnlichen Werdegang wie Xabi Alonso. Passt das zum FC Bayern?

Vincent Kompany

Fotocredit: Getty Images

Vincent Kompany schimpfte wie ein Rohrspatz. "F***** cheat", brüllte der Trainer des FC Burnley in Endlosschleife. Laut Augen- und Ohrenzeugen fünf-, sechsmal. Adressat war Schiedsrichter Darren England - in den Augen von Kompany ein "verdammter Betrüger".
England hatte dem FC Chelsea im Ligaspiel gegen Burnley Ende März in der 39. Minute beim Stand von 0:0 einen Foulelfmeter zugesprochen und obendrein "Übeltäter" Lorenz Assignon mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. Auch die x-te Wiederholung der Szene lässt nur eine Beurteilungsmöglichkeit zu: lächerlich. Ein Geschenk für Chelsea.
Kompanys Wutausbruch war allzu verständlich, hatte aber Konsequenzen für den Belgier: England schickt den Burnley-Coach auf die Tribüne.
Am Ende aber lachte Kompany - seine Mannschaft holte mit zehn Mann ein 2:2 und dabei zweimal einen Rückstand auf.

Vincent Kompany krempelt Burnley erfolgreich um

Retrospektiv half der Punkt Burnley nicht, die Klasse zu halten. Der Aufsteiger muss direkt wieder runter. Dennoch hinterließ der Auftritt Burnleys an der Stamford Bridge Eindruck.
"Ganz ehrlich - welcher Manager wäre bei diesem jämmerlichen Elfmeterpfiff nicht ausgeflippt? Wir sollten eher darüber reden, wie Burnley hier gespielt hat. Das war heroisch", urteilte TV-Experte Gary Lineker.
Das kleine Märchen des 1882 gegründeten Vereins hatte seinen Ursprung im Frühjahr 2022. Akut abstiegsgefährdet entließen Burnleys neue US-amerikanischen Eigentümer den bei den Fans überaus beliebten Langzeit-Trainer Sean Dyche. Dennoch ging es runter in die Championship. Die Mannschaft zerfiel und verlor Leistungsträger wie Nick Pope und James Tarkowski.
Die Klub-Bosse starteten einen Neuanfang und lotsten Trainer-"Greenhorn" Kompany in die nordwestliche Grafschaft Lancashire. Mit einem Schlag war Burnley den Mief des defensivorientierten, körperbetonten Dyche-Fußballs los.
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Arteta, Xavi, Kompany, Alonso: Peps Schützlinge blühen auf

Anfragen von Tottenham und Chelsea

Kompany revolutionierte den Spielstil, installierte ein auf eigenen Ballbesitz ausgerichtete 4-2-3-1 und führte Burnley mit der Rekordpunktzahl von 101 zurück in die Premier League. "Wir wollen agieren, nicht reagieren", lautete Kompanys Credo. In seiner ersten Ansprache verklickerte er den Spielern, dass sie zu jedem Zeitpunkt in der Lage sein sollten, ein Tor zu schießen.
Nach dem Aufstieg soll Kompany konkrete Anfragen von mehreren Premier-League-Klubs gehabt haben, darunter von Tottenham Hotspur und dem FC Chelsea. Er sah jedoch sein Projekt in Burney noch nicht als vollendet an.
In Englands Eliteliga bekam der Verein allerdings (erneut) seine Grenzen aufgezeigt. Mit nur fünf Siegen landete Burnley auf dem vorletzten Platz - trotz Spieler-Investitionen von über 100 Millionen Euro. Immerhin ist Burnley in guter Gesellschaft - mit Luton Town und Sheffield United stiegen auch die anderen beiden Aufsteiger direkt wieder ab.
Kompany wurde intern jedoch nie in Frage gestellt. Die Eigentümer und auch die Fans rechneten es ihm hoch an, dass er seiner Philosophie auch in der Premier League treu blieb.

Vincent Kompany - der Xabi Alonso 2.0

Kompany hat bei Burnley noch Vertrag bis 2028, könnte aber schon diesen Sommer einen großen Karriereschritt unternehmen. Laut übereinstimmenden Medienberichten ist der 38-Jährige heißer Kandidat auf die Nachfolge von Thomas Tuchel beim FC Bayern. Demnach soll er von Anfang an auf dem Wunschzettel von Sportvorstand Max Eberl gestanden haben.
Bei genauerer Betrachtung erinnert Kompanys Werdegang als Trainer an den von Xabi Alonso. Leverkusens Coach begann seine Karriere wie Kompany (beim RSC Anderlecht) bei seinem Jugendverein. Mit der zweiten Mannschaft von Real Sociedad stieg Alonso auf - und direkt wieder ab. Er ließ hochkarätige Offerten links liegen und entschied sich stattdessen für Bayer 04 aus Leverkusen, wo er in einem ruhigen Umfeld eine Rekordsaison für die Ewigkeit hinlegt.
Bei der Werkself ging der Plan, einen jungen, unverbrauchten, aber hoch veranlagten Trainer zu holen, voll auf. Dem Vorbild Leverkusen/Alonso will infolge der Absagenflut prominenter Namen wir Alonso, Nagelsmann oder Rangnick nun offenbar der FC Bayern nacheifern.

Lehrmeister Pep Guardiola in Manchester

Die Überlegung mit Kompany hat durchaus Charme. Der Belgier feierte als Spieler und Kapitän bei Manchester City große Erfolge und wurde in seinem Denken über Fußball stark von Pep Guardiola beeinflusst.
Die spanische Trainer-Ikone erkannte früh Kompanys Eigenschaften, einmal selbst an der Seitenlinie zu stehen. Als er im März 2023 im FA-Cup-erstmals auf seinen Ex-Spieler traf, sagte Guardiola: "Eines Tages wird er hier sitzen und Manchester City repräsentieren. Es ist seine Bestimmung, hier Trainer zu werden."
Hinsichtlich seines Spielstils hat Kompanys die Pep-DNA übernommen. Attraktiver Fußball ist Grundvoraussetzung für den Job beim FC Bayern. Neben fließendem Englisch spricht Kompany durch seine Zeit beim Hamburger SV (2006 - 2008) auch gut deutsch und erfüllt damit ein weiteres Einstellungskriterium.
Der Sprung nach München wäre freilich ungleich riskanter als der von Alonso mach Leverkusen; das gilt für beide Seiten. Kompany käme in ein hysterisches Umfeld mit mächtigen Spielern und noch mächtigeren Vereinsvertretern, die ständig mitreden und gerne auch mal querschießen.
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Waren gemeinsam erfolgreich bei Manchester City: Vincent Kompany (l.) und Pep Guardiola

Fotocredit: Getty Images

Jean-Marie Pfaff traut Kompany Bayern-Job zu

2021 probierten es die Bayern schon einmal mit einem jungen Trainer. Julian Nagelsmann war 33, als er in München anfing. Er hielt sich nur 20 Monate - eine der umstrittensten Trainerentlassungen in der Geschichte des FC Bayern.
Jetzt also ein neuer Versuch mit Kompany? Für Jean-Marie Pfaff eine gute Idee. "Kompany ist die beste Lösung für den FC Bayern", sagte der langjährige Torhüter der Münchner (1982 - 1988) im Gespräch mit Eurosport.
"Er ist jung, motiviert, spricht sechs Sprachen und hat unter Guardiola gelernt. Was will der FC Bayern noch?", so Pfaff, der die Trainerkarriere seines Landsmanns genau verfolgt. "In Anderlecht hat er schon einen sehr guten Job gemacht. Der Verein war allerdings quasi pleite und auf Führungsebene zerstritten. Das war schwierig für Kompany."
Pfaff traut Kompany zu, "sehr erfolgreich zu werden bei Bayern, wenn man ihm etwas Zeit gibt. Das geht bei Bayern eigentlich nicht, aber ich hoffe, dass Max Eberl Geduld mit nach München gebracht hat."
Vincent Kompany und der FC Bayern - in jedem Fall eine spannende Konstellation.
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