Drei Dinge, die bei VfB Stuttgart vs. Borussia Dortmund auffielen: BVB-Armutszeugnis - Millots Millionen-Dribbiling
Update 23/09/2024 um 08:35 GMT+2 Uhr
Der VfB Stuttgart hat Borussia Dortmund am Sonntag im Bundesliga-Topspiel am vierten Spieltag mit 5:1 (2:0) regelrecht demontiert. Der VfB brachte die höhere Intensität mit, der BVB war komplett von der Rolle. Während das Team von Trainer Sebastian Hoeneß damit ein Ausrufezeichen setzte, werden die kommenden Wochen für Coach Nuri Sahin dagegen sehr knifflig. Drei Dinge, die auffielen.
Sahin bedient: "So kannst du nicht auftreten"
Quelle: Perform
Nach einer erschreckend schwachen Vorstellung hat Borussia Dortmund im sechsten Pflichtspiel mit Cheftrainer Nuri Sahin die erste Niederlage kassiert. Der BVB verlor in der Bundesliga beim VfB Stuttgart mit 1:5 (0:2) und liegt schon fünf Punkte hinter Tabellenführer FC Bayern.
Die Angreifer Deniz Undav (4. Minute) und Ermedin Demirovic (21.) trafen vor 60.000 Zuschauern früh für den Vizemeister, der die Dortmunder zwischenzeitlich überrollte.
Nach dem Seitenwechsel erhöhten Enzo Millot (62.), El Bilal Toure (80.) und erneut Undav (90.). Ex-VfB-Torjäger Serhou Guirassy konnte für die Gäste nur verkürzen (75.). Der VfB hat genau wie der BVB nun sieben Zähler, zog aufgrund des besseren Torverhältnisses aber an den Schwarz-Gelben vorbei.
Drei Dinge, die uns in Stuttgart auffielen.
1. Ein Armutszeugnis für den BVB
Theoretisch hatte sich BVB-Coach Nuri Sahin ein taktisches Konzept zurechtgelegt: Dreier-Aufbau, Steil-Klatsch mit Verbindungsspieler Groß oder Nmecha, um die Ketten schnell zu überspielen, vorne alle Hoffnungen auf Guirassy. Davon funktionierte rein gar nichts.
Denn nicht mal die Einstellung stimmte bei den Borussen. Es war ein Armutszeugnis. Trotz anhaltender gellender Pfiffe, die Waldemar Anton die Partie schwer machten, schwindelig muss sich dieser gestandene Bundesliga-Profi deshalb noch lange nicht spielen lassen.
"Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Uns haben die Basics gefehlt. Defensiv war das nichts. Das müssen und werden wir besprechen", sagte Anton durchaus selbstkritisch bei "DAZN".
Auch Süle und Schlotterbeck waren zu oft nicht auf der Höhe. Alle Dortmunder liefen hinterher, ließen sich überrumpeln, ohne sich adäquat zu wehren. Gegenpressing - einst die Stärke der Dortmunder - war nicht vorhanden.
Präzision mit dem Ball fehlte zudem vor allem Julian Brandt als "Spielgestalter". Er blieb komplett blass. Guirassy prallte indes regelmäßig von Jeff Chabot ab.
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Die Abwehr des VfB Stuttgart hatte Serhou Guirassy über weite Strecken gut im Griff
Fotocredit: Getty Images
Erst als der VfB nach dem 3:0 die Zügel in der Konterabsicherung schleifen ließ, konnte er seinen Gegenspielern entwischen und zumindest ein Lebenszeichen von sich geben.
Sein erstes Bundesliga-Tor für Schwarz-Gelb war am Ende dann aber doch nur Ergebniskosmetik und täuschte nicht über den Gesamteindruck des BVB hinweg. Unbegreiflich war auch, wie frei die Dortmunder die Stuttgarter im ersten Abschnitt immer wieder aus dem Halbfeld flanken ließen.
Es gab keine Entlastung vom Dauerdruck. Der BVB suchte am Sonntag seine Tagesform und künftig seine Identität. Das Kollektiv scheint noch nicht zu harmonieren, auch Guirassy ist insgesamt zu wenig ins Spiel eingebunden.
Beim VfB profitierte er oft von Außen, die 1:1-Duelle gewannen und Chancen kreierten. Beim BVB lässt er sich zu oft fallen und hat wenig Abschlüsse. Und wo steckt eigentlich Sahins Wunschspieler Maxi Beier? Die nächsten Wochen werden knifflig für Sahin.
Er muss die optimale Mischung zwischen seiner Idee und der idealen personellen Besetzung erst noch finden. Die erste Niederlage für ihn als BVB-Trainer, diese heftige Klatsche, war ein Warnschuss.
"Ernüchternd. Sehr, sehr schlecht. Ich hatte das Gefühl, dass wir gut trainiert hatten. Aber du siehst so etwas nicht kommen. Du kannst als Borussia Dortmund so nicht auftreten. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen", weiß Sahin.
2. VfB-Boost mit Millots Millionen-Dribbling
Perfektion in zwei Worten? ENZO MILLOT! Was der Franzose an Eleganz, Courage, Effizienz und Siegeswillen auf den Rasen brachte, stand sinnbildlich für die überragende Leistung des VfB Stuttgart.
Das Dribbling von Millot vor dem 4:1 war unwiderstehlich und dürfte seinen Marktwert ad hoc um mehrere Millionen gesteigert haben. Der Sieg gegen den BVB war auch in der Höhe absolut verdient. Stuttgart war vier Tore und eine Klasse besser.
Es war eine eindrucksvolle Demonstration davon, wieviel Power der Kader von Hoeneß wirklich hat. Jeder rennt für jeden, jeder weiß, wohin er laufen soll, und erledigt das mit Überzeugung.
Hoeneß hat es in dieser Saison sogar geschafft, sein Team nochmals punktuell zu verbessern. In der vergangenen Spielrunde hat er eine Einheit und eine Identität geformt, jetzt kommt sozusagen die Kür.
Einstudierte Standards, Überraschungseffekte in der Aufstellung und natürlich eine entschlossene letzte Kette. Hoeneß ist in der Lage, seine Spieler weiterzuentwickeln und zu pushen. Millot ist ein Beispiel, Leweling (siehe Punkt 3 unten) ein anderes - Undav und Demirovic sind Tormaschinen.
Das gesamte Konstrukt ist geradlinig, aggressiv und brutal motiviert. Gegen Dortmund war jeder Stuttgarter im direkten Vergleich mit dem BVB wacher, bissiger und präziser.
"Wir haben eine Reaktion gezeigt nach dem Spiel gegen Real Madrid. Wir waren in allen Momenten überlegen und haben Dortmund mit den Toren zum richtigen Zeitpunkt den Stecker gezogen", resümierte Undav. 14:6 herausgespielte Chancen, 17:7 Torschüsse und 20 Sprints mehr insgesamt sprechen eine deutliche Sprache und setzen ein Ausrufezeichen dahinter. Dieser VfB gehört zu den besten Teams der Bundesliga.
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Enzo Millot begeisterte gegen den BVB mit einem Traum-Solo
Fotocredit: Getty Images
3. Next level Leweling
Der gelernte Rechtsaußen lief überraschend links auf. Ein taktischer Kniff von VfB-Trainer Hoeneß, um den BVB zu überraschen. Das gelang - und wie! Mehr als die Hälfte aller Angriffe liefen im ersten Abschnitt über die Seite von Leweling.
Ryerson und Anton wirkten mit dem quirligen 23-Jährigen komplett überfordert, Ryerson gar zur Halbzeit ausgewechselt. Sie wurden überlaufen, ausgetrickst, ausgespielt und vorgeführt. Leweling war der Boost für den VfB.
Sowohl das 1:0 als auch das 2:0 fielen über links, beim zweiten Treffer gab Leweling den Pass vor dem Assist. Die Kombination mit Mittelstädt war Gold wert. Mit jeder Minute nahm Leweling nicht nur mehr Tempo auf, sondern tankte auch mehr Selbstvertrauen.
War er am Ball, wurde es gefährlich. Leweling war der Aktivposten schlechthin, mit Übersteigern und einer Menge Mut. Sein Drang, etwas kreieren zu wollen, war überdeutlich. Möglich, dass dieses Spiel rückblickend als eine Art "Breakout"-Spiel für ihn betrachtet wird.
Gegen den BVB war er definitiv "next level", auf der nächsten Entwicklungsstufe. Wie hoch die Karrieretreppe noch geht, wird die Zeit zeigen. Am Ende seiner Entwicklung ist Leweling sicher nicht.
Schon etwas länger wartet er auf einen Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Bleibt Leweling auf diesem Niveau und möglicherweise auch auf der linken Angriffsseite, wird er in Kürze kommen.
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Quelle: Perform
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