FC Bayern: Florian Wirtz und ein Hauch von Galácticos - warum der Deutsche Meister mit einem Transfer bewusst ins finanzielle Risiko geht
Update 08/05/2025 um 11:03 GMT+2 Uhr
Seit Sonntag darf sich der FC Bayern wieder Deutscher Meister nennen. Die Vorbereitungen für die kommende Saison sind beim deutschen Ligaprimus bereits im Gange, der Name Florian Wirtz steht dabei über allem. Die Verpflichtung des Zauberkünstlers von Bayer Leverkusen wäre eine finanzielle Mammutaufgabe, die mit so manchem Risiko einhergeht. Erinnerungen an die famosen Galácticos werden wach.
Florian Wirtz und Jamal Musiala bald im selben Verein?
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Am Ende war doch noch Verlass auf ihn.
In der 82. Minute zog Florian Wirtz nach einem Doppelpass mit Alejandro Grimaldo an, marschierte bis wenige Meter vor den Strafraum und versenkte den Ball - von vier Gegenspielern umzingelt - links unten.
Sein Treffer zum 1:2 leitete am Sonntagabend das Comeback und den späten Punktgewinn von Bayer Leverkusen beim SC Freiburg ein (2:2). Der Meistertitel war dennoch futsch, der FC Bayern bedankte sich auf dem Sofa.
Und Wirtz? Der 22-Jährige bewies im Europapark-Stadion wie schon so oft in den beiden vorangegangenen Jahren, dass er das Zünglein an der Waage ist - und warum der FC Bayern bei ihm bewusst ins Risiko geht.
Bayerns Transferpolitik: Ein Widerspruch in sich
Ein Transfer von Wirtz würde den bayerischen Ablöserekord kurzerhand pulverisieren, für unter 150 Millionen Euro will Leverkusen sein Juwel laut Informationen der "Bild" nicht ziehen lassen. Dagegen wirken die einst für Harry Kane (95 Mio.), Lucas Hernández (80 Mio.) und Matthijs de Ligt (67 Mio.) bezahlten Summen nahezu mickrig.
Achtet man auf die Wortwahl der Bayern-Verantwortlichen in den zurückliegenden Monaten, sollte hinter dem Vorhaben aber ein dickes Fragezeichen stehen. Die Jahre des Krösus an der Isar sind nämlich vorbei.
Überteuerte Transfers wie jene von João Palhinha (51 Millionen Euro) und Sacha Boey (30 Millionen Euro) und astronomische Gehälter rissen ein Loch in die Münchner Kasse.
Unlängst wurde ein harter Sparkurs eingefordert, dem gegenüber stehen aber die exorbitanten Handgelder für die Vertragsverlängerungen mit Jamal Musiala und Alphonso Davies. Und jetzt noch Wirtz? Ein Widerspruch in sich.
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Florian Wirtz ist beim FC Bayern das oberste Transferziel
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"Aber was wäre, wenn dann kein Geld mehr da wäre für Baustellen, die man vielleicht dringender schließen müsste?", stellte Lothar Matthäus daher in seiner "Sky"-Kolumne die Gretchenfrage.
Für die Bundesliga mag die Gratwanderung zwischen Offensivspektakel und defensivem Harakiri noch reichen, in Europa ist spätestens seit dem Viertelfinal-Aus gegen Inter Mailand jedoch klar: Die wichtigste Baustelle ist die Defensive.
Bayern und Wirtz: Ein Hauch von Galácticos
Aus den Augen verloren hat der frischgebackene Meister seine Problemzone freilich nicht. Doch die Qualitäten von Wirtz sind bekannt, gerade in der heißen Phase der Saison fehlte den Bayern zuletzt immer wieder der Unterschiedsspieler, der goldene X-Faktor. Daher ist das Risiko, das der FCB eingeht, durchaus notwendig.
Die Vehemenz, mit der die Bayern auf einen Wirtz-Deal drängen, erinnert dabei an das Vorgehen eines gewissen Erzrivalen aus Spanien.
"Zidanes y Pavones" nannte Florentino Pérez, Präsident von Real Madrid, während seiner ersten Amtszeit bei Los Blancos sein erdachtes Erfolgsrezept. Luxuriöse Zauberkünstler wie Zinédine Zidane knipsen vorne, hinten halten kostengünstige Eigengewächse wie Innenverteidiger Francisco Pavon den Kasten sauber.
So simpel wie genial - und auch etwas für die Bayern? Die Ansätze sind zumindest da.
Musiala und Wirtz zaubern als Zehner
Laut einem Bericht der "Sportbild" soll Bayern-Sportvorstand Max Eberl bei einem Treffen mit Hans-Joachim Wirtz, dem Vater und Berater des Wunschtransfers, einen Einblick in die Pläne des deutschen Rekordmeisters gewährt haben.
Demzufolge würden unter Trainer Vincent Kompany in der kommenden Saison mit Musiala und Wirtz zwei Zehner nebeneinander auflaufen. Die Jahre der Flügelzange, die seit 2009 in der bayrischen Landeshauptstadt tonangebend war, wären damit gezählt. Eine Ära voller Glanz und Gloria stünde aber bevor.
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Florian Wirtz wird mit einem Wechsel zum FC Bayern München in Verbindung gebracht
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Wirtz selbst kann sich einen Wechsel jedenfalls gut vorstellen. "Es reizt mich auf jeden Fall, auch irgendwann meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu erleben", sagte er im Interview mit der "Sports Illustrated". Für seine weitere Karriereplanung sei "die sportliche Perspektive viel entscheidender als das Geld".
Michael Olise, Kane, Musiala, Wirtz, wahlweise Leroy Sané, Serge Gnabry und/oder Kingsley Coman - das liest sich wie der erste Schritt in Richtung galaktisches Prunkstück.
FC Bayern: Die Gefahr des Galácticos-Denkens
Damit wäre ein Haken hinter den deutschen Zidanes gesetzt. Aber wo bleiben die "Pavones"?
Mit Josip Stanisic und Aleksandar Pavlovic schwirren bereits zwei gebürtige Münchner als Stammspieler in den defensiven Reihen herum, die Leihe des 18-jährigen Adam Aznou an Real Valladolid soll laut Sportdirektor Christoph Freund vorzeitig beendet werden. Darüber hinaus wartet mit Tarek Buchmann ein weiteres Eigengewächs auf seine Chance bei den Großen.
Sollte nach dem Abgang von Eric Dier aber nicht adäquat nachgelegt werden und das Duo um Dayot Upamecano und Minjae Kim kaum bis gar keine Konkurrenz bekommen, begeben sich die Bayern sehenden Auges in gefährliches Fährwasser.
Angesichts der teils dürftigen Leistungen in der Abwehr und der Alternativlosigkeit in Verletzungsfällen sollten die zurückliegenden Monate Warnung genug sein.
Eine solche spricht jedoch auch die Geschichte aus: Nachhaltigen Erfolg brachte Real Madrid das teure Konstrukt mit Zidane, Luís Figo, David Beckham und Ronaldo Nazário nämlich nicht. Im Anschluss an den Champions-League-Titel der Saison 2001/02 gingen die Galaktischen im internationalen Vergleich erst einmal auf Tauchgang.
Ein Szenario, das man in München tunlichst vermeiden möchte.
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(mit SID)
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