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FC Bayern-Strategie bei Juve: Angriff ist die beste Verteidigung

Sven Busch

Update 23/02/2016 um 11:57 GMT+1 Uhr

Pep Guardiola probt den "Zwergenaufstand". Der Bayern-Coach geht das Achtelfinal-Hinspiel bei Juventus Turin wohl ohne gelernten Innenverteidiger an - und das mit einer Defensive, in der kein Profi größer ist als 1,80 m. Wie soll das klappen? Er kokettiert: "Jede Mannschaft der Welt ist im Kopfball stärker als wir." Diese Herausforderung reizt ihn. Der Improvisator Guardiola ist gefragt.

Philipp Lahm, Joshua Kimmich, David Alaba und Juan Bernat

Fotocredit: Imago

Was nun, Pep? Wie besteht man ohne gelernte Innenverteidigung bei der derzeit stärksten Mannschaft Europas? Wie knackt man den italienischen Rekordmeister, der vor dem 0:0 am Freitag in Bologna in Liga und Pokal 18 Begegnungen in Serie gewann?
Pep Guardiola ist angespannt. Der Bayern-Coach weiß um die Bedeutung dieser Partie - auch bei der Gesamtbeurteilung seines dreijährigen Schaffens in München.
Jérôme Boateng, Javi Martinez, Holger Badstuber – alle verletzt. Mehdi Benatia fehlt die Spielpraxis, Neuzugang Serdar Tasci ebenfalls. "Es ist nicht die Idealsituation", analysierte der Bayern-Coach vor dem Achtelfinal-Hinspiel bei Juventus Turin nüchtern.
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Der Perfektionist Pep Guardiola muss improvisieren

Fotocredit: Imago

Innenverteidigung ohne Innenverteidiger

Vor allem, weil die verhinderten Facharbeiter in der Defensive nicht seine einzige Sorge sind. Die Bayern haben gegen Tabellenführer der Serie A zudem ein riesiges Zentimeterproblem. Rechtsverteidiger Philipp Lahm ist 1,70 m, Linksverteidiger Juan Bernat 1,76 m, und im Zentrum haben Guardiolas polyvalente Lieblingsschüler Joshua Kimmich (1,76 m) und David Alaba (1,80 m) auch nicht wirklich Standard-Körperlänge.
Diese Viererkette ist die wahrscheinlichste Variante im ersten Duell gegen den italienischen Tabellenführer. Eine Innenverteidigung ohne Innenverteidiger.
Selbst wenn Guardiola wie am 3. Bundesliga-Spieltag gegen Leverkusen seinen routinierten Landsmann Xabi Alonso (1,83 m) in die Abwehr beordert oder völlig überraschend Arturo Vidal (1,81 m) kurzerhand zum Aushilfs-Innenverteidiger umfunktioniert, würde es nicht wirklich besser. Es bleibt eine "Zwergenabwehr", die vor allem bei Eckbällen oder Freistößen in Strafraumnähe extrem anfällig scheint. Von robuster Zweikampfführung ganz zu schweigen.

Galgenhumor

"Jede Mannschaft der Welt ist im Kopfball besser als wir“, kokettierte Guardiola. Der 31malige Champion Italiens sowieso. Neben den kopfballstarken Stürmern Mario Mandzukic (1,87 m) und Alvaro Morata (1,90 m) haben auch Leonardo Bonucci (1,90 m), Sami Khedira (1,88 m) und Chef-Stratege Paul Pogba (1,88 m) Gardemaß. Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer flüchtete sich in Galgenhumor. "Dann müssen sie halt höher springen“, empfahl er seinen Abwehrspielern.
Guardiola hält nichts von Jammerei - egal, wie groß das Ungleichgewicht ist. Der Katalane wirkt extrem entschlossen.

Die Kunst der Improvisation

Jetzt kann er wieder einmal beweisen, dass Karl-Heinz Rummenigge Recht hatte mit seiner Schwärmerei. Der Perfektionist Guardiola als großer Improvisator.
"Er hat ja nicht nur Plan A, B oder C, sondern das ganze Alphabet hoch und runter", sagte der Bayern-Boss im Frühjahr des vergangenen Jahres, als die Münchner in Europas Glamourliga in der entscheidenden Phase wegen zahlreicher Verletzten in der Offensive gehandicapt waren.
Diesmal ist die Offensive DIE große Hoffnung der Bayern. Je besser sie funktioniert, desto weniger ist die Defensive gefordert. Die Angriffswucht mit Robert Lewandowski, Thomas Müller, Arjen Robben, Douglas Costa, Thiago Alcantara, Kingsley Coman und jetzt auch noch den wiedergenesenen Jokern Mario Götze und Franck Ribéry ist bemerkenswert. Der deutsche Branchenprimus hat 85 Treffer in 32 Pflichtspielen produziert - Juves Abwehr allerdings seit 836 Minuten kein Gegentor mehr zugelassen.
Bayerns Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld erwartet beim Gastspiel in Turin neben der üblichen Ballbesitzstrategie und intelligentem Positionsspiel hohes Offensivpressing. So könnte Guardiolas Team lange Bälle verhindern, die die hinterste Linie in brisante Kopfballduelle zwingen würden. Gibt es überhaupt eine Alternative zu dieser riskanten Ausrichtung?
Angriff ist die beste Verteidigung.
Improvisation ist gefragt. Señor Guardiola, bitte übernehmen Sie.
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