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Karim Bellarabi muss bei Bayer Leverkusen mit eine höheren Erwartungshaltung umgehen

Johannes Mittermeier

Update 20/10/2015 um 08:48 GMT+2 Uhr

An die Spitze kommen, an der Spitze bleiben: Karim Bellarabi lernt die Extreme dieser Herausforderung gerade kennen. In der vergangenen Saison wurde er bei Bayer Leverkusen schlagartig zum Top-Spieler, in diesem Jahr klemmt es. Bellarabi fehlt vieles, was ihn vor Monaten so stark gemacht hat. Das hat unmittelbar mit der Spielidee von Trainer Roger Schmidt zu tun. Und nun?

Karim Bellarabi

Fotocredit: Imago

Es war ein durchwachsener Nachmittag, dort oben im Norden, nicht schlecht, nicht wirklich gut, eine Nullnummer eben. Der Favorit Bayer Leverkusen erreichte gegen den Hamburger SV nur ein torloses Remis, auch Karim Bellarabi vermochte die Deckung nicht auseinanderzureißen. Zumindest nicht ausschlaggebend.
Der Nationalspieler kreiselte übers Feld, kraftraubend und rastlos, aber nicht zielführend. Eine "4" verliehen ihm die meisten Gazetten, in der Schule heißt das: ausreichend. Hört sich allerdings besser an als es ist.
Auf Bellarabi gemünzt, stellt sich die negative Konnotation vor der Champions-League-Partie gegen den AS Rom (am Dienstag ab 20:45 Uhr im Liveticker auf eurosport.de) in kargem Zahlenwerk dar. Ein Tor gelang ihm in neun Bundesligaspielen, ein Assist in der "Königsklasse", ein Treffer in der dazugehörigen Qualifikation. Macht drei Torbeteiligungen in 14 Pflichtspielen, eine enttäuschende Bilanz. So weit ist Bellarabi mittlerweile. Fluch der guten Tat.

Höher eingestuft als De Bruyne

Kurioserweise liegen seine Pass- und Zweikampfwerte über den Werten der Vorsaison, jener Spielzeit also, die der Sohn einer Deutschen und eines Marokkaners zum Durchbruch nützte. Zwölf Mal traf er in der Liga, neun Treffer servierte er, Bellarabis Neun-Sekunden-Tor gegen Dortmund symbolisierte sein denkwürdiges Arbeitsjahr. Die Bundesligaprofis wählten den 25-Jährigen zum "Aufsteiger der Saison“, noch vor Kevin De Bruyne. Und das will etwas heißen.
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Mittlerweile auch deutscher Nationalspieler: Karim Bellarabi

Fotocredit: Imago

Es kam gar noch besser für Bellarabi, im Oktober 2014 debütierte er für die deutsche Nationalmannschaft. Zehn Länderspiele samt einem Tor sind bis heute angesammelt, der Offensivspieler hat sich im Löw’schen Ensemble etabliert, und irgendwie schien alles selbstverständlich.
Leverkusen verlängerte Bellarabis Vertrag im Dezember 2014 (bis 2017) und im Februar 2015 gleich noch einmal - diesmal bis 2020. "Eine ganz wichtige Geschichte für den Klub", stellte Sportdirektor Rudi Völler fest, Bellarabi gehört längst zum Tafelsilber von Bayer 04. Derzeit aber steckt er in einer Schaffenskrise. Es ist die erste seit dem Sprung zum Top-Mann.

Exemplarisch für Schmidts Stil - auch im Misserfolg

Das, was ihm 2014/15 noch so unbeschwert von der Seele und den Füßen ging, wirkt momentan gehemmt, uninspiriert und durchschaubar. Bellarabi, der Tempo mit Technik und Dynamik vereint, verheddert sich in den engmaschigen Abwehrnetzen, er trifft falsche Entscheidungen, vor allem bei der Art und dem Zeitpunkt seiner Pässe. Die Gegner haben seine Spielweise angenommen, und mit ihr die Maxime von Trainer Roger Schmidt. Leverkusen erzielte lediglich acht Tore in neun Bundesligaspielen.
Dadurch, dass sich die Kontrahenten weiter zurückziehen und Bayer die Rolle des Agierenden überlassen, leidet Schmidts Umschaltspiel. Es fehlt an den attackierenden Momenten, die seinen Stil ausfüllen. So verliert der Fußball an Geschwindigkeit und Überraschung - eins bedingt das andere.
Bellarabi ist ein Prototyp für beide Modelle. Als es im Vorjahr prächtig lief, lobte Schmidt, dass sein Außenbahnspieler "aus unserer Spielidee seine Spielidee gemacht“ habe. Der Ex-Braunschweiger habe erkannt, "dass er nicht nur mit Ball schnell ist, sondern auch gegen den Ball, und dass er viele Bälle erobern kann". Bellarabi wiederum nannte Schmidt, um seine Entwicklung zu erklären:
Ohne ihn stünde ich nicht da, wo ich bin! Ein solches Vertrauen habe ich noch nie genossen.

Stark bei Barca, schwach in Dortmund

Bereits im vergangenen Winter soll sich der FC Bayern gerührt haben, , Inter Mailand und, laut "Mundo Deportivo", selbst der FC Barcelona. Eine bemerkenswerte Interessenslage für einen, den Leverkusen nach dem Braunschweig-Intermezzo beinahe ein weiteres Mal verliehen hätte.
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So will Leverkusen ihn sehen: Karim Bellarabi in Jubelpose

Fotocredit: Imago

Bellarabi muss nun eine höhere Anspruchshaltung schultern. Das Prinzip klingt leicht und ist schwer: an die Spitze kommen, an der Spitze bleiben. Seinen wahrscheinlich stärksten Auftritt lieferte er just bei Barca (1:2), auf der anderen Seite musste auch er sich angesprochen fühlen, als Völler nach dem 0:3 in Dortmund vom "Dornröschenschlaf" zeterte.
Senkrechtstarter oder Sorgenkind: Welcher Karim Bellarabi wird sich gegen die Roma zeigen? Und welcher darüber hinaus?
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