Pep Guardiola fordert beim FC Bayern noch mehr von Stürmer Robert Lewandowski
Update 29/09/2015 um 15:20 GMT+2 Uhr
Sieben Tore in zwei Spielen, ein Fünferpack in neun Minuten: Wenn es einen Lauf gibt, dann ist Robert Lewandowski momentan mittendrin. Alles scheint ihm zu gelingen, die Schulterklopfer reißen nicht ab. Und was macht Pep Guardiola? Die Messlatte höher legen. Der Coach will noch mehr vom Stürmer sehen. Nicht nur Tore. Das erinnert an Lewandowskis Anfangszeit bei Bayern - damals fremdelte er etwas.
In seiner Zeit als Manager und Präsident des FC Bayern pflegte Uli Hoeneß die Maxime: Antizyklisch handeln, das Unerwartete tun. So sorgte Hoeneß für eine gewisse Wachheit.
Der aktuelle Trainer Pep Guardiola ist ebenfalls jemand, der viel probiert, um neue Ufer anzusteuern. Natürlich kam er nicht umher, Robert Lewandowski zu loben, schließlich hat der Stürmer sieben Tore in zwei Spielen erzielt, darunter fünf binnen neun Minuten. "Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Lewy war unser Schlüsselspieler", bemerkte Guardiola vor der Champions-League-Partie gegen Dinamo Zagreb (am Dienstag ab 20:45 Uhr im Liveticker auf eurosport.de).
Und dann sagte er noch etwas über den Polen, der sich vor Schulterklopfern kaum retten kann. Er sagte etwas Antizyklisches.
Wir Trainer wollen mehr, mehr, mehr. Es geht auch um die Spielweise, nicht nur darum, Tore zu erzielen, sondern um den Prozess unseres Spiels.
Hört, hört.
In Mainz lange wie Makaay
Lewandowski gilt als kompletter Angreifer. Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge nannte ihn den "besten Mittelstürmer der Welt", und das nicht im Eindruck der Emotion, sondern schon vor der Saison.
Dennoch gibt es Statistiken, die Guardiola in seiner zunächst seltsam anmutenden Meinung bestärken. Gegen Mainz, als Lewandowski per Doppelpack seine Bundesligatreffer 100 und 101 erzielte, sammelte er vor der Halbzeit gerade neun Ballkontakte. Neun. Das erinnert an Roy Makaay, der als "Phantom" in Bayerns Geschichte einzog.
Lewandowski weist normalerweise weitaus mehr Bindung zum Geschehen auf, doch beim FSV waren seine Werte lange durchschnittlich. In der ersten Halbzeit lief er 5,3 Kilometer, gewann die Hälfte seiner Zweikämpfe und schoss einmal auf Tor. Nach dem Seitenwechsel wurde es besser, am Ende standen 39 Ballbesitzphasen zu Buche - und zwei Tore, die Währung eines Angreifers.
"Er hat besser nach Dortmund gepasst"
Was meint Guardiola also mit "Prozess unseres Spiels"? Üblicher Optimierungswahn des Perfektionisten - oder seine fast traditionellen Vorbehalte gegen Stoßstürmer? Guardiolas Verhältnis zu Zlatan Ibrahimovic, Samuel Eto’o oder Mario Mandzukic war nicht unkompliziert, das muss allerdings nicht am Sport gelegen haben; zwischenmenschliche Probleme wurden kolportiert. Lewandowski gilt als pflegeleichter Typ, Guardiola schätzt ihn. Aber er ist eben immer noch Stürmer, während der Bayern-Trainer wuselige Mittelfeldspieler "liebt".
Rückblende: Als Lewandowski im Sommer 2014 von Borussia Dortmund nach München wechselte, fremdelte er im neuen fußballerischen Umfeld. Die Tore ließen auf sich warten, und schon im Herbst meldete Dietmar Hamann bei "goal.com" seine Bedenken an.
"Lewandowski ist ein Spieler, der besser zum direkten Dortmunder Spiel gepasst hat. Bei Bayern wirkt es oft so, als würde er gar nicht am Spiel teilnehmen", kritisierte Hamann damals. "In Dortmund wurde er in neun von zehn Fällen angespielt, bei Bayern vielleicht einmal in zehn Situationen. Ich bin mir nicht sicher, ob er der richtige Spieler für die Bayern ist."
Im selben Zeitraum gestand Lewandowski via "Sport-Bild" selbst seine "schwierige Umstellung" ein. "Manchmal macht es keinen Spaß, wenn immer drei, vier Gegner um mich sind. Ich bekomme nicht so viele Bälle."
Gescheitertes Experiment auf Außen
Im Prinzip ist der heute 27-Jährige ein Stürmer, der mit allen wichtigen Anlagen ausgestattet ist. Er kann seinen Körper einsetzen, ist schnell, technisch gewandt, schirmt Bälle ab und verteilt sie, besonders mit dem Rücken zum Tor.
Der große Unterschied zwischen BVB und Bayern ist einerseits der Spielstil: Konter in Dortmund, Dominanz in München, folglich weniger Räume - siehe Lewandowskis anfängliche Klage. Matthias Sammer bestätigte: "Unser Fußball ist vorne extrem eng. Das bedeutet eine leichte Veränderung in seinem Spiel."
Zudem fordert Guardiola taktische Variabilität, die Offensiven tauschen ständig die Positionen, um Überzahl herzustellen. Obwohl Lewandowski auch beim BVB auf die Flügel auswich, dauerte es etwas, bis er sich bei Bayern akklimatisierte. Sieben Tore waren es nach der Hinrunde, 17 am Saisonende.
Zwischendurch landete der Pole auf der Bank, dann wurde er auf dem linken Flügel platziert. "Dort habe ich viel gelernt, das war eine gute Schule für mich", erzählte er der "AZ" später. Auf Dauer behagte ihm die Außenbahn weniger: "Links ist nicht meine optimale Position. Als Mittelstürmer fühle ich mich am besten, das passt am ehesten zu meinen Laufwegen."
Wie gut, dass Douglas Costa diese Seite derzeit erfolgreich blockiert. So darf sich Robert Lewandowski auf den Strafraum konzentrieren. Pep Guardiola wird genau hinschauen.
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