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Immer auf Robert Lewandowski: Die Rache des Mario Mandzukic

Florian Bogner

Update 25/02/2016 um 09:01 GMT+1 Uhr

"Er will Bayern weh tun!" Mario Mandzukic war am Dienstagabend gegen die Ex-Kollegen so heiß, dass sich der FC Bayern München am Stürmer von Juventus Turin beinahe verbrannte. Das auserkorene "Opfer" für den einst vom Hof Gejagten: Nachfolger Robert Lewandowski. Der hätte wegen des Kroaten beinahe die Fassung verloren - und Bayern das Spiel.

Robert lewandowski (l.) und Mario Mandzukic

Fotocredit: Imago

Vom Achtelfinale berichtet Florian Bogner
Espresso? No grazie! Ja, es gibt sie tatsächlich: eine Kaffeebar in den Eingeweiden des Juventus Stadiums, nahe den Kabinen, im Rücken der Interviewzone. Für einen schnellen Schuss Koffein gedacht, vor und nach den Spielen. Vielleicht sogar der beste Kaffee der Champions League.
In der Interviewzone hält sich der wortkarge Mario Mandzukic aber nie lange auf. Und auf einen Kaffee würde er mit Pep Guardiola, dem Trainer des FC Bayern München, ohnehin nie mehr gehen wollen. “Der wollte nicht, dass ich Torschützenkönig werde”, ätzte Mandzukic dieser Tage laut “SZ”. Und sagte eben:
Mit dem würde ich noch nicht einmal einen Kaffee zusammen trinken.
Zu tief sitzt bei ihm der Stachel, dass Guardiola ihn 2014 ausbootete, erst immer weniger einsetzte und vor dem Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (2:1 n.V.) dann ganz aus dem Kader strich und so zum Abschied durch die Hintertür zwang. Die Trophäe gewann Robert Lewandowski, damals noch für Borussia Dortmund stürmend.

Mandzukic zeigt’s Guardiola und Lewandowski

Am Dienstagabend hatte der Angreifer Chance zur Revanche: An Guardiola, dem er zeigte, aus welchem Holz er geschnitzt ist – aus sehr groben, nämlich. Und an Lewandowski, seinen Nachfolger bei Bayern, der ihm in München stets unter die Nase gerieben wurde – und den er nun mehrfach auf dem Spielfeld heimsuchte.
Es war schon erstaunlich: Für zwei Mittelstürmer, ja eigentlich wie Eisbär und Pinguin an verschiedenen Polen angesiedelt, kamen sich beide am Dienstag ausgesprochen oft in die Quere.
Zum einen bei Kopfballduellen im Strafraum: Da rumpelte es kräftig. In Durchgang eins monierte Lewandowski mal ungehalten, Mandzukics Ellenbogen ins Gesicht bekommen zu haben.

Angedeutete Kopfstöße zwischen den Stürmern

Der Mann gewordene Ellenbogencheck suchte aber auch bewusst oft die Nähe zu Lewandowski. Ganz Mandzu-Monster bot er ihm in Minute 65 nicht mehr nur symbolisch die Stirn.
Wie zwei Boxer vermischten die zwei ihren Stirnschweiß, schauten sich tief in die Augen, tauschten auch verbal ein paar Nettigkeiten aus. Keiner zuckte zurück. Mandzukic ging zweimal nach vorne, Lewandowski einmal, beide boten so Andeutungen von Kopfstößen. Es gab nicht mal Gelb.
Verdammt hitzig! Auch wenn Lewandowski die Aktion später herunterzuspielen versuchte. Was da war?
Das ist mir egal, ich weiß gar nicht, was genau passiert ist.
Echt nicht? “Das ist Fußball.”
Und vor allem Mandzukic. Intern soll Guardiola mal fallen gelassen haben, dass man mit Mandzukic zwar prima in einen Krieg ziehen könnte – aber nicht unbedingt in ein Fußballspiel.
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Gingen 2014 getrennte Wege: Trainer Pep Guardiola (l.) und Stürmer Mario Mandzukic

Fotocredit: Imago

“Dieser Mann hat mich enttäuscht”

Die Vorgeschichte: Während Jupp Heynckes Mandzukic zu nehmen wusste, waren dem Spanier dessen latent rotzige Wiederworte, verweigerte Handschläge, die Zweikampfhärte im Training gegen die eigenen Kollegen und nicht zuletzt die zlataneske “Ist-mir-egal”-Einstellung in seiner Debütsaison 2013/14 ein Dorn im Auge.
Und Bayern hatte 2013 ohnehin schon die Angel nach Lewandowski ausgeworfen. Weswegen man Mandzukic, den Führungstorschützen aus dem Champions-League-Finale 2013, nur ein Jahr später am langen Arm verhungern ließ – trotz respektabler Ausbeute von 48 Toren in 88 Pflichtspielen.
“Dieser Mann hat mich enttäuscht”, sagte Mandzukic im Herbst 2014 recht unverhohlen über Pep. “Guardiola war nicht fair zu mir. Ich habe das Beste für die Mannschaft und für Bayern gegeben, hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden.”

“Krieger Mandzukic” an beiden Toren beteiligt

Trotz Vertrags bis 2016 verkaufte man Mandzukic 2014 für 22 Millionen Euro an Atlético Madrid. Und weil’s dort nicht so recht lief, ging’s vergangenen Sommer zu Juventus weiter – wo der Stürmer nun seine Chance zur Revanche bekam.
Schon den ersten Schuss aufs Tor feuerte Mandzukic nach 29 Sekunden ab. Im zweiten Durchgang drehte er dann richtig auf, warf sich in jeden Zweikampf, als ob es sein letzter wäre. Gewann Pressbälle wie Fanherzen, nervte Bayerns Abwehr und Lewandowski – und leitete schließlich nicht nur Juan Cuadrados Chance, sondern das 1:2 direkt und das 2:2 indirekt ein.
“Krieger Mandzukic. Wirft sich in das Spiel, als ob er nie verletzt gewesen wäre. Er ist ein Löwe, hilft hinten, liefert eine Vorlage“, schrieb die Turiner Tageszeitung “La Stampa”.

“Er will Bayern weh tun”

Auch die Bayern lobten. “Man kennt ihn ja. Es ist nichts Neues, dass er alles reinwirft”, sagte Philipp Lahm anerkennend, “aber genau so hat er uns geholfen, als er bei uns gespielt hat.”
“Er ist ein intensiver Gegenspieler, keine Frage”, sagte Thomas Müller über den Ex-Kollegen. Und, ja, tatsächlich: “Er ist ein guter Typ.”
Bis auf das in Umlauf gebrachte Kaffee- und Torkanonen-Zitat hatte der gute Typ selbst aber vorher dicht gemacht. Dafür kündigten seine Kollegen den heißen Tanz an. “Er will Bayern weh tun, er hat noch einmal einen ganz anderen Antrieb und Hunger als wir”, sagte Patrice Evra – was sicher auch fürs Rückspiel am 16. März gelten wird. Denn:
Wenn Mario spielt, habe ich noch nie gesehen, dass ein Verteidiger einen ruhigen Abend hatte.
Und nachher? Da schlich Mandzukic wieder wortlos, aber grinsend durch die Katakomben an der Espresso-Bar vorbei. Thomas Müller gab er von hinten aber noch einen freundschaftlichen Rempler mit. Sicher ist sicher.
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