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Paulo Dybala vor Juventus gegen Bayern: "Mehr Killerinstinkt als Alvaro Morata und Paul Pogba"

Christian Bernhard

Update 23/02/2016 um 12:21 GMT+1 Uhr

Es gibt Schöneres für einen 19-Jährigen, als sich auf dem Fußballplatz von Gennaro Gattuso immer und immer wieder umhauen zu lassen. Paulo Dybala ist das auf Sizilien widerfahren. Im Sommer 2013, als Gattuso den damaligen italienischen Zweitligisten Palermo coachte, ließ er im Training den jungen Argentinier als Zehner spielen und ging selbst als Sechser, wie zu seinen aktiven Zeiten, zu Werke.

Paulo Dybala spielt seit 2015 für Juventus Turin

Fotocredit: AFP

"Wenn ich ihn ausspielte, haute er mich um“, erzählte Dybala der „Repubblica“. "So habe ich gelernt, mit dem Kontakt umzugehen, meinen Körper richtig einzusetzen und die Attacken zu antizipieren." Gattusos harte Schule lehrte ihn, Tritte ein- und wegzustecken.

Offensiver Fixpunkt

Geschadet hat das ungewöhnliche Training nicht. Dybala ist im vergangenen Sommer bei Juventus gelandet und war den Turinern 32 Millionen Euro wert, zu denen noch bis zu acht Millionen Euro Nachzahlungen dazukommen können. Eine stolze Summe - doch anscheinend eine gut investierte, denn jetzt, nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Turin, ist der 22-jährige Angreifer mit dem kindlichen Gesicht schon der offensive Fixpunkt des italienischen Meisters.
Für die anderen renommierten Juve-Angreifer wie Mario Mandzukic oder Alvaro Morata geht es seit Monaten darum, den Platz neben dem Argentinier zu ergattern.
Das liegt nicht nur an den 16 Toren und acht Vorlagen, die er in seinen 35 bisherigen Saisonspielen bereits verbucht hat. Es ist seine Variabilität, die ihn so wichtig für die Turiner macht. Dybala ist kein klassischer Stürmer, sondern bewegt sich im kompletten offensiven Bereich - oft auch schon im Mittelfeld.
Dybala ist Spielmacher, Vorbereiter und Knipser in einer Person, er leitet Aktionen ein, kombiniert auf engstem Raum und schließt selbst ab. Ab der Mittellinie drückt er dem Juve-Spiel den Stempel auf. "Sehr erstaunt" sei er ob Dybalas schneller Auffassungsgabe gewesen, sagte Juve-Trainer Massimiliano Allegri dem "Corriere della Sera".

"Stärkerer Killerinstinkt" als Morata und Pogba

Allerdings reiche es aus, Dybala in die Augen zu schauen, um "seinen Willen und seine Entschlossenheit" zu erkennen. Der Argentinier, so Allegri, habe einen "stärkeren Killerinstinkt" als Morata und Paul Pogba, da er sich von unten hochgearbeitet habe.
Im Alter von 15 Jahren war der Stürmer ganz unten, damals starb sein Vater. Er fehle ihm "so sehr", sagt Dybala heute, "aber seine Abwesenheit hat mir Kraft gegeben und mich reifen lassen." Kurz nach dem schweren Verlust zog Dybala, dessen Großvater im zweiten Weltkrieg von Polen nach Argentinien geflüchtet war, ins Klub-Internat von Instituto Atletico Central Cordoba, wo auch Mario Kempes fußballerisch groß geworden ist. "In Argentinien", sagt Dybala, "wird man früh zum Mann."

Alles, was einen Spitzenspieler ausmacht

Mittlerweile ist er in Fußball-Italien in aller Munde. Italiens Ex-Nationaltrainer Cesare Prandelli sagte, Dybala habe die Qualitäten, ein "neuer Del Piero" zu werden. Juves Generaldirektor Giuseppe Marotta erinnert er an Omar Sivori, der in den 50er- und 60er-Jahren dem Juve-Spiel Pfiff und Klasse verlieh. Sein Kapitän Gianluigi Buffon sagte der "Gazzetta dello Sport", der Argentinier habe "alles, was einen Spitzenspieler" ausmache: "Köpfchen, Bescheidenheit, die Liebe zum Detail, Charakter, Willensstärke und Technik." Buffon findet, Dybala habe die Voraussetzungen, "einer der ganz Großen des Weltfußballs" zu werden.
Gattuso, der ihn einst aus pädagogischem Antrieb umsenste, sagt, dass schon eine Sekunde ausreiche, um zu erkennen, "dass er von einem anderen Planeten" sei. Und dann ist da noch Lionel Messi, Dybalas großes Vorbild. Auch der Barca-Superstar soll von Dybalas Spielweise angetan sein und bei Argentiniens Nationaltrainer Tata Martino, der Dybala im September erstmals in die Nationalmannschaft einberufen hatte, mehr als ein gutes Wort für ihn eingelegt haben.
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Paulo Dybala

Fotocredit: Imago

Viel öffentlicher Rummel für einen 22-Jährigen, den bis vor wenigen Monaten außerhalb Italiens nur wenige kannten und der in Turin mit seiner Mutter zusammenlebt. Die Familie vermittelt ihm die Normalität, die ihm die öffentliche Aufregung um seine Person momentan verwehrt. "Sie sagen mir, wozu die anderen nicht den Mut haben", erzählt er. "Wenn ich mir eine Ohrfeige verdient habe, bekomme ich sie von meinen Brüdern." Viele dürften es in den letzten Monaten nicht gewesen sein.
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