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3 Dinge, die bei Rostow - Bayern auffielen: Ancelottis Zeichen verpufft

Johannes Mittermeier

Update 02/12/2016 um 15:45 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München kassiert am 5. Spieltag der Champions-League-Vorrunde beim FK Rostow die nächste Pleite. Beim 2:3 (1:1) setzt sich ein misslicher Trend fort, selbst Bayern-Kapitän Philipp Lahm fehlen die Erklärungen. Dabei war Lahm von Trainer Carlo Ancelotti extra ins Mittelfeld gestellt worden, wie bei Pep Guardiola. Eigenwerbung betrieb allein Renato Sanches. Was uns auffiel.

Der FC Bayern verliert beim FK Rostow

Fotocredit: AFP

1. "Beste Mannschaft Europas"?

Am Freitag wird Uli Hoeneß wieder zum Präsidenten des FC Bayern München gewählt. Eine seiner Parolen lautete einst: "The trend is your friend." Hoeneß konnte das Sätzchen gerade dann anbringen, wenn die Seinen vernünftig gespielt, aber auf dem Fußballfeld ineffizient gewirtschaftet hatten. Also meistens nach Niederlagen.
Aktuell ist Bayern kein Trendsetter. Hoeneß schweigt, noch, dafür redete der Stadionsprecher des FK Rostow: Er begrüßte die zum 5. Spieltag der Champions-League-Vorrunde angereisten Münchner als "beste Mannschaft Europas".
Was zu beweisen war. Als bereits fürs Achtelfinale qualifizierter Gigant, bei Minusgraden in Russlands Provinz. "Wir müssen über die Schmerzgrenze gehen", forderte Thomas Müller. Kollege Holger Badstuber, erstmals seit 24. November 2015 in der "Königsklasse" dabei, dokumentierte den Willen mit kurzen Ärmeln ohne Handschuhe.
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FK Rostow gegen FC Bayern München

Fotocredit: AFP

Die Einstellung war nicht zu bekritteln, der missliche Trend aber setzte sich fort bei Rostows fast sensationellem 3:2 (1:1) - dem ersten Sieg der Russen in der Champions League. Für Bayern aber war's die zweite Pleite in Folge nach dem 0:1 bei Borussia Dortmund. Noch trendiger: Von den vergangenen zehn Pflichtspielen gewann der FCB nur die Hälfte. Mau.
"Sky"-Experte Lothar Matthäus kritisierte:
Es ist nicht das Bayern München, das wir kennen. Das letzte Engagement fehlt, Galligkeit und Bissigkeit sind irgendwo liegengelassen worden. Auch das Zweikampfverhalten - alles ist so ein bisschen mit Handbremse.
In Extremphasen verschanzte sich Rostow mit zehn Mann am Strafraum, es entwickelten sich Handball-ähnliche Zustände und Bayerns ewig alte Aufgabe der Lösungsfindung. Druck ja, Wucht nein, trotz optischer Dauerdominanz.
Drei Gegentore, von Sardar Azmoun (44.), Dmitri Poloz (49./Foulelfmeter) und Christian Noboa (66.), zu viel für die "beste Mannschaft Europas".
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Christian Noboa jubelt über sein Tor gegen den FC Bayern

Fotocredit: AFP

Laut Matthäus mangelt's Bayern an Essentiellem, er vermisste einen "Leader". Kapitän Philipp Lahm sollte das sein, hinterher suchte er selbst nach Erklärungen.
Wir sind zu sorglos in unserem Passspiel. Ich weiß nicht, woher das kommt, es macht den Eindruck, dass wir nicht hundertprozentig konzentriert sind. Krise ist zu viel, aber wir müssen das schnellstmöglich abstellen.
Sechs Wechsel in der Startelf (unter anderem Sven Ulreich anstatt Manuel Neuer/Wadenverhärtung) und ungemütliche Rahmenbedingungen ließ Lahm nicht gelten. Als FC Bayern müsse "man hier gewinnen, egal, wie die Temperaturen sind oder der Platz oder das Personal".

2. Ancelottis Statement mit Lahm

Die Diskussionen werden anhalten, eines aber wollte sich Trainer Carlo Ancelotti offenbar ersparen: den Vorwurf, nicht anpassungsfähig zu sein.
"Wir werden dieses System nicht ändern", sagte er vorher über sein 4-3-3. Tatsächlich behielt er die Ausrichtung bei, mit dem Unterschied, dass er Lahm ins Mittelfeld zog, wie früher Pep Guardiola. Das war als Statement zu werten, erst recht nach der nicht ohne Nebengeräusche abgewickelten Lahm-Auswechslung gegen den BVB.
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Philipp Lahm im Einsatz gegen den FK Rostow

Fotocredit: AFP

Neben Thiago und Renato Sanches agierte der 33-Jährige im Dreiermittelfeld, umsichtig und als strukturelles Element mit 79 Ballaktionen und 75 Prozent gewonnenen Zweikämpfen.
In der 47. Minute hätte Lahm - per Kopf! - beinahe sein allererstes Champions-League-Tor erzielt (im 109. Einsatz). Der ganz große Impuls aus der Zentrale fehlte allerdings, sodass nicht mehr als die Treffer von Douglas Costa (35.) und Juan Bernat (52.) heraussprangen. "Wir waren nicht gut", grummelte Ancelotti:
Im Moment ist es sehr schwierig für uns.
Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge stimmte zu, merkte jedoch an: "Es nützt jetzt nichts, groß Zirkus zu machen. Die Mannschaft weiß, dass sie es nicht gut gemacht hat."

3. Das beste Spiel von Sanches

35 Millionen Euro plus X zahlte Bayern für Sanches an Benfica Lissabon. Der Portugiese erlebte einen schleppenden Start, zwölf Einsätze, keiner über die volle Distanz. Sanches, den eigentlich Tempo, Power, Dynamik charakterisieren, verfiel oft in Aktionen, die hektisch und hyperaktiv wirkten.
In Rostow durfte er 73 Minuten ran, seine Auswechslung war taktischen Überlegungen geschuldet; Bayern lag ja zurück. Die Arbeitszeit nutzte der 19-Jährige, um die Vielfalt seiner Möglichkeiten anzudeuten.
Sanches gehörte zu den besten Bayern, den eifrigsten bestimmt, diesmal erschien er agiler, elanvoller, klarer. Und selbstüberzeugter. Drei Torschüsse, die Vorlage zu Bayerns 400. Champions-League-Tor durch Costa, dazu 69 Ballaktionen und 50 Prozent Zweikampfquote.
Von seinen 53 Pässen fanden 60,6 Prozent den avisierten Abnehmer, im Angriffsdrittel waren's sehr gute 88,5 Prozent.
Wenn der Trip nach Russland zu irgendetwas taugte, dann zumindest für diesen Auftritt, der Hoffnung macht. Dem FC Bayern im Allgemeinen und Sanches im Speziellen.
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