Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern München: Carlo Ancelotti bringt mit Auswechslung von Philipp Lahm Diskussion ins Rollen

Sebastian Dirschl

Update 22/11/2016 um 17:45 GMT+1 Uhr

Philipp Lahm personifiziert den FC Bayern München seit vielen Jahren wie kaum ein anderer. Als "Mr. Zuverlässig" und Kapitän war der 33-Jährige immer gesetzt, wichtig(st)er Eckpfeiler im Spiel der Bayern und daher unantastbar. Bis jetzt. Unter Trainer Carlo Ancelotti scheint Lahms Nimbus zu schwinden, womit der Italiener ein großes Fass aufmacht - Zündstoff mit Explosionsgefahr.

Philipp Lahm und Carlo Ancelotti beim Sieg des FC Bayern München gegen Werder Bremen.

Fotocredit: Imago

Bundesliga-Gipfel bei Borussia Dortmund, ein knapper Rückstand des FC Bayern München und nur noch gut 25 Minuten zu absolvieren. Um die drohende Niederlage noch abzuwenden, muss Carlo Ancelotti reagieren, nochmals einen neuen Impuls setzen.
Der Italiener wechselt Philipp Lahm aus. Den Kapitän. In der 68. Spielminute. Beschwerdefrei. Und viele fragten sich: wirklich?
"Da müssen Sie den Trainer fragen. Ich bin nicht für Ein- oder Auswechslungen zuständig. Es spielt keine Rolle, ob ich überrascht war oder nicht", gab Lahm nach dem Spiel etwas dünnhäutig und merklich gereizt bekannt.

FC Bayern: Ancelottis "Majestätsbeleidigung"

Ein ungewohntes Bild. Gefühlt war es das erste Mal, dass Lahm einfach so - sprich: leistungsbedingt - ausgewechselt wurde; faktisch erstmals seit Bayerns 1:5-Debakel beim VfL Wolfsburg anno 2009, mit Coach Jürgen Klinsmann.
picture

Philipp Lahm vom FC Bayern München

Fotocredit: SID

Unter Pep Guardiola hätte es das jedenfalls nicht gegeben, beim Katalanen war der 33-Jährige sakrosankt. "Er ist immer gut. Ich habe noch nicht ein schlechtes Spiel von Philipp Lahm gesehen", sagte Pep zum Ende seiner Münchner Amtszeit und stellte den "intelligentesten Spieler", den er je trainiert hat, auf eine Ebene mit den Bayern-Legenden Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge.
Objektiv betrachtet war die Auswechslung in Dortmund gerechtfertigt. Lahm zeigte keine besonders gute Leistung und erweckte nicht den Eindruck, in der Schlussphase noch entscheidende Inpulse liefern zu können. Ancelottis Entscheidung war dennoch unglücklich, zumal beispielsweise mit Thomas Müller oder Mats Hummels noch andere Kandidaten auf dem Feld standen, die sich eine vorzeitige Dusche verdient gehabt hätten.
Welche Intention hinter dem Vorgehen des Italieners steckte, bleibt rätselhaft. Wollte er etwa ein Exempel statuieren und klarmachen, dass niemand - also nicht einmal Lahm - seinen Platz in der Mannschaft sicher hat? Dass unter seiner Regie das Leistungsprinzip gilt und einstige Verdienste keine Rolle spielen? Oder zielte der Wechsel tatsächlich rein auf die sportliche Komponente ab?
Wie dem auch sei: Einen Gefallen hat sich Ancelotti mit seiner "Majestätsbeleidigung" nicht getan. Die Auswechslung Lahms löst eine Diskussion aus, die es gerade in der aktuell schwierigen Situation nicht gebraucht hätte. Sich selbst bringt der 57-Jährige zudem in die Schusslinie.

Auch Lahm tut sich keinen Gefallen

Lahm ist beim FC Bayern das Sprachrohr Nummer eins, gegenüber den Medien und innerhalb des Teams. In der Kabine ist er schon allein aufgrund seiner Rolle als Kapitän wichtigster Wortführer, weshalb bei einem Zwist mit Ancelotti innere Unruhe vorprogrammiert ist.
Doch auch Lahm selbst muss sich hinterfragen. Ob die aktuell immer stärker aufkommende Diskussion um sein (vorzeitiges) Karriereende und der damit womöglich einhergehende Wechsel in die Führungsetage zielführend ist, gilt es zu bedenken. Seine Aussage, "von Monat zu Monat" über seine Zukunft entscheiden zu wollen, zeugt nicht von der Überzeugung, die es braucht, um den Fußballsport auf Weltklasseniveau zu betreiben.
Oder eben auch: Um gut genug für den FC Bayern zu sein.
Wenn Lahm die von ihm selbst gestellte Frage, ob er auf hohem Niveau noch mithalten kann, mit einem Nein beantwortet, muss er das klar kommunizieren. Ansonsten sind weitere Auswechslungen vorprogrammiert. Aber nicht nur das: Es droht womöglich das unrühmliche Ende einer ganz großen Karriere.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung