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FC Arsenal - FC Bayern München - Paradoxe Siege: Ein 10:2 als Warnung

Florian Bogner

Update 08/03/2017 um 13:46 GMT+1 Uhr

Irgendwie paradox: Der FC Bayern München feiert gegen den FC Arsenal durch das 5:1 im Achtelfinal-Rückspiel das zweithöchste Weiterkommen der Champions-League-Geschichte, gibt sich nach der Partie aber dennoch alarmiert. Arjen Robben agiert dabei als mahnender Zeigefinger. Arsenal-Coach Arsène Wenger wiederum schiebt alles auf den Schiedsrichter.

Champions League: Arjen Robben und Arturo Vidal (FC Bayern)

Fotocredit: Imago

Aus London berichtet Florian Bogner
Arjen Robben haderte sichtlich mit sich selbst. Zum einen wartete der Bus abfahrtbereit zum Mitternachtsbankett im Landmark Hotel, zum anderen wusste der Angreifer des FC Bayern München nicht so recht, wie er sich denn jetzt ausdrücken sollte.
"Bei 5:1 und 5:1 muss ich vielleicht den Mund halten und nicht kritisch sein", sagte Robben und man merkte ihm an, dass ein "Aber" folgen musste:
Aber für mich ist das eine Lehrstunde für das Viertelfinale: So eine erste Halbzeit darf man nicht spielen!

FC Bayern, der Klatschen-Spezialist

Es ist schon paradox. Auf dem Papier lieferten die Bayern gegen den FC Arsenal im Achtelfinale der Champions League mit 10:2 in Hin- und Rückspiel das zweitklarste jemals abgelieferte Ergebnis ab (der Rekord gehört ihnen auch: 12:1 gegen Sporting Lissabon 2008/09) - und dennoch waren sie alarmiert.
"Wir haben Fehler gemacht, die wir eigentlich nicht machen", bilanzierte auch Trainer Carlo Ancelotti. Wohlgemerkt: nach einem 5:1. Auswärts. Beim FC Arsenal. "Wir waren in unserer Spielanlage nicht so klar wie sonst üblich."
Auch Mats Hummels meinte kritisch:
Das hat sich sicher nicht wie ein 5:1 angefühlt. Es sieht souverän aus, aber wir hätten es souveräner spielen müssen.

Mats Hummels muss zwölf Mal klären

Zwar hatte man den FC Arsenal nicht wirklich ernsthaft im Verdacht, das mirakulöse 4:0 zu schaffen, das die Londoner zum Viertelfinal-Einzug gebraucht hätten; doch nach der Führung von Theo Walcott (20.) sah man verunsicherte Bayern um Fassung ringen. "Schön Druck gehabt", hatte man da, sagte Karl-Heinz Rummenigge zu einer wackeligen ersten Halbzeit. "Wenn man ehrlich ist, haben wir da ein bisschen gezittert."
Mit "nachlässig, gedanklich langsam, träge, pomadig" beschrieb Hummels die Symptome des Bayern-Spiels. Ein Faktor: Weil Arsenal in der ersten Halbzeit fast 45 Prozent seiner Angriffe über Walcotts rechte Seite vortrug, hemmte das im Gegenzug Bayerns starke Linke. Franck Ribéry und David Alaba leisteten sich im Verbund indiskutable 33 Ballverluste. Mats Hummels wurde als linker Innenverteidiger so mehr involviert, als ihm lieb war - zwölf Mal musste er klären.
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Mats Hummels und Theo Walcott

Fotocredit: AFP

Dass Arsenal Thiago gut aus dem Spiel zu nehmen vermochte, tat dazu sein übriges – der spielte in der gesamten Partie tatsächlich nur einen einzigen Pass auf Stürmer Robert Lewandowski. "Wir müssen analysieren, was wir nicht gut gemacht haben und am Samstag sofort reagieren", sagte Ribéry mit Blick auf Frankfurt.

Spielentscheidende Szene mit Lewandowski

Dass es am Ende doch 5:1 ausging, hatte indes viel mit der Szene in der 54. Minute zu tun, in der Laurent Koscielny (den knapp im Abseits befindlichen) Robert Lewandowski umrempelte, dafür einen Elfmeter aufgebrummt bekam und die Rote Karte sah.
Arsenal-Coach Arsène Wenger nannte das "unglaublich" und machte den Schiedsrichter verantwortlich für die Pleite. "Er hat einen unwahrscheinlichen Einfluss auf das Spiel gehabt."
Interessant auch, dass der Londoner Trainer sagte, man habe in Summe "sehr gut gespielt", mit "Opferbereitschaft, Stolz und Hingabe". Nach einem 1:5. Zuhause. Wenger:
Es fühlt sich so an als hätten wir das Spiel in die Richtung gelenkt, die wir haben wollten. Es ist schwierig zu verstehen, was dann passierte.

Halbzeiten für sich: 2:1 und 0:9

De facto zerfiel Arsenal ohne seinen Abwehrchef wie im Hinspiel, als Koscielny kurz nach der Halbzeit verletzt raus musste, in seine Einzelteile, kassierte durch die Tore von Lewandowski (55., Elfmeter), Robben (68.), Douglas Costa (78.) und Vidal (80./85.) am Ende sogar die höchste Europacup-Heimniederlage.
Dass Arsenal in Addition der beiden ersten Halbzeiten 2:1 gewonnen hätte, wog das kumulierte 0:9 in den zweiten Durchgängen nicht auf.
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Arsène Wenger

Fotocredit: AFP

Während Arsenal zum siebten Mal in Folge im Achtelfinale "good-bye" sagte, richteten die Bayern den Blick aufs Viertelfinale. Und weiter. 17 Spiele sind sie nun schließlich unbesiegt, reiten seit dem 23. November auf einer Welle des Erfolgs, die zusehends an Fahrt aufnimmt, sich auftürmt.

Der Geist von 2013?

"Wir sind konkurrenzfähig und selbstbewusst, aber es ist schwierig und hängt oft an Kleinigkeiten", sagte Ancelotti, auf die Titelchancen angesprochen.
"Wenn du nur die Zahlen anschaust, ist 10:2 beeindruckend. Das Viertelfinale muss nicht das Ende sein. Wir wissen genau, was wir wollen", sagte Robben, dann schon ein bisschen selbstbewusster.
Dass sie es drin haben, wissen sie. Hummels: "Wir sind momentan in der richtigen Verfassung, um weit zu kommen."
Wobei Robben das Gerede vom Geist von 2013 dann schon wieder zu viel war:
Ich mag das nicht, wir sollten jetzt nicht zu euphorisch werden. Wir sind erst im Viertelfinale. Das wird ein ganz schweres Ding.
Denn, so Rummenigge: "Wir tun gut daran, uns jetzt nicht zum großen Favoriten abstempeln zu lassen. Champions League verzeiht keine schwachen Halbzeiten."
Weitergekommen sind sie in London trotzdem. Irgendwie paradox.
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