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FC Bayern - Arsenal: Douglas Costa und die Charakterfrage in der Champions League

Johannes Mittermeier

Update 15/02/2017 um 08:14 GMT+1 Uhr

Douglas Costa vom FC Bayern München steht im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Arsenal in der Bringschuld. Kürzlich hat er ein brisantes Interview gegeben, weil es Forderungen nach Stammplatz und Gehaltserhöhung enthielt. Auch Weltfußballer möchte Costa werden, dabei hat er bei Bayern abgebaut. Jetzt fehlt Franck Ribéry. Das ist Costas Chance.

Douglas Costa vom FC Bayern Müchen

Fotocredit: Imago

Angeregt unterhielten sich Douglas Costa und Arjen Robben, als sie dienstags den Trainingsplatz des FC Bayern München betraten. Das war ein stimmiges Bild, fast symbolisch: Die Flügelspieler schritten als Union voran.
In Ingolstadt verzichtete Bayern-Trainer Carlo Ancelotti zunächst auf ihr Zutun. Als sie dann spielten, "hat es ein bisschen besser funktioniert", registrierte der Italiener, was als gewinnbringendstes Produkt dieses furchtbar zähen Fußballspiels gelten durfte.
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Douglas Costa mit Bayern-Trainer Carlo Ancelotti

Fotocredit: Imago

Wenn die Münchner den FC Arsenal zum Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals empfangen (an Mittwoch ab 20:45 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de), werden sie Außen-Seiter sein - allerdings nur in der Hinsicht, dass Robben und höchstwahrscheinlich Costa auf den Flanken beginnen.
Besonders vom Brasilianer werden Taten erwartet nach Worten, die womöglich nicht von ihm stammten, aber mit seinem Namen überschrieben waren. Jenes Interview, in "Bild" veröffentlicht, enthielt Sprengstoff in Zeiten akkurat glattgestrichener Floskeln. Eine davon sieht übrigens vor, "Charakter" zu zeigen in kritischen Situationen. Ein guter Vorsatz.

Douglas Costa als Weltfußballer? Bei aller Liebe...

Costa fühle sich "noch immer nicht komplett glücklich" in München, bekundete er in diesem Interview, es gäbe "millionenschwere" Offerten aus China und Europa, die Bayern müssten "einfach nur ein Angebot annehmen". So was stand da. Und noch einiges mehr. Juventus Turin hat offenbar zugehört.
Ancelotti und Klubpräsident Uli Hoeneß entwickelten den Verdacht, dass nicht Costa sprach, sondern dessen Agent. In diesem Kontext interessant: Costas Beraterfirma vertritt auch Dimitri Payet, der soeben einen Wechsel zu Olympique Marseille erzwang. Es durfte also etwas klargestellt werden, und in der "ARD" hoeneßte Hoeneß:
Das ist der verzweifelte Versuch, uns zu sagen, dass er zu wenig verdient. Das kann er noch zehnmal machen, es wird ihm nichts nützen. Er ist sicher kein Sozialfall.
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Douglas Costa vom FC Bayern

Fotocredit: Imago

Falls Costa nicht Urheber der Aussagen sein sollte, hätte er wenigstens wissen müssen, welches Störmoment sie hervorrufen. Zumal der 26-Jährige einen durchaus großspurigen Eindruck vermittelte. Er wolle Bayern jetzt nicht verlassen, denn:
Ich denke, dass ich hier um den Goldenen Ball kämpfen kann.
Ja, das ist derselbe Goldene Ball, den seit 2008 lediglich Cristiano Ronaldo und Lionel Messi erhaschten. Nun könnte man sagen: Costa hat Ambitionen. Man könnte aber genauso sagen: Costa hat Halluzinationen. Der Beste der Welt? Bei aller Liebe...
In München ist der 18-fache Nationalspieler keine Stammkraft per Definition. Er wäre es gern ("Ein entscheidender Unterschied innerhalb meines Karriereprojekts"), doch sofern Franck Ribéry fit ist, gibt's Job-Sharing. Zu Costas Problemen zählt - neben der Anwesenheit Ribérys - seine abgeflachte Entwicklungskurve.

FC Bayern: Ribéry mit stärkeren Werten als Costa

Für 30 Millionen Euro wurde er 2015 von Schachtjor Donezk eingekauft, als Alternative/Ersatz/Nachfolger für Ribéry, damals dauerverletzt. Costa startete furios, er verblüffte mit Explosivität, Witz und ungemeinem Variantenreichtum. Zwei Tore und zwölf Vorlagen gelangen in 13 Bundesliga-Einsätzen, danach stagnierte die Flucht nach vorne.
Parallel präsentierte sich ein erholter Ribéry geradliniger, spielintelligenter, effektiver als der zu Launen neigende und in der Rückwärtsbewegung oft lasche Costa. In dieser Saison sind beim Franzosen zwei Tore und elf Assists aus 18 Pflichtspielen notiert, Costa steht bei je fünf Treffern und Vorlagen in 21 Partien, darunter Individualleistungen gegen Darmstadt oder Wolfsburg, die Siege sicherten, teils fulminant.
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Franck Ribéry mit Douglas Costa

Fotocredit: AFP

Gänzlich überzeugt, so richtig, hat er nach Herbst 2015 trotzdem nicht mehr. "Sehr viel Glück" habe Costa, dass Ribéry erneut malade sei, sagte "ARD"-Experte Mehmet Scholl.
Ich bin sowieso kein Costa-Fan. Er ist kein Spieler, auf den der FC Bayern nicht verzichten kann.
Wer Weltfußballer werden will, sollte in der Liga der Besten brillieren. Ribéry fehlt mit Muskelfaserriss im Oberschenkel, Costa darf sich beweisen. Er muss sogar. Da ist die Charakterfrage. Und da ist Bayerns kolportiertes Interesse an den Flügelspielern Serge Gnabry und Julian Brandt.
Vielleicht macht sich Costa ja schneller entbehrlich als gedacht.
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