Dilemma um Mario Götze beim BVB: Wenn nicht jetzt, dann nie...

VonTobias Hlusiak

Update 18/09/2018 um 10:57 GMT+2 Uhr

Am Dienstag beginnt für Borussia Dortmund beim FC Brügge (21 Uhr im Liveticker) die Champions League. Für Mario Götze hängt weit mehr an diesem Spiel als ein sportlich guter Start in die Königsklasse. Dem Mittelfeldspieler dient der Auftritt des BVB beim belgischen Vertreter als Indikator für die Zukunft. Angesichts der Verletzung von Thomas Delaney gilt für Götze: Wenn nicht jetzt, dann nie.

Mario Götze

Fotocredit: Imago

Über keinen Spieler von Borussia Dortmund wird derzeit öffentlich mehr diskutiert als über Mario Götze. Und das, obwohl der Weltmeister von 2014 bislang keine einzige Minute in der Bundesliga spielte. Oder vielleicht - und diese Hypothese ist nicht besonders gewagt - genau deswegen.

Alle äußern sich zu Götze. Unter anderem TV-Experte Lothar Matthäus, der einen Vereinswechsel für den Borussen als einzigen Ausweg sieht und ihn darüber hinaus hart kritisiert. Dass es Götze schwer haben wird, sich in Zukunft durchzusetzen, hatte der Rekordnationalspieler prophezeit.

Der viel besprochene Götze selbst, sagt dieser Tage erstaunlich wenig. Die Berichterstattung über ihn sehe er kritisch, ließ er vor gut einer Woche mitteilen. Zur sportlich verfahrenen Situation dagegen äußert sich der 26-Jährige nicht. Er trainiert und wartet ab. Stattdessen wird er von BVB-Seite leidenschaftlich verteidigt.

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Watzke springt Götze zur Seite

Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hielt erst kürzlich in der Westfälischen Rundschau ein flammendes Plädoyer für seinen Spieler:

Mario macht gerade alles richtig: Er trainiert gut, er lässt nicht nach, er bietet sich an, ist total fokussiert. Er ist ein wichtiger Bestandteil unserer Mannschaft, und ich bin sicher, dass er in dieser Saison noch gute Spiele für den BVB machen wird.

Er wisse, dass Matthäus provokante Thesen aufstellen müsse. "Aber es wäre schön, wenn er als einer der größten Spieler, die Deutschland je hatte, den Mario jetzt mal in Ruhe lassen und nicht noch auf ihm herumtrampeln würde." Rumms!

Watzke ist nicht der einzige, im schwarz-gelben Umfeld, der darauf vertraut, dass Trainer Lucien Favre auf Dauer nicht an Götze und seinen Fähigkeiten vorbeikommt Und sei es nur auf Grund der im vollgepackten Terminkalender erforderlichen Rotation.

Mario Götze lors de Manchester City - Borussia Dortmund / International Champions Cup

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Alle Welt steht hinter Götze

"Mario ist Mario", sagt sein Freund und Kapitän Marco Reus. "Dass es schwierig für ihn ist, ist ganz klar. Er ist noch immer ein überragender Fußballer." Das - so scheint es - steht für Experten, Weggefährten und Beobachter ohnehin außer Frage, denn auch Roman Weidenfeller betont, dass "er vom Potenzial alle Möglichkeiten hat".

Seinem ehemaligen Mitspieler bleibe aber keine andere Wahl, als sich bei Trainer Lucien Favre anzubieten.

Rückendeckung erhält Götze auch vom Leiter der BVB-Lizenzspielerabteilung, Sebastian Kehl: "Natürlich nervt ihn das. Er will spielen", so Kehl bei Eurosport. "Trotzdem wirft sich Mario im Training rein. Er ist ein guter Junge, der unheimlich viel Potential hat. Er wird in den nächsten Spielen reinrutschen. Da bin ich mir ganz sicher."

"Mario hat es nicht verdient, dass man ihn im Moment so kritisiert. Er ist ein toller Bursche, der zudem auch noch eine hohe Qualität besitzt“, sagte auch BVB-Präsident Reinhard Rauball der "Bild". Gleichzeitig merkte er aber an :

Die Frage ist, wie Mario in Favres System passt.

Und genau das ist Götzes Dilemma. Man kann ihm von allen Seiten gut zureden, solang der Trainer nicht zu seinen Fürsprechern gehört, spielt er nicht. Und so sieht es derzeit aus.

Favre hat keinen Platz für Götze

Nach überstandener Stoffwechselerkrankung und der Nicht-Berücksichtigung für die WM in Russland hatte Götze unter Favre auf einen Neubeginn beim BVB gehofft. Die Hochzeit im Sommer wurde zu Gunsten der USA-Reise abgesagt. Dort und in der ersten Runde des Pokals bei Greuther Fürth spielte der Nationalspieler auch. Doch seit der neue BVB-Coach den kompletten Kader beisammen hat, sieht Götze kein Land mehr.

Favre begründet dies mit dem System und einer Vielzahl von Mittelfeldspielern. Auf einer Pressekonferenz vor dem letzten Bundesligaspiel gegen Frankfurt analysierte er, auf welchen Positionen er Götze einsetzen könne. Favre kam zu dem Ergebnis, dass egal wie er es dreht, in der Rangfolge immer mindestens ein Spieler vor dem Weltmeister platziert ist. "Das ist Fakt", meinte Favre und zuckte mit den Achseln.

Thomas Delaney

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Delaney fehlt - Die Chance für Götze?

Beim Gastspiel des BVB in Brügge wird man nun sehen, wie es wirklich um Götzes Standing bestellt ist. Thomas Delaney ist leicht angeschlagen. Der dänische Nationalspieler flog gar nicht erst mit nach Belgien.

Er besetzt die eine Position, die Götze aus dem Effeff spielt. Trotzdem ließ Favre einen Tag vor dem Spiel einen Einsatz des Deutschen kategorisch offen.