Schalke 04 redet sich stark für Duell mit FC Bayern: Ein Remis als Fortschritt

Wieder kein Sieg. Nach drei Niederlagen in der Bundesliga reichte es für den FC Schalke in der Champions League gegen den FC Porto nur zu einem 1:1. Das Bemerkenswerte: Anstatt sich über den verpassten Heimerfolg zu ärgern, deuten die Königsblauen das Remis als Fortschritt, ja sogar als Mutmacher für das Duell mit dem FC Bayern München am kommenden Wochenende.

Schalke-Profis Embolo (li.) und Caligiuri (re.)

Fotocredit: Imago

Aus Gelsenkirchen berichtet Andreas Morbach
Weston McKennie fegte durch das Tiefgeschoss der Schalker Arena, als sei der Leibhaftige hinter ihm her. Kurz vor der langen Rolltreppe Richtung Ausgang stoppte der 20-Jährige dann etwas widerwillig seinen rasanten Lauf und sprach über das 1:1 der "Königsblauen" gegen Porto.
"Großartig. Das hat Spaß gemacht. Ein Traum ist wahr geworden. Ich wollte immer schon auf diesem Niveau Fußball spielen", rasselte er in breitem Amerikanisch ein paar Schlagwörter herunter, drehte seinen kleinen Rollkoffer dabei wie wild im Karussell - und formulierte am Ende die zentrale Nachricht des Abends:

Tedesco in der Kritik

Am Samstag gastieren schließlich die Bayern auf Schalke (ab 18:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) und drohen dem Revierklub mit der dann vierten Niederlage im vierten Ligaspiel den Einstieg in die Runde vollends zu vermiesen.
Der junge Vizemeister-Coach Domenico Tedesco stand wegen der plötzlichen Anfälligkeit seiner eisernen Knappen daher früh in der Kritik, seine mitunter etwas komplizierte Trainersprache wurde ihm angelastet.
Zudem musste Manager Christian Heidel bereits aus seinem täglichen Umgang mit Tedesco kundtun, dass es dem akribischen Deutsch-Italiener keinesfalls an Ideen zur Flucht aus dem Tief mangele.

Schalker Umstellungen greifen

Beim 1:2 am Wochenende in Gladbach konnte man einen ersten Eindruck von der Richtigkeit dieser These bekommen, beim Remis gegen Porto folgten nun weitere Indizien für einen Aufwärtstrend.
So nahm Tedesco im Vergleich zur letzten Partie vier Umstellungen vor, die allesamt griffen. Bezeichnend: Die Ballstafette zum Schalker Führungstreffer zelebrierten mit Suat Serdar, dem finalen Passgeber McKennie und dem Torschützen Breel Embolo drei der frisch in die Startelf gerückten Akteure.
Und der Trainer selbst schwärmte regelrecht über die wiederbelebten Kämpferherzen um ihn herum.

"Das sind alles positive Signale"

Tedesco lobte das funktionierende Pressing und Gegenpressing seiner Mannschaft, die leidenschaftlichen Balleroberungen, die Mentalität im Allgemeinen.
Anschließend nannte der 33-Jährige Namen: "Wir hatten mit Weston Mc Kennie und Suat Serdar auf der Doppel-Acht zwei sehr junge Spieler, die sich zerrissen haben. Nabil Bentaleb hat es im defensiven Mittelfeld top gemacht. Das sind alles positive Signale. Genauso wie Salif Sané, der mich in der Innenverteidigung schon ein bisschen an Thilo Kehrer erinnert."
Der 21-jährige Kehrer wechselte vor drei Wochen als zweitteuerster Transfer in der Klubgeschichte von S04 für 37 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain. Das bedeutete zusätzliche Umstrukturierungsmaßnahmen in einem Team, in dem ohnehin schon einiges neu zueinander finden muss.
Gegen den anspruchsvollen Gegner Porto, Dauergast in der Champions League und 2004 in Gelsenkirchen zu seinem zweiten und bislang letzten Triumph in der Königsklasse gelangt, haben die Schalker nun eine Blaupause für die nächsten Wochen entdeckt. Und, kurzfristig besonders wichtig: Für die Herausforderung Bayern München.
picture

Domenico Tedesco (FC Schalke 04)

Fotocredit: Getty Images

"... dann können wir die Bayern schlagen"

"Heute haben wir genau das gezeigt, was uns in der letzten Saison stark gemacht hat. Mehr Kompaktheit, mehr Mentalität, noch mehr Disziplin. Wir müssen an uns glauben, dann können wir auch die Bayern schlagen", tönte Abwehrchef Naldo.
Gegen den portugiesischen Meister verursachte der baumlange Brasilianer dabei gleich zwei Strafstöße: Der erste, getreten von Alex Telles und pariert von Keeper Ralf Fährmann, war angemessen.
Den zweiten, von Mittelfeldmann Otavio zum Endstand verwandelt, empfanden alle Gelsenkirchener als ausgemachten Witz.

Elfmeter als Comedy

"Den kannst du nicht geben, das geht nicht", zürnte Tedesco, unterstützt von Heidels grienendem Urteil:
Letztlich nahm der Schalker Manager ("Glück und Pech gehören dazu, heute hatten wir Pech") die Entscheidung aber gelassen hin und sinnierte lieber über den blau-weißen Rohling.
"Kämpferisch", betonte der 55-Jährige, "war die Mannschaft gegen Porto absolut an der Grenze. Und über den Kampf werden wir auch wieder zum Spielerischen finden." Am liebsten schon gegen die Bayern...
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung