Drei Dinge, die bei PSG gegen BVB auffielen: Der Kulisse nicht gewachsen

Marc Hlusiak

Update 12/03/2020 um 10:49 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund scheitert im Achtelfinale der Champions League nach einer 0:2-Pleite im Rückspiel an Paris Saint-Germain. Die seltsame Kulisse im menschenleeren Parc de Princes bereitete dem BVB sichtlich mehr Probleme als dem PSG-Starensemble von Thomas Tuchel. In der Innenverteidigung erwischte Dan-Axel Zagadou einen schwachen Abend, vorne blieb der BVB fast komplett zahnlos. Was uns auffiel.

Emre Can vs. Neymar (am Boden) - Paris Saint-Germain vs. Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

1. Der Kulisse nicht gewachsen

Ruhe gab es jede Menge im menschenleeren Parc des Princes beim Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League zwischen Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund. Leere Ränge sorgten für eine gespenstische Stimmung auf dem Platz.
Auf das Dortmunder Spiel wirkte die ungewohnte Stimmungslage jedoch wenig beruhigend. Über die gesamte Spieldauer, besonders aber im ersten Durchgang, leistete sich der BVB auffällig viele Fehlpässe. Es stimmte ganz und gar nicht in der Abstimmung untereinander, obwohl die Kommunikation ob der akustischen Laborbedingungen eigentlich besonders gut hätte funktionieren müssen.
Immer wieder hörte man die Kommandos von Abwehrchef Hummels, der seine Vorderleute ermahnte, die Seite "richtig zu" zu machen oder "drauuuuuf" zu gehen, über die Außenmikrofone. Trotzdem fand sich beispielsweise Stoßstürmer Erling Haaland meist als wirkungslose Ein-Mann-Pressingmaschine wieder und Hummels Nebenmann Dan-Axel Zagadou hatte sichtlich Probleme, die richtige Positionierung in der Dreierkette zu finden und zu halten.
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Emre Can, Mats Hummels und Dan-Axel Zagadou (v.l.n.r.)

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Der BVB, der in Heimspielen vor mehr als 80.000 Zuschauern aufläuft, war der Kulisse im menschenleeren Innenraum des Parc des Princes schlicht nicht gewachsen.
Deutlich besser gingen die Gastgeber mit der ungewohnten Situation um. Die Mannschaft von Thomas Tuchel war von Beginn im Spiel, die äußeren Umstände merkte man den Franzosen kaum an. Vielleicht lag es ja an den lauten Fangesängen, die in der ersten Viertelstunde über die Stadion-Boxen durch die Arena hallten. Oder an den Raketen, die deutlich mehr als 1000 Fans vor dem Stadion in den Pariser Nachthimmel schossen.
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2. Zagadous Rückfall in längst vergessene Zeiten

In den vergangenen Wochen gehörte Dan-Axel Zagadou regelmäßig zu den Besten im Team von Borussia Dortmund. Mit der ihm eigenen fast schon arrogant wirkenden Lässigkeit am Ball übernahm der 20-Jährige Verantwortung im Spielaufbau, räumte im Zweikampf so gut wie jeden Gegenspieler aus dem Weg und schwang sich zum Publikumsliebling der Schwarz-Gelben auf.
Gegen seinen Ex-Klub PSG legte Zagadou allerdings eine jener Leistungen hin, für die er in seinen ersten Jahren beim BVB schon viel verbale Prügel einstecken musste. Nicht zu sehen von Ballsicherheit und klugen Entscheidungen im Spielaufbau. Der Innenverteidiger wirkte unkonzentriert und war fehleranfällig.
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Dan-Axel Zagadou und Edinson Cavani (re.)

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In der 24. Minute ließ er sich an der linken Strafraumkante von Angel Di Maria viel zu leicht tunneln und ermöglichte dem Argentinier so, in den Strafraum zu dribbeln. Nur eine Minute später ließ er Edinson Cavani in seinem Rücken unbewacht, der Uruguayer lief nach Steilpass von Di Maria allein auf Roman Bürki und kam völlig frei zum Abschluss. Der Schweizer Torwart parierte sensationell mit der rechten Fußspitze.
An den Gegentreffern war der junge Franzose jedoch schuldlos. Beim 0:1 ließ Achraf Hakimi den ihm zugeteilten Neymar im Rücken laufen, der aus kurzer Distanz einköpfte (25.). Juan Bernats Schuss zum 2:0 fälschte Lukasz Piszczek unhaltbar für Bürki ab.

3. Seltsam zahnlose BVB-Offensive

Es ist nicht so, dass PSG dem BVB nichts angeboten hätte. Hin und wieder boten sich dem Bundesligisten schon Räume, die dieser mit seiner pfeilschnellen Offensive (Hazard, Sancho, Hakimi, Haaland) hätte bespielen können. Bälle in die Tiefe hinter die hoch stehende Viererkette der Franzosen gab es aber kaum.
Das hatte zur Folge, dass Haaland den Abend mit erschreckenden 23 Ballaktionen (kein Torabschluss) beendete und zu allem Überfluss nach dem Spiel von der ganzen gesamten PSG-Mannschaft verhöhnt wurde.
"Wir haben es nicht geschafft, viel Druck aufs Tor zu entwickeln", gab Hummels nach der Partie bei "Sky" zu. In der Tat wirkte der BVB seltsam zahnlos. Auch der zuletzt so formidable Jadon Sancho kam in der französischen Hauptstadt nicht zu seinem Spiel und das, obwohl man den Engländer "ein paar Mal in gute Situationen gebracht" hätte, so Hummels weiter.
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BVB: Jadon Sancho nach dem Aus gegen PSG in der Champions League

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Vor allem in der zweiten Halbzeit war die schwächelnde Offensive offensichtlich. Kein einziger Schuss auf den Kasten von Keylor Navas und das trotz 67 Prozent Ballbesitzt sind für ein K.o.-Rückspiel in der Champions League zu wenig. "Es hat uns die letzte Entscheidung und der letzte bzw. vorletzte Pass gefehlt", ärgerte sich Trainer Lucien Favre nach dem Spiel.
Auch Sportdirektor Michael Zorc schlug in diese Kerbe:
Im Vorwärtsgang waren wir sehr harmlos. Die Enttäuschung ist groß, dass wir die Chance nicht genutzt haben. Wir waren nicht gut genug. Wir hatten heute zu viele Spieler unter Form.
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