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FC Bayern: Fünf gute Gründe für das Triple

Florian Bogner

Update 17/08/2020 um 21:31 GMT+2 Uhr

7:2 gegen Tottenham Hotspur, 7:1 gegen den FC Chelsea (in Hin- und Rückspiel), 8:2 gegen den FC Barcelona - der FC Bayern München marschiert durch die Champions League und braucht nur noch zwei Siege bis zum Triple. Beim Schützenfest gegen Barcelona zeigten die Bayern, wie viel Power in ihnen steckt. Zudem erweist sich die Bank als Faustpfand. Fünf gute Gründe für den Bayern-Durchmarsch.

Thomas Müller (r.) mit Thiago - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Thomas Müller wirkte richtig gerührt. Fast schon in sich gekehrt beantwortete er die Fragen nach dem 8:2 gegen den FC Barcelona. Euphorisiert, das sicher, aber eben auch: demütig und dankbar.
"Wie wir zusammengespielt haben, da geht mir das Herz auf", sagte der langjährige Bayern-Profi am Freitagabend beseelt. "Wahnsinnswerbung für den FC Bayern" sei das Schützenfest gegen immer hilflosere Katalanen gewesen, so Müller.
"Wir haben eine kleine Duftmarke gesetzt", meinte Trainer Hans-Dieter Flick, was durchaus als die Untertreibung des Jahres durchgehen dürfe.
So rauschend das Fest am Freitag war - sie sind noch nicht am Ziel. Zwei Siege braucht es noch bis zur Unsterblichkeit, bis zur Wiederholung des Triples von 2013 unter so ganz anderen Umständen. Nächste Etappe: Halbfinale gegen Olympique Lyon am Mittwoch (21:00 Uhr im Liveticker).
Dass sie's im Kreuz haben, hat das Barcelona-Spiel eindrucksvoll gezeigt. Hier sind fünf gute Gründe für den Bayern-Durchmarsch.

Power

Wenn man sah, wie Bayern Barcelona bis zur letzten Minute piesackte, ja sogar nach allen Regeln der Kunst sezierte, der bekam einen guten Eindruck vom Fitnesszustand der Münchner. Trotz 55:45 Prozent Ballbesitz rannten die Münchner fast zehn Kilometer mehr als der Gegner (107,55 km zu 98,28 km) - fast wie in numerischer Überzahl.
"Wir sind momentan in einer unglaublichen Verfassung", sagte Thomas Müller, selbst emsiger Arbeiter gegen den Ball: "Wenn wir so arbeiten ist es für jeden schwer, uns zu schlagen. Wir haben einfach enormen Spaß zusammen."
Zwar mussten sich die Bayern nach Sommervorbereitung, Wintertrainingslager und Bundesliga-Restart vor dem Finalturnier der Champions League bereits durch die vierte (!) Vorbereitung der laufenden Saison quälen; für die Münchner hat sich die knapp einmonatige Pause zwischen letztem nationalen Pflichtspiel (DFB-Pokal-Finale am 4. Juli) und Königsklassen-Restart (8. August) gewiss nicht als Nachteil herausgestellt.
Am Sonntag verteilte Jérôme Boateng "ein großes Lob" an die Fitnesscrew um Prof. Dr. Holger Broich, dafür, "wie sie alles in den Pausen geplant haben. Ich denke, das war der Schlüssel. Sobald es möglich war, haben wir mit dem Training angefangen. Man sieht, dass wir physisch sehr gut drauf sind. Gerade in so Turnieren ist das wichtig, dass man hinten raus noch einen drauf legen kann, wenn der Gegner vielleicht müde ist."
Gegen Barcelona habe man "einfach brutal dominant, vor allem gegen den Ball" gespielt, freute sich Müller nach dem rauschenden Fest gegen Barcelona: "Wir haben gemacht, was wir wollten, und das kann man nicht oft nach solchen Champions-League-Nächten sagen."
Den Leistungsgedanken, das Alles-Geben-Müssen, haben die Münchner total verinnerlicht. Oder wie es Müller ausdrückte: "Wir wissen, dass wir in einer super Verfassung sind, aber wir wissen auch, dass wir keinen Gegner dieser Welt komplett lahmlegen können, ohne dass wir wieder an die Grenze gehen."
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Alphonso Davies gegen Marc-André ter Stegen - FC Barcelona vs. FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Angriffslust

100 Tore in der Bundesliga, 16 im DFB-Pokal, jetzt schon 39 in der Champions League - Bayerns 155 Saisontore 2019/20 sind unangefochten europäische Spitze. Schon Tottenham bekam in der Vorrunde der Königsklasse zehn Bayern-Tore (7:2 und 3:1) eingeschenkt, der FC Chelsea kassierte sieben (3:0 und 4:1) und nun Barcelona acht in nur einer Partie.
"Gefühlt war jeder Schuss ein Treffer. Es war ein Genuss, den Jungs zuzusehen", rieb sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic verwundert die Augen.
Mit dem Ziel Triple vor selbigen, bleibt Bayerns Offensive nun auch auf dem Gaspedal, setzt den Gegner immer weiter unter Druck. "Das Pressing war echt brutal", lobte Leon Goretzka nach Barça. "Was uns heute ausgezeichnet hat, war, dass wir immer auf das nächste Tor gespielt haben", so Kimmich: "Wir haben schon oft 3:1, 4:1 geführt und dann angefangen zu schwimmen. Heute war das anders. Wir hatten eine gute Ruhe am Ball, eine brutale Coolness. Aber wir sind noch nicht am Ende."
Robert Lewandowski (14 Champions-League-Tore) jagt zudem noch die Bestmarke von Cristiano Ronaldo (17, 2013/14) ...
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Robert Lewandowski jubelt auf Álvaro Odriozola - FC Bayern vs. FC Chelsea

Fotocredit: Getty Images

Tiefe

Pünktlich zur entscheidenden Phase der Champions League hat Bayern alle Spieler zusammen - ein weiteres großes Faustpfand. Oder anders gesagt: Wer so eine gut geölt Maschine als Startelf hat, gegen Barcelona nach dem 5:2 aber auch noch Kingsley Coman, Philippe Coutinho, Niklas Süle, Lucas Hernández und Corentin Tolisso lässig von der Bank bringen kann, darf sich wirklich Top-Favorit nennen.
Vor allem, weil sich alle nahtlos einfügten. "Am schönsten ist eigentlich, wenn man sieht, dass die Spieler, die reinkommen, den gleichen Impact, die gleiche Freude und die gleiche Arbeitseinstellung haben", meinte Müller. Denn: "Wichtig ist, dass jeder sich quält. Es ist nicht so, dass du sagst: 'Jetzt mach mal den Teamgeist an und dann spielst du so.' Sondern andersrum."
Fürs Halbfinale hat Trainer Hans-Dieter Flick auch noch den nachgereisten Benjamin Pavard in der Hinterhand, wird sich aber schon zweimal überlegen, ob er gegen Lyon etwas an der gegen Chelsea und Barcelona so herausragend spielenden Mannschaften ändern will.
Wahrscheinlicher ist, dass der Bayern-Coach zum dritten Mal in Folge auf dieselbe Elf setzt - aber auch weiter die Ersatzspieler pampert, jedem einzelnen seinen Anteil am Teamerfolg aufzeigt. Dass sich gegen Barcelona alle Einwechselspieler nahtlos einfügten, Coutinho in 15 Minuten sogar noch drei Scorerpunkte sammelte, zeige "wie eng die Mannschaft zusammensteht", sagte der Bayern-Trainer: "Jeder Spieler zählt."
Bemerkenswert: Gegen Barcelona trugen sich sechs verschiedene Bayern in die Torschützenliste ein. Die acht Treffer wurden gar von acht unterschiedlichen Spielern vorbereitet. Oder wie es der "Man of the Match" Müller ausdrückte: " Die Auszeichnung hätten auch zwölf, fünfzehn andere verdient."
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Philippe Coutinho, Hans-Dieter Flick - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Trainer

Apropos Flick: Der hat natürlich auch einen gehörigen Anteil am Triple-Traum der Bayern. Zwischen dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt und dem 8:2 beim FC Barcelona lagen gerade mal neun Monate - aber trotz neun gleicher Spieler in der Startelf dennoch ein himmelweiter Unterschied.
Der 55-Jährige hat den Münchnern wieder das (An-)Laufen beigebracht, das Team höher positioniert als sein Vorgänger Niko Kovac und den Spielern Selbstvertrauen eingeimpft.
Auch gegen Barcelona forderte Flick hohes Risiko ein, mit einer hoch postierten Abwehr wollte Bayern das Spiel besonders kompakt machen und so den Druck auf Barças Mittelfeldspieler erhöhen. Alles mit dem Ziel, Lionel Messi nicht in die Bewegung zu bringen - was nach ein, zwei brenzligen Szenen in der Anfangsphase blendend aufging.
"Wir wussten, dass es nicht einfach ist, weil sie diese Chipbälle hinter die Kette suchen", sagte Kimmich. Man habe dennoch "hinten sehr mutig" gespielt, "indem wir immer wieder eine hohe Kette hatten".
"Wir mussten sehr viel investieren", sagte auch Flick, "das war harte Arbeit für unsere Defensive, für die Viererkette und die zwei Sechser. Aber sie haben das bravourös gemacht. Riesenkompliment an das Team."
Der ehemalige Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft weiß aber auch die richtigen Trainingsreize zu setzen, die Spieler dort scharf zu halten. "Wir haben auch im Training enorme Qualität und Intensität - und so wie man trainiert, spielt man auch", sagte der Coach.
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Hansi Flick (2.v.r.) hat sichtlich Spaß im Training des FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Demut

Schon direkt nach dem 8:2 gegen Barcelona schaltete Bayern zurück. Den Moment genossen sie - doch dann ging der Blick schon wieder voraus aufs nächste Spiel am Mittwoch. "Wir haben noch nichts gewonnen. Wir sind jetzt im Halbfinale - nicht mehr", sagte Thiago.
Den sofortigen Fokus auf die nächste Aufgabe, die Attitüde des "Noch nichts dafür kaufen"-Könnens haben sie tief in sich verankert.
"Wir erfreuen uns an diesem Spiel, aber wir wissen alle - und das war auch in der Kabine zu spüren -, dass wir noch einiges vor der Brust haben", sagte Flick auf der nächtlichen Pressekonferenz nach dem Spiel. "Wir sind froh, wissen aber auch, dass es noch ein hartes Stück Arbeit ist, am Ende da zu stehen, wo wir alle hinwollen."
Man habe den Gegner zu Fehlern gezwungen "und die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, hervorragend umgesetzt", sagte der Bayern-Coach. Bis Mittwoch werde man aber auch "das, was wir noch besser machen können, analysieren".
Denn: "Es ist nur ein Spiel - das ist 8:2 ausgegangen und jetzt geht's mit dem nächsten Spiel weiter. Klar kann man sagen, dass es ein Statement ist, aber auch im nächsten Spiel geht es wieder bei Null los."
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