Champions League: Drei Dinge, die bei PSG gegen Leipzig auffielen

Paris Saint-Germain spielt RB Leipzig im Halbfinale der Champions League her und siegt verdient mit 3:0 (2:0). Neymar glänzt erneut als Vorbereiter, Ángel Di María überzeugt mit Effektivität - und ganz Paris mit beachtlicher Defensivdisziplin. Leipzigs Zentrum wird dagegen komplett aus dem Spiel genommen. Was uns beim Showdown in Lissabon auffiel.

Neymar kommt zu spät, der Ball ist schon drin - Paris Saint-Germain siegt 3:0 gegen RB Leipzig

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1. Neymar, Di María, Mbappé

Egal, was PSG im ersten Durchgang offensiv anstellte - Neymar hatte mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit seine Füße im Spiel. Nominell als Mittelstürmer aufgeboten, hielt sich der Brasilianer als "falsche Neun" vor allem zwischen den Linien auf, war enorm lauffreudig, immer anspielbar und bewegte sich auch - und das sei explizit erwähnt - defensiv hervorragend.
Weil es mit dem eigenen Abschluss wie schon beim 2:1 gegen Atalanta im Viertelfinale jedoch nicht so recht klappen wollte, glänzte der 28-Jährige erneut als Vorbereiter: Vor dem 2:0 durch Ángel Di María streichelte Neymar das vertikale Zuspiel von Leandro Paredes zärtlich mit der Hacke in Richtung des Torschützen (42.).
Apropos Di María: Gegen Atalanta noch gesperrt und bis zur erlösenden Schlussphase nervös auf seinem Stuhl rumrutschend, war der Argentinier gegen Leipzig sogar noch prägender als Neymar. Zu Marquinhos' wuchtigem Kopfballtor (1:0, 13.) lieferte der 32-Jährige die messerscharfe Freistoßflanke, das 2:0 erzielte er selbst, das 3:0 von Juan Bernat bereitete er (unter gütiger Mithilfe von Nordi Mukiele) dann wieder vor (56.). Seine fünf Torschussvorlagen waren zudem Bestwert der Partie und rundeten den Weltklasse-Auftritt des "Man of the Match" ab.
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Ángel Di María mit Neymar (PSG vs. Leipzig)

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"Sie waren effektiv", musste Yussuf Poulsen bei "DAZN" anerkennen: "Sie haben die Chancen ausgenutzt, die wir ihnen ermöglicht haben. Sie sind verdient weitergekommen."
Nur vermeintlich, weil ohne Scoringpunkt, fiel derweil im PSG-Angriffswirbel Startelf-Comebacker Kylian Mbappé ab, dem es aber keine dreieinhalb Wochen nach seiner im französischen Ligacup-Finale erlittenen Bänderverletzung im rechten Knöchel weiß Gott nicht an der nötigen Matchhärte mangelte.
Der Weltmeister harmonierte bis auf einen schlampig ausgespielten Konter im zweiten Durchgang erneut hervorragend mit Neymar, riss die Leipziger Abwehrkette mit seinen Sprints immer wieder auf und erwies sich mit vier Torschüssen (Bestwert) ebenfalls sehr abschlussfreudig. Mbappé nahm sich zwar auch immer wieder Auszeiten, hielt aber locker 86 Minuten durch und wird aller Voraussicht nach auch im Finale starten - dann mutmaßlich noch fitter.
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Paris Saint-Germain jubelt über den Finaleinzug in der Champions League

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2. PSG nimmt Leipzigs Zentrum aus dem Spiel

Kevin Kampl und Marcel Sabitzer kommt normalerweise im Aufbauspiel der Leipziger enorme Bedeutung zu - sie sind, vereinfacht gesagt, das entscheidende Bindeglied zwischen Defensive und Offensive.
Thomas Tuchels Trainerstaff wird das Leipziger Viertelfinale gegen Atlético (2:1) jedoch sehr genau studiert und daraus die richtigen Lehren gezogen haben. Denn anders als Atlético, dessen erste Pressinglinie von RB immer wieder leicht überspielt wurde, verzichtete PSG auf energisches Anlaufen und versuchte eher, die Passwege aus der Viererkette oder von Torwart Peter Gulásci ins Mittelfeld zuzustellen.
Die Pariser Angreifer liefen dabei so an, dass Leipziger Zuspiele ins Zentrum entweder höchst risikobehaftet oder gar nicht erst möglich waren - vor allem Gulásci hatte damit immense Probleme, so zu sehen bei seinem Fehlpass auf Sabitzer vor dem 0:2. "Wir haben den ein oder anderen Fehler zu viel gemacht", meinte RB-Sportdirektor Markus Krösche.
Kampl - im Leipziger 4-1-4-1 als Mann vor der Abwehr eigentlich wichtigster Aufbauspieler - blieb derweil nichts anderes übrig, als sich die Bälle entweder sehr tief zu holen, oder auf einen Spielaufbau über außen zu vertrauen - was Leipzig aber nur mittelprächtig gelang.
Zu Leipzigs Unglück hinzu kam, dass Dani Olmo und Christopher Nkunku einen gebrauchten Tag erwischten; die beiden RB-Youngster fanden wenig (Olmo) bis gar nicht (Nkunku) in die Partie und wurden folgerichtig zur Pause durch Emil Forsberg und Patrik Schick ersetzt. Da stand's aber schon 0:2.
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Marquinhos trifft, Leipzig schaut zu

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3. Meisterhaftes PSG

Die ersten fünf Minuten gehörten RB - danach hatte Paris das Zepter fest in der Hand. Tuchel bewies mit seinem 4-3-3 und dem "Arbeitermittelfeld" bestehend aus Marquinhos, Paredes und Ander Herrera wieder mal ein gutes Händchen.
Hinten spielten Thiago Silva (111 Ballkontakte) und Presnel Kimpembe (90/91 Pässe) extrem autoritär, dazu machten Bernat und Thilo Kehrer immer wieder Druck über außen. In der ersten Halbzeit brachte PSG 93 Prozent aller Zuspiele zum Mitspieler, ein starker Wert.
Der Schlüssel zum PSG-Sieg war aber vor allem das Spiel gegen den Ball. Auf jede Spielauslösung der Leipziger hatte Paris scheinbar die richtige Antwort parat. "Die Mannschaft wollte unbedingt das Tor verteidigen, zu Null spielen, sich reinschmeißen und schafft es auch, uneitel spielen, wenn es das Spiel erfordert", freute sich Tuchel.
PSG stand einfach immer gut, ließ so gut wie keine Kontermöglichkeit zu, schaltete dafür immer gut um und schlug selbst mehrfach eiskalt zu. Statistische Zeichen der Dominanz: 9:3 Schüsse aufs Tor, 58:42 Prozent Zweikämpfe, 58:42 Prozent Ballbesitz.
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Marquinhos und Neymar jubeln (PSG vs. Leipzig)

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"Der Gegner war schlichtweg besser als wir", sagte RB-Coach Julian Nagelsmann, dessen Plan, Paris den Ball zu lassen und dann selbst durch Gegenpressing und Konter zum Erfolg zu kommen, nicht aufging - weil PSG einfach dominierte. "Der Gegner war eine Nummer zu groß, das müssen wir akzeptieren."
Nach dem recht frühen 3:0 (56.) konnte Paris sogar noch ein paar Körner fürs Finale sparen, in dem das Team von Thomas Tuchel zudem noch den Vorteil hat, sich einen Tag länger ausruhen zu können.
In dieser Form ist PSG jedenfalls nicht weit weg vom FC Bayern - und der muss am Mittwochabend (21:00 Uhr im Liveticker) erstmal das sehr unangenehme Olympique Lyon aus dem Weg räumen, um ein rein französisches Endspiel zu verhindern.
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"Sind verdient da": Tuchel erklärt Erfolgsrezept für Finaleinzug

Quelle: Perform

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