Thomas Tuchels prekäre Lage bei PSG: Champions League oder nix

Thomas Tuchel wurde mit Paris Saint-Germain vorzeitig zum französischen Meister gemacht. Statt den Titel jedoch ausgiebig feiern zu können, hat er seine Spieler seit Anfang März nicht mehr gesehen und darf noch nicht mal sicher sein, dass er kommende Saison noch Trainer ist. Denn ob es für den 46-Jährigen eine Zukunft im Klub gibt, hängt einzig und allein von einer Bedingung ab.

Thomas Tuchel befindet sich bei PSG in einer schweirigen Lage

Fotocredit: Imago

Die Chancen auf ein drittes Jahr bei Paris Saint-Germain stehen gut für Thomas Tuchel. So zumindest der aktuelle Tenor in der französischen Presse. Auch wenn Sportdirektor Leonardo nicht als Fan des deutschen Trainers gilt, in der Vergangenheit schon bei Massimiliano Allegri und Jürgen Klopp vorgefühlt haben soll, genieße Tuchel weiter die Rückendeckung der Eigentümer-Gesellschaft Qatar Sports Investments mit seinem Präsidenten Nasser Al-Khelaifi an der Spitze.
Doch der Geduldsfaden seiner Vorgesetzten reißt schnell. Besonders dann, wenn der Erfolg in der Königsklasse ausbleibt.
Tuchel hat seinen Kredit diesbezüglich schon im vergangenen Jahr verspielt, als er zwar ebenfalls den Ligatitel einheimste, in der Champions League aber im Achtelfinale gegen Manchester United (2:0, 1:3) ausschied. Ein erneutes Ausscheiden vor dem Finale dürfte unter normalen Umständen das Aus für den 46-Jährigen an der Seine bedeuten. Aber was ist dieser Tage schon normal?

Neymar und Co.: Selbstdisziplin ist gefordert

Der Trainingsbetrieb bei PSG aktuell jedenfalls nicht. Seit Mitte März, als die Regierung strenge Ausgangsbeschränkungen erließ, ist dieser in der Frankreich komplett zum Erliegen gekommen. Mehrere Spieler verließen daraufhin fluchtartig das Land und kamen bis heute aufgrund der noch bis zum 11. Mai geltenden Einreisebeschränkungen nicht wieder.
So sitzen unter anderem die Südamerikaner Neymar Jr. (Brasilien), Thiago Silva (Brasilien), Edinson Cavani (Uruguay) und Keylor Navas (Costa Rica) in ihren Heimatländern fest. Wann und in welchem Umfang nach Lockerung der Beschränkungen in Paris weitertrainiert werden kann, steht in den Sternen.
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Kylian Mbappé und Neymar Jr

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Bis dahin muss sich der Trainer seinen Stars blind vertrauen, dass sich diese auch in der fußballfreien Zeit eigenverantwortlich fit halten. Denn wenn ein Großteil der Mannschaft mit drei Kilo zu viel aus der Corona-Pause zurückkehrt, ist sportlicher Erfolg unrealistisch. Selbstdisziplin ist das wichtigste Gebot der Stunde - nicht gerade die große Stärke von Exzentrikern wie Neymar Jr. oder Edinson Cavani.
Tuchel hängt gewissermaßen am Tropf der eigenen Spieler - fragt sich, wie lange noch?

Champions League bis in den August?

Die UEFA hat die Fortsetzung der Champions-League-Saison bisher fest im Visier. Derzeit wird diskutiert, den größten europäischen Titel sogar bis in den August hinein auszuspielen.
Tuchel muss sein Team daher bis auf Weiteres auf einem konkurrenzfähigen Fitnesslevel halten. Schwierig, denn während in der Bundesliga schon kommende Woche wieder Wettkampfniveau gefordert ist, ist in Frankreich nach vorzeitiger Beendigung der Liga noch nicht einmal sicher, ob überhaupt in dieser Saison überhaupt noch Fußballspiele stattfinden.
Zwar hat der französische Verbandspräsident Noël Le Graët angekündigt, dass die Endspiele gegen AS Saint-Étienne im Coupe de France sowie das Ligapokalfinale gegen Olympique Lyon im August ohne Zuschauer ausgetragen werden sollen, doch von allein Seiten abgesegnet ist dieses Vorhaben noch nicht.
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Paris Saint-Germain: Kylian Mbappe (li.) und Thomas Tuchel (re.)

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Hinzukommt, dass am 30. Juni mehrere Spieler-Verträge auslaufen (Thiago Silva, Thomas Meunier, Cavani und Mauro Icardi). Freilich ein Problem, das bei einer Fortsetzung des Wettbewerbs im Juli und August mehrere Teams betreffen würde, aber auch eines, das die sehr ungewisse Gemengelage rund um PSG weiter verschärft.

Tuchel muss auf CL-Comeback hoffen

Es sind ohne Frage widrige Umstände, mit denen Tuchel dieser Tage fertigwerden muss. Jedoch kann er sich keineswegs darauf verlassen, dass ihn diese in der Saisonanalyse, die es am Jahresende geben wird, den Job retten. Die Verantwortlichen bei PSG sind für ihre Entscheidungshärte bekannt.
Als mahnendes Beispiel gilt die Entlassung von Unai Emery, Tuchels Vorgänger, der die Gunst der Besitzer im Jahr 2018 trotz gewonnener Meisterschaft, dem Gewinn des Coupe de France sowie des League Cups verlor, weil er im Achtelfinale der Champions League am späteren Titelträger Real Madrid scheiterte.
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Unai Emery (PSG)

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Es ist Sportdirektor Leonardo und den qatarischen Besitzern durchaus zuzutrauen, die Zusammenarbeit mit Tuchel zu beenden, sollten in der Endabrechnung wieder "nur" nationale Titel auftauchen. Ob die außergewöhnliche Lage rund um die Coronapandemie mildernde Wirkung auf das Urteil der Bosse haben wird, darauf kann sich der ehemalige BVB-Trainer nicht verlassen.
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Quelle: Perform

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