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Champions League - Deutsche Politiker fordern im Ukraine-Konflikt Verlegung des Finals aus Russland

Eurosport
VonEurosport

Update 22/02/2022 um 16:05 GMT+1 Uhr

Die deutsche Politik fordert parteiübergreifend eine Reaktion des Sports auf Russlands Vorgehen in der Ostukraine. "Wenn Russland Völkerrecht vorsätzlich bricht, muss Russland auch mit den Konsequenzen leben", sagte Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP, dem "SID": "Der Sport ist nicht unpolitisch." Vor allem das Champions-League-Finale in St. Petersburg steht im Fokus.

Hier soll das Champions-League-Finale stattfinden: St. Petersburg.

Fotocredit: Getty Images

Champions-League-Finale in Russland? "Keine Chance!" Gazprom als millionenschwerer Sponsor der Heim-EM 2024? Heikel. Angesichts der Entwicklungen in der Ostukraine fordert die Politik auch im Profisport Sanktionen, die "Russland vor allem wehtun".
Der britische Premierminister Boris Johnson drängte am Dienstag mit energischen Worten auf eine Verlegung.
"Keine Chance", Fußballturniere dürften nicht in einem Russland stattfinden, "das in souveräne Staaten einmarschiert".
Es sei "in dieser kritischen Zeit absolut lebenswichtig, dass Präsident Putin versteht, dass das, was er tut, eine Katastrophe für Russland sein wird".
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UEFA tut sich schwer

Doch der Sport tut sich (noch) schwer. "Die UEFA beobachtet die Situation ständig und genau", teilte die Europäische Fußball-Union (UEFA) auf SID-Anfrage mit. Das Königsklassen-Endspiel am 28. Mai in St. Petersburg war da längst zum Politikum geworden. Das Thema birgt eine Menge Zündstoff - und könnte beispielgebend für den künftigen Umgang des Sports mit Russland werden.
Zurzeit gebe es zwar "keine Pläne, den Austragungsort zu ändern", heißt es seitens der UEFA, ausgeschlossen ist eine Verlegung der Partie nach SID-Informationen allerdings nicht. Der Konflikt besitzt höchste Priorität in der Zentrale in Nyon - der Druck auf die UEFA steigt.
Und nicht nur auf die.

DFB spricht von heikler Situation

Auch der Deutsche Fußball-Bund ist in Alarmbereitschaft versetzt. Denn der russische Staatskonzern Gazprom zählt zu den Großsponsoren der UEFA, die auch die nächste Europameisterschaft hierzulande präsentieren werden.
"Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben", sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch der "Sportschau".
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Ob er hinsichtlich des Sponsorings auf die UEFA einwirken werde? "Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball. Etwaige Folgen für den Fußball wird die UEFA gegebenenfalls kommunizieren", so Koch, der auch im UEFA-Exekutivkomitee, dem mächtigsten Gremium im europäischen Fußball, sitzt.
Abwarten ist das Gebot der Stunde.

Deutsche Politik klar gegen Austragung

Russlands Einfluss auf die Welt des Profisports ist riesig. Die Nähe zu den Spitzenverbänden ist extrem, die wirtschaftliche Abhängigkeit enorm - genau deshalb wurde am Dienstag der Ruf nach harten Konsequenzen laut.
"Damit Sanktionen gegen Russland wirksam sind, müssen sie Russland vor allem wehtun", sagte Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP, dem "SID". Am Beispiel Fußball sehe er "auch klar" die UEFA um ihren Präsidenten Aleksander Ceferin "in Verantwortung".
Auch Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD, hält ein Champions-League-Finale für "undenkbar. Die UEFA ist aufgefordert, das Finale in ein anderes Land zu verlegen". Wenn Russland Völkerrecht "vorsätzlich bricht", ergänzte Hartewig, "muss Russland auch mit den Konsequenzen leben."

Kurzfristige Verlegung immer möglich

Auch im Ausland sind die Diskussionen in vollem Gange. In Großbritannien etwa sprach der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat mit Blick auf das Königsklassen-Finale von einer "beschämenden Entscheidung. Die UEFA sollte einer gewalttätigen Diktatur keinen Schutz bieten", schrieb er bei Twitter.
Dass kurzfristige Verschiebungen durchaus möglich sind, zeigt der Blick zurück. Im vergangenen Jahr war das Endspiel von Istanbul nach Porto verlegt worden, 2020 organisierte die UEFA aufgrund der Corona-Pandemie ein Finalturnier in Lissabon.
Am Dienstag standen bei der UEFA bereits erneute Gespräche über das weitere Vorgehen an.
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Seit Jahren pflegt nicht nur die UEFA eine lukrative Partnerschaft mit Gazprom. Der Energiegigant gehört in vielen Sportarten längst zu den Top-Sponsoren - im Fußball etwa für die Champions League, die EM im vergangenen Jahr oder die Nations League. Dazu sitzt in Alexander Djukow der Vorstandschef der Tochtergesellschaft Gazprom Neft im UEFA-Exekutivkomitee.

Problemfall Gazprom

Auch das umstrittene Gazprom-Sponsoring bei Schalke 04 rückt angesichts der Entwicklungen in der Ostukraine plötzlich wieder in den Fokus. Der Zweitligist überprüft die Partnerschaft mit seinem langjährigen Hauptsponsor.
Man werde "die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen", teilte der Verein am Dienstag mit.
Mit der Eskalation in der Ostukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin zum wiederholten Mal rund um Olympische Spiele militärische Maßnahmen ergriffen. Bereits während der Sommerspiele von Peking 2008 hatte er mit Waffengewalt in den Georgien-Konflikt (2008) eingegriffen. Sechseinhalb Jahre später annektierte er begleitet von einem großen internationalen Aufschrei die Krim (2014).
(SID)
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