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Drei Dinge, die bei Sporting gegen Borussia Dortmund auffielen: Der BVB ist meilenweit weg von Europas Spitze

Thomas Gaber

Update 25/11/2021 um 11:46 GMT+1 Uhr

Borussia Dortmund ist bereits einen Spieltag vor dem Ende der Gruppenphase aus der Champions League ausgeschieden. Bei Sporting Lissabon verliert der BVB mit 1:3 (0:2) und muss in die Europa League "absteigen". In einer absolut machbaren Gruppe erlebt Dortmund in Portugal das nächste Desaster. Der BVB wird sein Grundproblem nicht los und kann sich auch nicht auf die zweite Reihe verlassen.

Marco Reus - Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Kein Real Madrid. Kein Manchester City. Kein FC Chelsea. Kein Paris Saint-Germain. Sondern Ajax Amsterdam, Sporting Lissabon und Besiktas Istanbul. Mit Verlaub: In dieser Gruppe muss Borussia Dortmund zwingend Platz eins oder zwei erreichen.
Doch bereits vor dem letzten Spiel gegen Besiktas am 7. Dezember steht fest: Der BVB ist nach der 1:3-Niederlage in Lissabon raus, die Champions-League-Saison 2021/22 ein Desaster für Schwarz-Gelb. Schuld daran: drei Pleiten aus den letzten vier Spielen bei einem Torverhältnis von 1:10.
"Wir hatten das klare Ziel, in allen drei Wettbewerben über den Winter dranzubleiben. Champions League ist vorbei, das ist schon ein Einschnitt", sagte ein maßlos enttäuschter Trainer Marco Rose.
Im so wichtigen Spiel in Lissabon ließ der BVB sehr viel vermissen. Drei Dinge, die auffielen.

1. Immer die gleiche "beschissene" Leier

Eine halbe Stunde lang hatte Dortmund den Gegner im Griff. Sporting traute sich kaum etwas zu, obwohl die Portugiesen das Spiel gewinnen mussten, um eine echte Chance aufs Überwintern in der Champions League zu haben.
Der BVB brannte wahrlich kein Offensivfeuerwerk ab, spielte aber schlau. Die drei Innenverteidiger der Hausherren ließ man beim Spielaufbau gewähren, machte dafür aber das Spielfeld und die Räume eng und legte alle kreativen Spieler an Ketten. Ohne Anspielstationen schlug Sporting viele hohe Bälle nach vorne, die Dortmund relativ einfach wegverteidigte.
Doch in der 30. Minute einer rutschte durch - folgenschwer für das restliche Spiel. Nico Schulz unterlief ein fataler Fehler (siehe detailliert Punkt 2) und Dortmund bog auf die Verliererstraße ab.
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Nico Schulz (r.) machte einen schweren Fehler vor dem 0:1

Fotocredit: Getty Images

"Wir machen immer die gleichen Fehler. Wir hatten das Spiel bis zum Gegentor unter Kontrolle. Wir bringen Sporting, das komplett verunsichert war, mit so einer Aktion ins Spiel. Das war total unnötig, sehr ärgerlich und ist schwierig in Worte zu fassen", ärgerte sich Kapitän Marco Reus hinterher maßlos über Schulz' Blackout.
Es sind einerseits die individuellen Fehler, die dem BVB in dieser Saison immer wieder das Genick brechen. Andererseits lässt sich die Mannschaft davon aber auch immer wieder aus dem Rhythmus bringen. Keine zehn Minuten später nutzte Sporting die kollektive Passivität der Dortmunder Defensivspieler in der Rückwärtsbewegung zum 2:0.
Der BVB war auch nicht in der Lage, den Schalter in der zweiten Halbzeit nochmal umzulegen. "Wenn es dem Gegner einfach reicht, konsequenter und kompromissloser zu sein, dann hat man es auch nicht verdient, weiterzukommen", erklärte Rose desillusioniert.
Die größte Konstanz des BVB in dieser Saison ist die Inkonstanz. Das kennt man aus vergangenen Jahren und es zieht sich wie ein roter Faden auch durch diese Spielzeit. "Wir haben zu viele Ups und Downs in kürzester Zeit. Das wirft uns in unserer Entwicklung immer wieder zurück. Leider lernen wir nicht daraus", schimpfte Reus. Sein bitteres Fazit: "Ein beschissener Abend."

2. Dortmunds zweite Anzug passt gar nicht

Marin Pongracic, Nico Schulz, Emre Can, Dan-Alex Zagadou und Reinier haben alle den Anspruch, regelmäßiger in der Startelf von Borussia Dortmund zu stehen. In Lissabon bekamen sie alle im Laufe des Spiels ihre Bewährungschance. Der personelle Engpass ließ Trainer Marco Rose auch gar keine andere Wahl.
Pongracic bekam den Vorzug vor Zagadou als Vertreter des gesperrten Mats Hummels, Reinier ersetzte den an Corona erkrankten Thorgan Hazard. Schulz sollte bei seinem Comeback nach Verletzungspause erstmal auf der Bank Platz nehmen. Weil sich Raphael Guerreiro aber beim Warmmachen verletzte, musste Schulz von Beginn an ran. Can nahm zunächst auf der Bank Platz.
In den ersten 20 Minuten fügten sich die drei Neuen in der Startelf noch ordentlich ein. Schulz ackerte auf der linken Seite rauf und runter, Pongracic wurde wenig gefordert und Reinier half beim Beißen. Der Brasilianer mag es am liebsten, mit dem Ball am Fuß tolle Dinge zu machen. Doch anfangs ging es darum, Sporting die Stirn zu bieten. Und so warf sich Reinier in die Zweikämpfe und eroberte auch ein paar Bälle.
Doch nach guten ersten 15 Minuten kam nichts mehr vom 19-Jährigen. Im ohnehin sehr zaghaften Angriffsspiel der Borussia wirkte Reinier wie ein Fremdkörper ohne jegliche Bindung zu seinen Kollegen.
Dass die Schwarz-Gelben nach einer vernünftigen ersten halben Stunde urplötzlich ins Hintertreffen gerieten, haben sie in erster Linie Schulz zu verdanken, der einen lange Ball hilflos in den Lauf von Torschütze Goncalves spitzelte. Ein brutaler Bock in einem so wichtigen Spiel. Zur Halbzeit musste der Linksverteidiger in der Kabine bleiben.
Aber auch Pongracic hatte seine Aktien am ersten Gegentor, weil er sich mit Schulz nicht einig war, wie der lange Ball am besten zu verteidigen sei. Beim zweiten Gegentor stand Pongracic zudem wie alle anderen Dortmunder viel zu weit weg von den Gegenspielern.
Und Can und Zagadou? Der erste kam in der zweiten Halbzeit für Schulz und flog in der 74. Minute vom Platz, weil er sich nach einem Foul seines Gegenspielers nicht beherrschen konnte. Der andere verschuldete nach seiner Einwechslung ziemlich plump den Elfmeter, der zum 3:0 führte. "Der Stürmer geht vom Tor weg, da darfst du nie und nimmer so hingehen. Das war einfach dumm", sagte "DAZN"-Experte Sandro Wagner. Zu allem Überfluss setzte Zagadou nach Kobels Elfmeter-Parade nicht richtig nach und ließ so Pedro Porro einköpfen (81.).
Fazit: Dortmunds zweiter Anzug saß in Lissabon so schlecht wie selten.
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Emre Can revanchiert sich für ein Foul und kassiert Rot - sehr fragwürdige Entscheidung

Fotocredit: Getty Images

3. Sporting hat wieder ein echtes Juwel

Cristiano Ronaldo, Nani, Ricardo Quaresma, Bruno Fernandes - Sporting Lissabon hat schon viele Spieler ganz groß rausgebracht. Mit Pedro Gonçalves hat die Profimannschaft einen im Kader, der zwar nicht bei Sporting ausgebildet wurde, doch dem ganzen Klub in nur 15 Monaten seinen Stempel aufgedrückt hat.
2019 wurde Gonçalves bei den Wolverhampton Wanderers aussortiert und fand über den Umweg FC Famalicão zu Sporting. Mit 23 Toren schoss er die Leoes auf Anhieb zur ersten portugiesischen Meisterschaft seit 19 Jahren.
In den ersten beiden Champions-League-Spielen in dieser Saison fehlte der 23-Jährige wegen einer Fußverletzung. Sporting verlor beide Spiele. Bei den folgenden drei war er dabei und erzielte vier Tore. Sporting gewann alle drei Spiele.
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Pedro Gonçalves

Fotocredit: Getty Images

Gegen den BVB nutzte Gonçalves erst den kapitalen Bock von Schulz eiskalt aus und nagelte den Ball wenig später aus 20 Metern in den linken Knick. Ein schneller, technisch sehr starker Angreifer, der eine gutes Gespür für die jeweiligen Situationen hat, der antizipieren kann, wohin der Ball gespielt wird. Und ein Spieler, der seine Chancen nutzt.
Dass er einen Elfmeter verschoss - geschenkt. Kollege Porro brachte den Ball ja dann doch noch zum 3:0 im BVB-Tor unter.
Mittlerweile hat Gonçalves seine ersten Länderspiele für Portugal absolviert. Und es ist sehr realistisch, dass er der nächste große Export von Sporting Lissabon wird.
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Kuriose Szene vor BVB-Spiel: Rose kennt Sporting-Trainer nicht

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