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FC Liverpool und der Jürgen Klopp: Warum die Heimpleite gegen Real Madrid als Ende einer Ära zu verstehen ist

Marc Hlusiak

Update 22/02/2023 um 13:39 GMT+1 Uhr

Der FC Liverpool liegt am Boden. Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals kommen die Reds trotz 2:0-Führung gegen Real Madrid gehörig unter die Räder, verlieren letztlich 2:5. Ein Einbruch, der nicht nur das fast sichere Aus in der Königsklasse bedeutet, sondern auch als Ende einer Ära verstanden werden kann. Eine Ära, die den Namen eines Mannes trägt: Jürgen Klopp.

"Haben fünf Tore verschenkt": Klopp glaubt nicht an Comeback

Wütende Pfiffe, Buh-Rufe, fluchtartiges Verlassen der Blöcke - das alles war nach der historischen 2:5-Heimpleite im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League des FC Liverpool gegen Real Madrid nicht zu beobachten.
Nur gut eine Minute nahm sich Anfield zur stillen Verarbeitung des eben Gesehenen, dann schon hallten "Liverpool, Liverpool"-Gesänge durch die mhytische Heimspielstätte der Reds.
Eine bemerkenswerte Reaktion, denn im Grunde wusste mit Abpfiff jeder der rund 55.000 Zeitzeugen im Stadion, was die Stunde geschlagen hatte.
"Carlo Ancelotti denkt, dass es vorbei ist - und ich denke das im Moment auch", gestand sich auch ein tief enttäuschter Jürgen Klopp auf der Pressekonferenz gegen Mitternacht ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Presse längst mit der Demontage seiner Mannschaft begonnen.

Thierry Henry sieht das Ende einer Ära

Liverpools "schlimmste Niederlage in Europa jemals" sah die britische "Sun", zu der der Klub seit der Hillsborough-Tragödie keine gute Beziehung pflegt. Das Blatt bewertete den Auftritt des LFC als "peinlich" und sah "Klopps Anfield-Imperium in Trümmern" liegen.
Der "Daily Mirror" sprach von einer "Demütigung", die "Daily Mail" von einer "verrückten, zerstörerischen" Nacht. Etwas weniger dramatisch, dafür aber analytisch klar legte Arsenal-Legende Thierry Henry den Reds einen Neuanfang nahe.
"Sie sind viel zu fragil, es müssen sich dringend Dinge ändern", fand der Weltmeister von 1998 bei "CBS Sports": "Ich sage nicht, dass Klopp gehen muss. Aber einige der Spieler sind nicht mehr gut genug für den Klub. Das passiert den besten, es ist mir passiert. Es ist einfach das Ende einer Ära."
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Jürgen Klopp vom FC Liverpool bedankt sich bei seinen Fans

Fotocredit: Getty Images

Die von Henry angesprochene Ära begann im Oktober 2015, als Klopp das Amt des Cheftrainers beim Traditionsklub von der Merseyside übernahm. Als selbsternannter "Normal One" führte er den FC Liverpool nicht nur zur ersten Meisterschaft seit 30 Jahren (2020), sondern auch drei Mal ins Finale der Königsklasse (2018, 2019, 2022; Titel im Jahr 2019).
Ein viertes wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht hinzukommen - und auch 2024 könnte sich das Vorhaben angesichts der Tabellensituation in der Premier League schwierig gestalten: Die Reds liegen nur auf Platz acht, mit aktuell sieben Punkten Rückstand auf Rang vier.
Auch deshalb wird diese Niederlage lange nachhallen.

Jamie Carragher sieht katastrophale Defensive

Adam Lallana, der zwischen 2015 und 2020 Teil der kloppschen Erfolgsstory war und aktuell in Brighton kickt, erkennt seinen Ex-Klub nicht wieder: "Das ist so ganz anders als das Liverpool der Vergangenheit. Früher war es keine Frage, dass sie das Spiel zu Ende spielen würden. Fünf Gegentore zu kassieren, zeigt vielleicht, wo sie in dieser Saison stehen."
In der Tat sagen die fünf Treffer der Königlichen mehr über Probleme des LFC aus, als über die Klasse des amtierenden Titelträgers. Liverpool ist in Jahr sieben unter Klopp ein Schatten seiner selbst. Egal ob Mo Salah, Trent Alexander-Arnold oder Virgil van Dijk - nicht ein Leistungsträger der vergangenen Jahre spielt in der laufenden Saison auf seinem Topniveau.
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Virgil van Dijk

Fotocredit: Getty Images

"Aktuell könnte ich van Dijks Platz einnehmen", spottete Jamie Carragher am Dienstagabend bei "CBS Sports": "Das war katastrophal. Peinlich. Und wenn ich katastrophal sage, dann meine ich die Defensive - und zwar schon die ganze Saison lang."
Klopp weiß um sein fragiles Defensivgebilde, sprach die Probleme in der Arbeit gegen den Ball in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder an. Zuletzt sah man in der Liga auch leichte Besserung, immerhin wurden die vergangenen beiden Spiele gegen den FC Everton (2:0) und bei Newcastle United (2:0) ohne Gegentreffer gewonnen.
Gegen Real klappte defensiv dann gar nichts mehr - besonders in Sachen Konterabsicherung. "Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Team in Anfield gesehen zu haben, das Liverpool so zerstört hat", stellte Carragher fest. "Die ganze Saison über finden wir Ausreden und Gründe, warum sie nicht so gut abschneiden wie in den vergangenen Saisons. Aber das war einfach eine Schande in der zweiten Halbzeit."

Liverpool hofft auf ein Wunder

Klopp hat nun die Aufgabe, seine Mannschaft wieder aufzurichten und ihr den Glauben einzupflanzen, in der spanischen Hauptstadt das Unmögliche möglich zu machen.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer ließ er schon am Dienstagabend in der Pressekonferenz durchblitzen: "In drei Wochen ist das Rückspiel und je näher man dem Spiel kommt, desto größer werden unsere Chancen. Wir fahren dahin und wollen das Spiel gewinnen, dann sehen wir weiter."
Und auch van Dijk, Chef der so harsch kritisierten Abwehr, will von Resignation nichts wissen: "Im Fußball geht es um Wunder, und hoffentlich können wir in Madrid ein Wunder vollbringen."
Erinnert sei an dieser Stelle an die sensationelle Halbfinalwende der Saison 2018/19. Damals ging das Hinspiel beim FC Barcelona mit 0:3 komplett in die Hose, im Rückspiel zog man dann jedoch durch ein 4:0 noch ins Finale ein.
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Ancelotti demütig nach Kantersieg: "Liverpool immer noch fantastisch"

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