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Borussia Dortmund vor dem Duell mit Atlético Madrid am Scheideweg: BVB-Zukunft am seidenen Faden

Thomas Gaber

Update 10/04/2024 um 11:12 GMT+2 Uhr

Nach dem 2:0-Sieg beim FC Bayern München wähnte sich Borussia Dortmund (endlich) in der richtigen Spur, eine schwierige Saison - vollgepackt mit teils extremen Leistungsschwankungen - noch zu einem guten Ende zu bringen. Doch nach der Heimniederlage gegen den VfB Stuttgart hängt die Zukunft des BVB schon wieder am seidenen Faden. Und was wird eigentlich aus Trainer Edin Terzic?

Terzic zur strittigen Adeyemi-Szene: Für mich ein Elfmeter

Am Mittwoch ist es wieder so weit: Borussia Dortmund darf Champions League spielen. Diesmal Wanda Metropolitano, der beeindruckenden Heimspielstätte von Atlético Madrid (Mi., 21:00 Uhr im ). Ein furchteinflößender Ort für Gästemannschaften, für den BVB aber (mal wieder) willkommene Abwechslung zum elenden Liga-Alltag.
Wenn Borussia Dortmund in dieser Saison etwas konstant auf die Reihe bekommen hat, dann waren es die Auftritte in der Königsklasse. Nach der Auftaktniederlage in Paris (0:2) blieben die Schwarz-Gelben in sieben Partien ungeschlagen und schaltete dabei die AC Milan, Newcastle United und die PSV Eindhoven aus.
Die beiden Duelle mit Atlético könnten jedoch die vorerst letzten auf der großen internationalen Bühne für den BVB werden. Die erneute Qualifikation für die Champions League ist in akuter Gefahr, weil die Dortmunder die drei nicht eingeplanten Punkte vom 2:0-Sieg beim FC Bayern gegen den VfB Stuttgart (0:1) fahrlässig wieder wegwarfen.
In einem ausgeglichenen, torchancenarmen Spiel mit leichten Vorteilen für den BVB nutzte Stuttgart einen Abspielfehler der Hausherren gnadenlos aus und crashte damit die imposante Party zum 50. Geburtstag des Westfalenstadions.

Viel Gier und viel Hunger? Nicht gegen Stuttgart

Vor dem Spiel hatte BVB-Coach Edin Terzic von "ganz viel Gier und ganz viel Hunger" auf einen großartigen Saisonendspurt gesprochen. Davon war während der 99 Minuten allerdings sehr wenig zu sehen.
Die beiden vergebenen Großchancen von Karim Adeyemi in der ersten und noch viel mehr von Nico Schlotterbeck nach der Pause hatten so gar nichts von Gier und Hunger, das Tor erzwingen zu wollen. Während Adeyemi an VfB-Torhüter Alexander Nübel scheiterte, jagte Schlotterbeck den Ball aus vier Metern Torentfernung in die Erdumlaufbahn.
Zwar hat sich der BVB nach einer schwachen Hinrunde im ersten Viertel dieses Jahres ergebnistechnisch stabilisiert, ist aber weiterhin nicht der Lage, die Ausschläge nach unten zu vermeiden.
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Nico Schlotterbeck kann seinen Fehlschuss gegen Stuttgart nicht fassen

Fotocredit: Getty Images

Sieg in München machte Terzic "wütend"

Was in der schwierigen Gemengelage mit aktuell Platz fünf in der Bundesliga noch schwerer wiegt, ist die - zumindest nach außen hin - fehlende Einsicht des Trainers, den Ist-Zustand der Mannschaft richtig einzuordnen.
Terzic habe der Sieg in München "ein bisschen wütend gemacht, wenn man sieht, was möglich gewesen wäre in dieser Saison, wenn wir öfter unser Gesicht von München und das aus der Champions League gezeigt hätten." Was möglich gewesen wäre... - bei 25 (!) Punkten Rückstand auf den Tabellenführer.
Gegen Stuttgart hätten seine Spieler wieder mal "alles investiert" und außerdem hat Terzic "viele guten Sachen gesehen, die wir mitnehmen können."
Dabei hat sich Borussia Dortmund in dieser Saison spielerisch kein Stück weiterentwickelt. Sportdirektor Sebastian Kehl entschuldigte dies Anfang März im "Sport1-Doppelpass" mit dem "schwierigen Spagat, ergebnistechnisch zu funktionieren" und gleichzeitig der Erwartungshaltung im Dortmunder Umfeld gerecht zu werden, "attraktiven, intensiven und emotionalen Fußball" zu bieten.
Das sei nicht immer gelungen, aber in den letzten 13 Jahren habe es laut Kehl nur zwei deutsche Meister gegeben: Bayern München und Borussia Dortmund.

Keine Planungssicherheit beim BVB

"Außerdem waren wir in den letzten elf Jahren sieben Mal Zweiter", rechnete Kehl vor und reklamierte obendrein ein Stück vom Leverkusener Meisterkuchen für sich: "Wir haben die Bayern letztes Jahr ein bisschen ins Straucheln gebracht, jetzt scheint es so, dass Leverkusen womöglich die Ernte daraus zieht."
Das Schönreden der eigenen Situation könnte dem BVB am Ende der Saison brutal auf die Füße fallen. Der Verein droht erstmals seit 2015 die europäische Eliteliga zu verpassen - verbunden mit drastischen finanziellen Einbußen, deren Folgen für die Zusammenstellung der Mannschaft für die nächsten Jahre dramatisch sein könnten.
Ohne Planungssicherheit sind begehrte Spieler schwer zu bekommen. Dem Vernehmen nach hat der BVB im Werben um Chris Führich die Nase vorn, mit dem VfB hat der Nationalspieler aktuell indes deutlich bessere Aussichten, ab September Champions League zu spielen.
Vom Ausgang der Saison hängt auch die Zukunft von Terzic ab. Der Trainer ist im Verein sehr beliebt und genießt hohes Ansehen, hätte aber beim Verpassen der Champions-League-Plätze keine Argumente mehr für eine Weiterbeschäftigung.

Mislintat der neue starke Mann in Dortmund

Nicht zuletzt wird die Position des Übungsleiters von der Konstellation in der Chefetage abhängen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wird sein Amt im Herbst 2025 niederlagen, scheidet aber bereits am Ende der laufenden Saison als sportlich Gesamtverantwortlicher aus.
Auch wenn die Bestätigung noch aussteht, kehrt der ehemalige Chefscout Sven Mislintat zum BVB zurück und soll federführend die Kaderplanung verantworten.
Laut der Zeitung "Welt" bahnt sich im Zuge dessen eine leichte Entmachtung von Kehl an. Ursprünglich sollte er zur neuen Saison in die Geschäftsleitung aufrücken, Watzke soll aber mittlerweile einen Geschäftsführer von außen bevorzugen, wodurch Kehl in seiner Direktorenposition verharren würde.
Inmitten der heißen Phase mit zwei Spielen gegen Atlético (10. und 16. April), Leverkusen (21. April) und dem möglicherweise ultimativen Showdown um Tabellenplatz vier bei RB Leipzig (27. April) sammeln sich ungelegte Eier auf allen Ebenen im BVB-Nest an. Gut, dass Dortmund am Mittwoch wieder Champions League spielen darf.
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