FC Bayern: Kenan Yildiz zaubert bei Juventus Turin - türkischer Nationalspieler verließ FCB vor drei Jahren ablösefrei
Publiziert 17/09/2025 um 17:00 GMT+2 Uhr
Tief in der Nachspielzeit hat sich Juventus Turin am 1. Spieltag der UEFA Champions League gegen Borussia Dortmund einen Punkt gesichert (4:4). Beim dramatischen Auftakt stand mit Kenan Yildiz ein junger Spieler im Fokus, der dem FC Bayern vor drei Jahren ablösefrei den Rücken kehrte. Mittlerweile ist der gebürtige Regensburger ein angehender Superstar - und Bayern beißt sich in den Hintern.
Kenan Yildiz avanciert bei Juventus Turin zum neuen Superstar
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In der 63. Minute blieb im Allianz Stadium zu Turin kurz die Zeit stehen.
Kenan Yildiz legte sich den Ball nach einem flachen Zuspiel von João Mário am linken Strafraumeck vor und zirkelte ihn - ohne dabei unter Druck gesetzt zu werden - in den rechten Winkel. Es war das zwischenzeitliche 1:1 an einem verrückten Champions-League-Abend gegen Borussia Dortmund (4:4), dem der türkische Himmelsstürmer seinen Stempel aufdrückte.
"Es war einfach nur Instinkt", erklärte er anschließend im Interview mit seinem Idol Alessandro Del Piero bei "Sky Sport Italia". "Als der Ball kam, sah ich etwas freien Raum und schoss ihn in Zeitlupe ins Tor."
Publikumsliebling und Zauberkünstler - ganz Turin schwärmt von seinem angehenden Superstar. In München verfolgt man den kometenhaften Aufstieg indes mit einer saftigen Portion Neid.
FC Bayern: Yildiz und die vertane Chance
Trotz der Tatsache, dass der FC Bayern erst am Mittwochabend gegen den FC Chelsea (ab 21:00 Uhr im Liveticker) in die Champions League startet, verfing sich so mancher Anhänger des deutschen Rekordmeisters in eine "Was wäre, wenn ..."-Spirale.
Mit einem spitzbübischen Lächeln und Kaugummi kauend stand Yildiz nach Abpfiff bei "Prime Video" Rede und Antwort - und zwar in perfektem Deutsch, das versteht sich als gebürtiger Regensburger von selbst. "Dafür leben wir, für diesen Sport. Wie gesagt, es war ein unglaubliches Spiel", analysierte er.
Schließlich schweifte der Mann der Stunde ab, erinnerte sich an seine Schulzeit in Unterhaching, in welcher er Karim Adeyemi kennenlernte. Während der Partie habe er sich vom BVB-Star sogar "ein paar Späße auf Türkisch" anhören müssen, so Yildiz.
Ein sympathischer Auftritt eines jungen Spielers, dem Europa spätestens seit Dienstagabend zu Füßen liegt. Gepaart mit den Bildern aus seiner Jugend beim FCB schoss dem allgemeinen Beobachter durch den Kopf: "Wie konnte sich der FC Bayern das Talent durch die Lappen gehen lassen?"
Yildiz mischt Italien auf
Der Saisonstart verlief für Yildiz vollkommen nach Maß. Neben seinem Tor und dem Assist zum 2:2 gegen Dortmund steuerte der türkische Nationalspieler auch in den bisherigen drei Pflichtspielen in der Serie A einen Treffer und drei Vorlagen bei.
Auf seinem Rücken trägt er die Nummer 10, vor einem Jahr trat Yildiz also auch offiziell das Erbe seines Vorbildes Del Piero an.
"Wir telefonieren oft und sehen uns ab und zu. Nach den Spielen schreibt er mir und spornt mich an, immer besser zu werden", schwärmte er im Interview mit der "Gazzetta dello Sport" vom Austausch mit der Juve-Legende. "Er sagt mir, dass er sich für mich freut und hofft, dass ich so weitermache. Ale ist ein unglaublicher Mensch."
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Kenan Yildiz gilt bei Juventus Turin als neuer Shootingstar
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Allzu oft will er den Vergleich mit dem Weltmeister von 2006, der einst 290 Tore und 173 Vorlagen in 705 Partien für die Turiner erzielte, aber selbst nicht hören. "Ich möchte nur meine eigene Geschichte schreiben. Ich habe Del Piero intensiv verfolgt, ich weiß, was er geleistet hat. Aber wir sind zwei verschiedene Menschen: Jeder hat seinen eigenen Weg."
Dieser führte ihn innerhalb kürzester Zeit ins europäische Rampenlicht. Vor drei Jahren heuerte Yildiz in Turin an, machte sich zunächst in der U19 und dann in der Zweitmannschaft in der Serie C einen Namen. Mittlerweile ist der Türke mit einem Vertrag bis 2029 ausgestattet und hält bei einem Marktwert von 50 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.com) - und das alles nach einem ablösefreien Wechsel vom FC Bayern. Doch wie konnte es dazu kommen?
Yildiz war FC Bayern zu teuer
"Yildiz ist ein junger talentierter Spieler, den wir gerne weiter auf seinem Weg begleitet hätten", wurde der damalige Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic im Sommer 2022 von der "Sport Bild" zitiert. "Seinen finanziellen Forderungen konnten und wollten wir allerdings nicht entsprechen. Deshalb wird Yildiz uns leider verlassen."
Das Geld mag ein Knackpunkt gewesen sein, angesichts des enormen Potenzials des Spielers war jedoch ein internationaler Konkurrent dazu bereit, die Forderungen zu erfüllen. Hector Peris, der Berater von Yildiz, gab noch einen tieferen Einblick.
"Während Kenans Aufenthalt bei Bayern gab es unangenehme Momente", blickte er bei "Sky" auf die Jugend des Shootingstars zurück, welche er zwischen 2012 und 2022 in München verbracht hatte. "Es gab Leute, die ihn, aus welchen Gründen auch immer, nicht richtig fördern wollten. Deshalb sind die korrekten Berichte über Kenan nicht in der richtigen Art und Weise bei der Vereinsspitze angekommen. Kenan hat schwierige Zeiten durchgemacht, und all das hat dazu geführt, dass einige Leute den Verein danach verlassen haben."
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Kenan Yildiz (Juventus)
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Das Problem stecke viel tiefer als von vielen Beobachtern angenommen. "Bayern wollte Kenan behalten, Marco Neppe und Hasan Salihamidzic haben versucht, mit ihm zu verlängern", so Peris. "Es war ein Problem des Timings und der Umgangsform. Aber wenn Bayern eine Chance hatte, Kenan zu halten, dann nur dank Neppe und Hasan."
Gleich mehrere Faktoren führten demnach dazu, dass Yildiz seine Zukunft nicht in München sah. Sein außergewöhnliches Talent und sein kometenhafter Aufstieg stellen jedoch die Frage, wie groß das Potenzial eines Spielers sein muss, damit der FCB dem eigenen Nachwuchs den roten Teppich ausrollt.
70 Millionen Euro kostete der vereinseigene Campus einst, bis dato sorgte das Nachwuchsleistungszentrum jedoch überwiegend mit seinen Sünden für Schlagzeilen. Das wurde dank Yildiz am Dienstagabend noch einmal deutlich.
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Quelle: Perform
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