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Phänomen Müller - das macht ihn Weltklasse

Philipp Pelka

Update 28/04/2015 um 14:59 GMT+2 Uhr

Arjen Robben kommt gerade erst von einer Verletzung zurück, bei Franck Ribéry ist ein Comeback noch nicht absehbar: In der entscheidenden Saisonphase ist Thomas Müller beim ersatzgeschwächten FC Bayern besonders gefragt. eurosport.yahoo.de analysiert, wieso der 25-Jährige so wichtig ist und was ihn zu einem Weltklassespieler macht.

Thomas Müller gibt beim FC Bayern den Ton an

Fotocredit: Imago

Eigentlich könnte sich Thomas Müller zur Ruhe setzen. Der Offensivallrounder hat im Alter von 25 Jahren bereits fast alles gewonnen, was das Fußballherz begehrt: Meisterschaft, Pokal, Champions League, Klub-WM, den nationalen und internationalen Supercup und im vergangenen Sommer zur Krönung die Weltmeisterschaft.
Doch der Nationalspieler ist noch lange nicht satt. "Wir werden alles raushauen", sagte Müller zuletzt im Hinblick auf das DFB-Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund (Dienstag, 20:30 Uhr im eurosport.yahoo.de-Liveticker) und den Showdown im Halbfinale der Königsklasse gegen den FC Barcelona.
Phänomen Müller
Thomas Müller ist das wohl größte Phänomen der jüngeren Fußballgeschichte. Er ist beileibe nicht das, was man gemeinhin einen Edeltechniker nennt. Mal verspringt ihm ein Ball bei der Annahme, mal trifft er den Ball beim Flanken mit dem Schienbein. Doch trotz dieser regelmäßig vorkommenden Ungenauigkeiten verfügt Müller über eine gute, ja sogar sehr gute Technik.
Technik bedeutet nämlich nicht, tricksen zu können. Auch reihenweise Traumtore zu erzielen ist kein alleinstehendes Kriterium für gute Technik. Ein guter Techniker nutzt seinen Körper so, um mit dem Ball das Gewünschte zu erreichen. Das klingt nicht nur sehr banal, sondern ist es auch.
Müller ist der lebende Beweis dafür. Was hat er nicht schon alles für seltsame Aktionen gezeigt, bei denen er den Ball auf unmöglichste Art und Weise mitnimmt? Mit welchem Körperteil hat er noch kein Tor erzielt? Nach eigener Aussage zeichnet er sich vor allem durch Effizienz und Geradlinigkeit aus. Dass hier und da richtige Traumtore wie gegen den HSV oder bei Werder Bremen dabei sind, wird Müller freuen. "Ich weiß, dass jedes Tor gleich viel zählt, nämlich immer eins".
Der "Raumdeuter"
Wenn Thomas Müller sich selbst als Spielertyp beschreiben soll, fällt oft der Begriff "Raumdeuter". Man neigt dazu, gutes Stellungsspiel als instinktiv zu bezeichnen. Wer sich das Spiel von Müller jedoch anschaut, wird eines Besseren belehrt. Der 25-Jährige beobachtet Spielsituationen, Mitspieler und Gegner haargenau.
Ein gutes taktisches Verständnis und ein noch besseres Timing sorgen dafür, dass Müller die gefährlichen Räume bewusst ansteuern kann - und nicht einfach "dort steht, wo ein Stürmer stehen muss".
Von diesem Raumgefühl profitiert nicht nur der 25-Jährige selbst, sondern auch seine Mitspieler. Jeder kennt Arjen Robbens Lieblingsweg, bei dem er vom rechten Flügel startend dynamisch mit dem Ball am Fuß in die Mitte zieht und den Abschluss sucht. Doch nur die wenigsten Beobachter nehmen dabei Müllers Rolle wahr. Immer wieder kreuzt er vor dem Niederländer nach außen, um die Verteidiger abzulenken und den Weg für Robben freizublocken. Dies bringt häufig die Sekundenbruchteile Zeit, die bei Robbens Schussversuchen den Unterschied zwischen Traumtor und Fehlversuch ausmachen.
Für nichts zu schade
Auch im Spiel gegen den Ball ist Müller ein extrem unterschätzter Spieler. Der einst von Louis van Gaal in die Profimannschaft beorderte Angreifer ist bereit, lange und intensive Wege zu gehen, um den Ball zu erkämpfen.
Er ist sich zudem nicht zu schade, Defensivarbeit für andere zu erledigen. Robben und auch Franck Ribéry kamen in der Vergangenheit schon häufig in den Genuss, von Müller entlastet zu werden. Wenn die Einzelkönner einmal weit vorne den Ball verloren hatten, war es zumeist Müller, der am schnellsten umschaltete und die freie Position auf dem Flügel übernahm.
Hellwach und flexibel
Ein weiteres Charakteristikum Müllers ist seine Cleverness. Er erkennt Spielsituationen einfach schneller als die meisten anderen Akteure. Ein schnell ausgeführter Freistoß hier, eine abgezockt herausgeholte Ecke da: Es sind viele Kleinigkeiten, die Müller so wichtig machen.
Dazu zählt nicht zuletzt, dass der Weltmeister auf so vielen Positionen einsetzbar ist. In der Nationalmannschaft brillierte er schon als Rechtsaußen und als Mittelstürmer, bei Bayern kamen noch Rollen als Linksaußen und offensiver Mittelfeldspieler dazu.
Müller wird durch die unterschiedlichen Rollen jedoch nicht in seiner ganz eigenen Kreativität beschränkt - im Gegenteil: Positionen sind für den Raumdeuter ohnehin nur lose Richtlinien. Sobald das Angriffsspiel rollt, ist Müller das freie Radikal, das überall da auftauchen kann, wo es gebraucht wird.
Kein Ballon d´Or für den Teamplayer
Müller ist ein absoluter Teamplayer. Er profitiert davon, dass er bei Bayern und beim Nationalteam Mitspieler hat, die Angriffe initiieren und viel Aufmerksam auf sich ziehen. Gleichzeitig gibt er aber auch viel zurück. Die Bereitschaft, ja der Drang Müllers, nach jedem gespielten Pass gleich wieder ins Tempo zu gehen, ist für die Mitspieler ein Segen.
Die vielen Kleinigkeiten, die Müller so besonders machen, reichen wohl niemals für den Gewinn des Weltfußballertitels. Weltklasse ist Thomas Müller trotzdem. Und Titel wird der Bayer sicherlich auch noch genug sammeln - und zwar als Teamplayer.
Jetzt seid Ihr gefragt: Ist Thomas Müller für euch auch ein Weltklassespieler? Welche Akteure sind noch unterschätzt? Diskutiert mit uns und den anderen Usern über die Kommentarfunktion oder stellt euer "Team der Unterschätzten" mit unserem Best11-Tool auf.
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