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Eintracht Frankfurt nach Elfmeter-Krimi gegen Mönchengladbach im Pokalfinale

Jan Niestegge

Update 26/04/2017 um 00:24 GMT+2 Uhr

Eintracht Frankfurt ist dank stählerner Nerven und Elfmeter-Held Lukas Hradecky in das Endspiel um den DFB-Pokal eingezogen. Das Team von Trainer Niko Kovac gewann einen am Ende spannenden Halbfinal-Krimi bei Borussia Mönchengladbach mit 7:6 im Elfmeterschießen und darf mehr denn je vom ersten Titel seit 1988 träumen. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

Frankfurt nach Elfmeter-Krimi im Pokalfinale

Fotocredit: Imago

So lief das Spiel:

Die beiden Bundesliga-Duelle zwischen Gladbach und Frankfurt boten wenig Spektakel - beide Partien endeten torlos. Wer im Halbfinal-Spiel eine Partie mit ähnlich langem Atem erwartete, wurde jedoch eines Besseren belehrt. Von Beginn lag Showdown-Atmosphäre in der Luft. Vor allem aufgrund des starken Beginns der Frankfurter. Die Elf von Niko Kovac machte früh Druck, verschob die Pressing-Zone nach Belieben und schaltete nach Ballgewinn extrem schnell in die Offensive um.
Bereits nach drei Minuten hätten die Hessen führen müssen. Branimir Hrgota ließ den Torinstinkt allerdings vermissen. In der 15. Minute sorgte ein anderer Akteur für die Führung der Gäste. Timothy Chandler flankte die Kugel aus dem rechten Halbfeld auf den zweiten Pfosten. Taleb Tawatha nahm den Ball mit vollem Risiko volley aus der Luft und knallte das Spielgerät aus elf Metern unhaltbar in die Maschen.
Gladbach hatte in der Folge große Probleme eine Antwort zu finden. Lars Stindl, André Hahn und Jonas Hofmann waren abgemeldet. Frankfurt stand defensiv kompakt, machte die Räume zwischen den Linien in einem 5-3-2-System eng und nahm den "Fohlen" den Platz zum Kombinieren. Kurz vor der Pause war die Eintracht jedoch nicht auf der Höhe - mit den Köpfen vielleicht schon in der Kabine. Ibrahima Traoré flankte von der linken Seite in die Mitte. Hahn verlängerte am ersten Pfosten - Hofmann musste im Zentrum nur noch einschieben. Der Ausgleich.
Der zweite Durchgang verlief deutlich ausgeglichener. Gladbach kam mit Schwung aus der Pause - Frankfurt brauchte einen Moment, um sich zu finden. Das lag vor allem daran, dass die Hausherren taktisch umstellten. Stindl rückte ein Stück ins Feld, bekleidete zumeist die Zehnerposition und kurbelte so das Borussia-Spiel an. Gute Gelegenheiten konnten sich die Gladbacher allerdings nicht herausspielen. Auch auf der Gegenseite blieb das Offensivspiel nahezu ereignislos.
Eine unschöne Szene bot sich in der 68. Minute. Der eingewechselte Julian Wolf blieb bei einem Zweikampf mit Jannik Vestergaard am Boden liegen - verletzte sich im Bereich der Schulter. Nach langer Behandlungspause musste er mit der Trage vom Platz, wurde direkt ins Krankenhaus gebracht. Spielerische Höhepunkte folgten in der regulären Zeit nach diesem Zwischenfall nicht - es ging in die Verlängerung.
Die Extraminuten verliefen relativ ausgeglichen - mit leichten Vorteilen für die Hausherren, die mit zunehmender Spieldauer anstiegen. Beide Mannschaften suchten ihr Heil zumeist in langen Bällen auf die Außenpositionen und ins Sturmzentrum. Die Gladbacher hatten dabei insgesamt mehr Ballaktionen, strahlten auch mehr Torgefahr aus - kamen aber nur selten zu guten Abschlussmöglichkeiten. So musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen.
Vom Punkt folgte der reinste Krimi. Nachdem sechs Akteure in Folge den Ball im Netz unterbrachten, verschossen danach drei Spieler. Hrgota hatte den entscheidenden Elfmeter vor den Füßen, überwand Yann Sommer und knallte Frankfurt nach Berlin - ins Finale.

Die Stimmen:

Nico Kovac (Trainer Eintracht Frankfurt): "Darüber müssen wir erst mal eine oder zwei Nächte schlafen. Unsere ganze Metropole wird auf den Beinen stehen und uns feiern. Es war heute eine Willensleistung meiner Mannschaft. Die Mannschaft hat sich taumelnd ins Elfmeterschießen gebracht. Pokalendspiele sind für Spieler und Trainer etwas Besonderes. Für mich ist das in meinem ersten Jahr als Cheftrainer bei der Eintracht ein Traum."
Lukas Hradecky (Eintracht Frankfurt): "Ich bin wirklich stolz. Solche Elfmeterschießen habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen. Ich bin überglücklich."
Marco Russ (Eintracht Frankfurt): "Wir waren uns eigentlich schon bei Guillermo Varela sicher, dass er den entscheidenden Elfmeter reinmacht, aber im Elfmeterschießen ist so viel Glück dabei. Der Torwart ist natürlich auch so eine Sache - Varela hat ihn nicht gemacht, aber Lukas Hrádecky hält wieder den nächsten Elfmeter. Als Branimir dann auf dem Weg war, haben wir ihm gesagt 'du machst das Ding!'"
Fredi Bobic (Sport-Vorstand Eintracht Frankfurt): "Es ist eine tolle Geschichte für die Eintracht. Das hat man nicht jedes Jahr. Ich bin stolz auf die Mannschaft und die Moral. Elfmeterschießen ist immer brutal. Für die Gladbacher tut es mir leid. Es war ein toller Pokalfight. Wir müssen das jetzt erst einmal realisieren. Das ist traumhaft."
Dieter Hecking (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Aufgrund der besseren Chancen war Frankfurts Sieg nicht unverdient. Wir waren in der ersten Halbzeit hypernervös, sehr fahrig. Dann haben wir das Glück, den Ausgleich zu machen. Ab der 46. Minute haben wir alles versucht, nach vorne gespielt, wenig zugelassen. Mehr kann man nicht tun. Aber du musst zum Torabschluss kommen, das war zu wenig."
André Hahn (Borussia Mönchengladbach): "Die Enttäuschung ist natürlich riesig. Ich denke, dass es nicht nur am Elfmeterschießen lag. Wir haben die komplette erste Halbzeit verschlafen, waren überhaupt nicht mutig. Wir haben nicht das umgesetzt, was wir umsetzen wollten."

Der Tweet zum Spiel:

Jubelstürme bei Eintracht Frankfurt...

Das fiel auf: Ohne Arbeit kein Lohn

"Als Erstes sind da immer die Arbeit und der Fleiß, und wenn man sich einer Sache richtig hingegeben hat, dann kommt am Ende auch das Glück hinzu. Aber nie andersherum", sagte SGE-Coach Kovac vor der Partie im Interview mit "DIE ZEIT". Schaut man auf die Entwicklung, die die Frankfurter binnen einer Saison genommen haben, ist anerkennendes Nicken die Folge. Die Kovac-Brüder haben aus einem Abstiegskandidaten einen Europa-League-Anwärter geformt. Gegen Gladbach erzwangen die Sieger aus Hessen ihr Glück. Im Elfmeterschießen konnten sie das Spiel entscheiden. Adler im Anflug.

Die Statistik: 1

Es war das vierte Duell zwischen Frankfurt und Gladbach im DFB-Pokal. Dabei konnten die "Fohlen" bisher jede Partie für sich entscheiden. Im vierten Anlauf war damit Schluss - die Frankfurter konnten zum ersten Mal gewinnen.
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