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FC Bayern gegen Paderborn: Der DFB-Pokal hat keine eigenen Gesetze mehr

Johannes Mittermeier

Update 08/02/2018 um 16:43 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München trifft im Viertelfinale des DFB-Pokals auf Drittligist SC Paderborn. Dessen Trainer Steffen Baumgart lässt forsche Töne anklingen, Jupp Heynckes gibt sich demütig. Und am Ende gewinnt trotzdem Bayern. Das Bonmot, wonach der Pokal "seine eigenen Gesetze" pflege, ist längst überholt - weil sich die Schere, die den Fußball immer weiter spreizt, auf den Cup übertragen hat.

Paderborn gegen Bayern in der Bundesliga 2014/15

Fotocredit: Getty Images

Steffen Baumgart ist einer vom alten Schlag, der Mann hat 224 Bundesligaspiele bestritten und stammt aus Zeiten, die keine demütige Unterwürfigkeit vor dem FC Goliath aus München voraussetzten.
Also sagt Baumgart, heute Trainer des Drittligisten SC Paderborn, vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale gegen diesen FC Goliath solche Sätze:
Wir versuchen, den Bayern ein Bein zu stellen und wollen ins Halbfinale einziehen. Das ist unser erklärtes Ziel. Sollte Robert Lewandowski drei Tore schießen, hoffe ich, dass wir vier machen.
Das sind forsche Töne, und man nimmt sie einem Recken wie Baumgart ab. Zudem übt sich Jupp Heynckes ja in Vorsicht und Gewahrsam, was bei ihm als amtlich beglaubigter Anstand notiert wird.

Und am Ende gewinnt der FC Bayern

Der FC Goliath nehme Paderborn "sehr ernst", es werde "ein richtiger Pokalfight", Bayern dürfe sich "nicht erlauben, mit angezogener Handbremse anzutreten". Überhaupt sei er "beeindruckt" vom Paderborner Spiel, welches "strukturiert, laufstark, aggressiv" daherkomme, obendrein mit "guten Fußballern".
Bloß: Wenn am Dienstagabend in Ostwestfalen ziemlich genau um 18:30 Uhr nicht sämtliche tektonische Erdplatten kollidieren, wird nicht Paderborn gewinnen.
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Steffen Baumgart vom SC Paderborn

Fotocredit: SID

Wer kann sich schon ernsthaft eine Bayern-Blamage vorstellen? Sowas passierte ihnen mal gegen Aachen, zweimal sogar, allerdings ist das so lange her, dass noch die nicht als Laptop-Trainer bekannten Ottmar Hitzfeld (2004) und Felix Magath (2006) verantwortlich zeichneten.
Diese unsägliche Floskel, wonach der Pokal "seine eigenen Gesetze" pflege, ist heute überholt. Die Schere, die den Fußball immer weiter spreizt und irgendwann in zwei Enden teilen wird, hat sich von den Ligen auf den Pokal übertragen, und diese Entwicklung ist nicht zu stoppen.

Eine Monotonie aus Bayern und BVB

Baumgart spielte für Wolfsburg, Rostock und Cottbus, das Jahre später ins Halbfinale vorstieß, 2011, und dort an Duisburg scheiterte. Parallel besiegte Schalke die Bayern und nachher die Duisburger, 5:0. Seitdem haben sich die vier Halbfinalisten des einstmals unberechenbaren Wettbewerbs in schöner schlimmer Regelmäßigkeit wiederholt, von Ausreißern abgesehen.
2012 schaffte es Zweitligist Fürth in die Vorschlussrunde, neben Bayern, Dortmund, Gladbach. 2013: Bayern, Wolfsburg, Stuttgart, Freiburg, was bereits als Überraschung galt. 2014: Dortmund, Wolfsburg, Bayern und Kaiserslautern, das alle Pokalmächte und sicherlich auch dessen Götter beschwor, in München jedoch fünf Stück kassierte.
Mit Bielefeld erreichte 2015 letztmals ein Underdog die Ausscheidung fürs Finale, Wolfsburg war zu stark. Der Rest: eine Monotonie aus Bayern und Dortmund, ebenso 2016 (plus Bremen und Hertha BSC) sowie 2017 (Gladbach und Frankfurt).

Paderborn-Etat weniger als Bayern-Jahresgehalt

Die wackeren Paderborner, 2014/15 Bundesligist und damals 0:4 bzw. 0:6 von Bayern vermöbelt, sind mit Erfolgen über St. Pauli (2:1), Bochum (2:0), Ingolstadt (1:0) ins Viertelfinale vorgedrungen; eine bemerkenswerte Leistung in einem Geschäft, das Geld zwar keine Tore schießen lässt, aber halt das Arrangement von Akteuren ermöglicht, die selbiges bewerkstelligen.
Dazu nur dieses: Paderborns Etat liegt unter dem Jahresgehalt eines einzigen Bayern-Stammspielers.
Heynckes ist Profi genug, um den Rivalen detailliert zu studieren, am Sonntag hat er sich drei Stunden für Paderborner Partien rausgenommen. Dann meldeten sich Frau Iris oder Hund Cando oder beide, und bald wird Heynckes den nimmersatten Titelhunger seines FC Goliath wieder damit stillen, Gegner zu analysieren, die nicht SC Paderborn heißen.
Das ist nicht geringschätzig gemeint. Das ist einfach eine Feststellung.
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