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Niko Kovac: Der richtige Sieger – auch für den FC Bayern

Florian Bogner

Update 21/05/2018 um 14:44 GMT+2 Uhr

Eintracht Frankfurt als DFB-Pokal-Sieger ist eine runde Sache. Für die Eintracht, für Fußball-Deutschland, für Niko Kovac - aber auch für den FC Bayern München, weil der Kovac-Triumph die Bayern nicht nur in ihrer Wahl bei der Heynckes-Nachfolge bestärkt, sondern der neue Trainer damit auch automatisch an Ansehen im Team des Rekordmeisters gewinnt.

Pokalsieger Niko Kovac

Fotocredit: Imago

Der alte Trick ist ja, dass der FC Bayern München am besten transferiert, wenn er der Konkurrenz einfach die Besten wegholt. Weil der eigene Gewinn gleichsam ein Verlust der anderen ist. Wie ein Sieg im direkten Duell, ein Sechs-Punkte-Spiel.
Nun steht Eintracht Frankfurt nicht im Verdacht, die Bayern dauerhaft ärgern zu können. Und doch hat es jetzt mal ein anderer Klub außer Borussia Dortmund geschafft, den nationalen Seriensiegern (9 von 12 möglichen Titeln seit 2012) eine Trophäe wegzuschnappen. Und schwupps, schon kaufen die Bayern den Trainer weg.
Keine Frage: Den Bayern schmeckte die Niederlage von Berlin gegen Niko Kovacs Eintracht überhaupt nicht - das zeigt allein der Abgang während der laufenden Siegerehrung in den Stadionbauch, noch ehe Frankfurt der Pokal übergeben wurde. Das war, wenn auch nicht böse gemeint, ziemlich stillos.

FC Bayern zieht Nutzen aus Pokal-Pleite

Es zeigte aber auch, dass die nationale Dominanz zu einem Selbstverständnis geführt hat. Zur trügerischen Annahme, man könnte so einen DFB-Pokal auch im Vorbeigehen mitnehmen. Und zu Unverständnis und Wut, wen dem dann nicht so ist.
Wer Trophäe an Trophäe reiht, flippt bei Pokalsieg 19 aber auch nicht so aus wie die Eintracht nach 30 Jahren Durststrecke.
Die feierwütigen Frankfurter in purer Ekstase in Berlin durch den Innenraum rollen zu sehen, hat nicht nur die Fans in der Main-Metropole begeistert.
Dass die Eintracht in Berlin gewann, war ein rundes Ding - für viel mehr Fußballinteressierte in Deutschland als nur im Eintracht-Kosmos. Für all diejenigen, denen die Dominanz der Bayern auf die Nerven geht. Für alle Liebhaber der Underdogs. Und für alle Schadenfreudigen.
Doch auch die Bayern haben einen Nutzen an der Niederlage. Zuvorderst, weil Kovac durch den Pokalsieg deutlich an Profil gewinnt, sich sozusagen schon vorab die nötige Ehrfurcht seiner künftigen Spieler sichert.
"Mit einem solchen Sieg wächst der Respekt", sagte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Berlin anerkennend:
Wir haben ihn verpflichtet, weil er ein cleverer Trainer ist. Der weiß schon, wie man es macht.
Bei der Eintracht hatte der 46-Jährige vor dem Finale offensichtlich "die richtigen Knöpfe gedrückt: Die waren aggressiv, bissig, haben uns bekämpft, gestört und gute Konter gefahren", lobte Salihamidzic.

FC Bayern: Niko Kovac ist auch ein Stilbruch

"Er hat uns in den Räumen attackiert, in denen wie die ganze Saison über Probleme hatten", musste auch Mats Hummels zugeben und freute sich fast schon ein bisschen auf den neuen Coach:
Ich bin überzeugt, dass er mit uns an unseren Schwachstellen schraubt und wir dann ähnlich gut agieren.
Kevin-Prince Boateng ging sogar soweit, den Anteil des Trainers am Erfolg mit "90 Prozent" zu beziffern. "Er hat uns vorher ein Video gezeigt und uns damit alle gepusht. Er hat gesagt, wir gewinnen den Pokal von der ersten Minute an, und wir sind mitgezogen", sagte der Offensivspieler ein bisschen baff.
Letztlich ist es auch genau das, was die Bayern suchen: Einen, der etwas von Taktik versteht, K.o.-Spiele gewinnt, die Spieler aber auch immer wieder neu zu kitzeln und zu erreichen weiß. Mit klaren Prioritäten:
"Wir haben Niko ausgesucht, weil er wie Jupp das Familiäre und Menschliche hat", sagte Hoeneß: "Das ist wichtiger, als wenn uns einer erklären kann, was eine falsche Neun oder flache Raute ist."
Die Entscheidung pro Kovac ist aber auch ein Stilbruch. Dem Trainer wird zum Amtsantritt erst mal kein roter Teppich ausgerollt wie zuvor Louis van Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti - alles Champions-League-Sieger.

Hermann bleibt wohl bei Bayern - das ist wichtig

Kovac wurde auch gesagt, er könne sich seinen Staff nicht nach Belieben bis auf die letzte Position selbst zusammenstellen - da haben sie schlicht mit Ancelotti zuletzt zu schlechte Erfahrungen gemacht.
Kovac hat das offenbar klaglos akzeptiert und bringt nur seinen Bruder Robert als Co-Trainer mit. Peter Hermann, in der Mannschaft hoch angesehen, soll als Bindeglied zwischen alt und neu bleiben - eine intern als extrem wichtig betrachtete Personalie. Und Hermann, so hörte man in Berlin, wird nach mehrwöchiger Bedenkzeit wohl Ja sagen.
Den Kovac-Brüdern dagegen wird erst mal bewusst Spielraum gegeben, an der Aufgabe zu wachsen und sich der Mannschaft gegenüber zu beweisen. Der Pokalsieg war dazu ein erster, wichtiger Schritt.
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