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FC Bayer München: So verletzungsanfällig sind die Stars | DFB-Pokal

Tom Müller

Update 30/10/2018 um 15:26 GMT+1 Uhr

Vor der Partie in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim SV Rödlinghausen pfeifft der FC Bayern München personell aus dem letzten Loch. Gleich sieben Stars fehlen, ein weiterer droht auszufallen. Was auf den ersten Blick nach einer unglücklichen Momentaufnahme aussieht, könnte für den Rekordmeister in der langen Saison noch zum Problem werden - und wirft erneut Fragen zur Kaderplanung auf.

Arjen Robben (FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Durchschnaufen bei Niko Kovac, verhaltener Jubel bei den Stars. Trotz Sieges eine verständliche Reaktion, immerhin war der FC Bayern München gerade einer peinlichen Pokal-Blamage in der ersten DFB-Pokal-Runde gegen Regionalligist SV Drochtersen/Assel entgangen.
Robert Lewandowski traf im August erlösend zum 1:0 – kurz vor knapp, in der 81. Minute.
Klar, am Ende ging alles gut, und viele verwiesen nach der Partie auf die weitverbreitete Floskel "der Pokal hat seine eigenen Gesetze".
Das Bild, das die Münchner gegen einen solchen Gegner abgaben, war dennoch ein Erschreckendes. Vor allem weil der FCB, wie Niko Kovac vor dem Spiel selbstverständlich erklärt hatte, "mit voller Kapelle" in Drochtersen angetreten war.

FC Bayern: Lazarett statt "volle Kapelle"

Knapp zweieinhalb Monate ist "volle Kapelle" eine Vokabel, die der Bayern-Trainer nur zu gerne in seinen Ausführungen auf der Pressekonferenz vor dem Pokal-Duell am Dienstagabend (20:45 Uhr im Liveticker) verwendet hätte.
Wieder geht es gegen einen Viertligisten, diesmal muss die Bayern-Entourage zum SV Rödinghausen nahe Osnabrück. Beziehungsweise das, was vom Kader noch übrig ist.
Neben den beiden Langzeitverletzten Kingsley Coman (Syndesmosebandriss) und Corentin Tolisso (Kreuzbandriss) fehlt den Münchnern nämlich kurzfristig ein Quintett.
Bei Arjen Robben blockiert der Rücken, Mats Hummels machen muskuläre Probleme im Oberschenkel- und Adduktorenbereich zu schaffen. James Rodríguez (Erkältung) und Jérôme Boateng (Magen-Darm) liegen flach, zudem fehlt Ersatzkeeper Sven Ulreich aus privaten Gründen - der 30-Jährige wird zum zweiten Mal Vater.
Desweiteren steht auch hinter dem Einsatz von "Sorgenkind" Leon Goretzka ein Fragezeichen. Der 23-Jährige war am Samstag im Auswärtsspiel beim 1. FSV Mainz 05 (2:0) kurz nach der Halbzeit umgeknickt und konnte nicht weiterspielen. "Da müssen wir mal schauen", sagte Kovac.
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Leon Goretzka musste in Mainz verletzt runter

Fotocredit: SID

Zumindest Javi Martínez, der nach einem Ellenbogenstoß von Anthony Ujah mit einem Eisbeutel am Kopf in die Katakomben der Mainzer Opel Arena verschwunden war, scheint keine schlimmeren Blessuren davon getragen zu haben.

Verletzungen beim FC Bayern: Ein altbekanntes Problem

Auch so ist ein Sieg in Osnabrück am Abend freilich nur Formsache. Dennoch dürfte die aktuelle Lage den Bayern-Verantwortlichen zu denken geben. Gegen einen Viertligisten reicht es auch so - aber was wäre, wenn Bayern mit einem solchen Rumpfaufgebot in der K.o.-Phase der Champions League antreten müsste?
Pep Guardiola befand sich im Frühjahr 2015 in einer solchen Lage, musste im Viertelfinale gegen den FC Porto und im Halbfinale gegen den FC Barcelona gleich auf mehrere Stars verzichten. Gegen Porto reichte es dank eines überragenden 6:1 im Rückspiel (1:3-Niederlage im Hinspiel), gegen die Katalanen war dann krachend Schluss.
2017 meldete sich Robert Lewandowski zum Viertelfinal-Hinspiel gegen Real Madrid (1:2) ab, Bayern konnte nicht reagieren (außer mit dem verloren wirkenden Thomas Müller im Sturm). Javi Martínez sah im Hinspiel Gelb-Rot, Mats Hummels und Jérôme Boateng gingen angeschlagen ins Rückspiel - wieder gab der Bayern-Kader zu wenig her, um das Ruder, trotz heroischer Leistung, noch rumzureißen (2:4 n.V.).
2018 im Prinzip dasselbe Bild: Im Halbfinal-Hinspiel gegen Real Madrid (1:2) verletzten sich Arjen Robben, Jérôme Boateng und Javi Martínez, im Rückspiel war's erneut knapp, aber personell abermals dünn (2:2).
Natürlich spielt Schicksal, Glück, Pech - oder wie auch immer man es nennen mag - bei Verletzungen immer eine große Rolle. Die aktuellen Ausfallgründe der meisten Bayern-Stars dürften sich in den nächsten Wochen wieder in Luft auflösen.
Doch die Erfahrungen und Statistiken der letzten Jahre zeigen: Viele Spieler der Münchner sind verletzungsanfällig - und der mit nur 19 "gestandenen" Feldspielern besetzte Kader wirkt dem nicht gerade entgegen.
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Niko Kovac muss gegen Rödlinghausen auf sieben Stars verzichten

Fotocredit: Getty Images

Mit Robert Lewandowski, Joshua Kimmich, Niklas Süle, Rafinha und Mats Hummels stehen gerade einmal fünf Feldspieler im Profi-Kader, die seit Beginn der Saison 2016/17 nicht mindestens zehn Spiele angeschlagen oder verletzt verpasst haben.
Acht Feldspieler aus Kovac' aktueller Rotation fielen sogar mehr als 20 Mal aus.
Besonders in der Offensive war das in den letzten Jahren ein wiederkehrendes Problem: Franck Ribéry (26 Ausfälle von Juli 2016 bis heute), Robben (24 Ausfälle) und Coman (42 Ausfälle) mussten häufig passen, zudem kam mit Serge Gnabry ein Neuzugang hinzu, der sich trotz seiner erst 23 Jahre bei Bremen und Hoffenheim ebenfalls schon mit einigen Verletzungen rumschlagen musste (26 verpasste Spiele).
Man könnte es weiter spinnen: Renato Sanches und Leon Goretzka plagten sich in der vergangenen Saison auch desöfteren mit Verletzungen rum. Jérôme Boateng, Javi Martínez, Manuel Neuer und Thiago sind dagegen Beispiele für Spieler, die in den letzten Jahren bereits extrem langwierige Verletzungen mit monatelangen Ausfallzeiten hinter sich bringen mussten.

Hat sich der FC Bayern bei der Kaderplanung verkalkuliert?

Zahlen, die auch dem FC Bayern bekannt sein werden, und die auch in der Kaderplanung für die aktuelle Saison eine Rolle spielten - oder hätten spielen sollen. Denn der Klub entschied sich bewusst gegen weitere Transfers, gab mit Sebastian Rudy darüber hinaus einen Spieler ab, der in den vergangenen beiden Jahren fast verletzungsfrei (nur ein Ausfall) blieb.
Lothar Matthäus hatte bereits Anfang Oktober nach der Verletzung von David Alaba gesagt:
Bayern hat sich verkalkuliert. Die Transferpolitik muss man beleuchten und kritisieren.
Natürlich will Kovac alle seine Stars bei der Stange halten und im Optimalfall auch regelmäßig einsetzen. Gegen Wolfsburg und in der Champions League gegen AEK Athen konnte der Coach beispielsweise Thomas Müller noch auf die Bank setzen.
Ein Luxus, den Kovac gegen Rödlinghausen gerne hätte. Zwischen unzufriedenen Stars und Personalnot liegt eben nur ein schmaler Grat. Oder im Fall des FC Bayern nur ein Spiel in Mainz.
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