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Rödinghausen-Keeper Niclas Heimann vor Duell mit dem FC Bayern München

Andreas Morbach

Update 30/10/2018 um 09:39 GMT+1 Uhr

Niclas Heimann, geboren in Engelskirchen im Bergischen Land, wechselte mit 16 von Bayer Leverkusens Jugend zum FC Chlesea, spielte später in Salzburg, Venlo, Cottbus und Essen. Vor der Pokalpartie gegen Bayern München spricht der 27-jährige Torhüter über das sportliche Flair bei Dorfklub Rödinghausen, gemeinsame Zeiten mit FCB-Coach Niko Kovac in Österreich und gewisse Aversionen seiner Mutter.

Heimann Rödinghausen Bayern

Fotocredit: Eurosport

Das Interview führte Andreas Morbach
Herr Heimann, Sie haben in Ihre Karriere bereits einige prominente Stationen vorzuweisen, spielten im Juniorenalter zum Beispiel beim FC Chelsea. Von Ihrer persönlichen Geschichte aus betrachtet - wie fühlt sich da das Fußballerdasein in Rödinghausen an?
Niclas Heimann: Wenn man sagt, vom ganzen Drumherum sei das eher so ein Dorfverein – bei einer Einwohnerzahl von 9800 ist das schon so. Als ich die Zahl kürzlich gehört habe, dachte ich mir aber: Gemessen daran, was hier steht, ist das unfassbar. Was hier aufgezogen wurde, ist für diese Liga schon Wahnsinn. Mit meinen früheren Stationen vergleichen kann man das natürlich nicht, da war auch mal ein bisschen Weltspitze dabei. Aber jeder hat so seins, und ich bin sehr froh, hier zu sein. Mit den ganzen Bedingungen hier – das ist schon top.
Wo und wie haben Sie die Pokalauslosung Ende August verfolgt?
Heimann: Ich hab‘ das zu Hause auf der Couch verfolgt. Man hatte ja so ein etwas mulmiges Gefühl, was kommen könnte. Wenn man einen Zweitligisten wie Dresden rausgehauen hat, denkt man: Ah geil, noch mal ein Zweitligist – vielleicht ist da sportlich gesehen noch mal was möglich. Und dann kommt halt Bayern. Mein erster Gedanke war, dass ich Niko Kovac wiedertreffen werde, mit dem ich in Salzburg eine erfolgreiche Zeit hatte. Auch wenn ich dort 'nur' dritter Torwart war. Er war im ersten Jahr Trainer der zweiten Mannschaft, im zweiten Jahr wurde er dann Co-Trainer. Wir hatten also täglich miteinander zu tun – und ich freue mich sehr, dass er als Trainer so eingeschlagen hat. Ihn mal wieder zu treffen, darauf freue ich mich schon ein bisschen.
Stehen Sie denn noch in Kontakt mit Niko Kovac?
Heimann: Jetzt nicht mehr. Mit jedem weiteren Schritt nach oben – er war ja auch noch Cheftrainer von Kroatien, war sogar bei der WM – verschwinden die alten Handynummern natürlich. Wenn ich die von damals jetzt anrufen würde – ich glaube, da wäre ein Freizeichen. Aber wenn wir uns jetzt sehen, gehe ich fest davon aus, dass er mich wiedererkennen wird. Ich werde auf jeden Fall zu ihm hingehen.
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Salzburg Heimann Kovac

Fotocredit: Imago

Vor den letzten drei – nicht eben überzeugenden – Auswärtssiegen holperte es doch gewaltig bei den Bayern. Wie haben Sie das alles verfolgt – nicht zuletzt die bemerkenswerte Pressekonferenz vor zehn Tagen, nach der die Münchner medial doch einiges um die Ohren bekommen haben?
Heimann: In München werden die Medien schnell nervös, wenn die Bayern mal nicht gewinnen. Aber sind wir ehrlich: Unterm Strich sitzen sie da, lachen sich in ihrem Büro wahrscheinlich tot. Sie machen, so kann ich mir das vorstellen, für die Öffentlichkeit so eine PK. Und so wie ich den Niko kennengelernt habe, wird er sich jetzt nicht verrückt machen lassen. Mit seinem Bart sah er vielleicht ein bisschen wild aus, machte nicht den ausgeschlafensten Eindruck. Aber ich sage: Die sitzen da und machen ihr Programm einfach seelenruhig weiter.
Ausgesprochen souverän wirkten die Bayern-Verantwortlichen bei der besagten PK allerdings nicht.
Heimann: Es ist ja auch menschlich, wenn du dich davon gestört fühlst, wie die Spieler von den Medien behandelt werden. Aber solche Statements sind dann eben schon typisch bayern-like. Oder jeder nimmt es so auf. Deswegen sind wir jetzt auch in der Pole Position, mit der Live-Übertragung im Fernsehen. Ich beschreib‘ es immer ganz gerne so: Die meisten sind halt Bayern-Fans. Und selbst die, die die hassen, sehen sie trotzdem gerne. Weil sie die Bayern verlieren sehen wollen. Meine Mutter zum Beispiel sagt auch immer 'Die Scheiß-Bazis' und so was.
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Niclas Heimann (SV Rödinghausen)

Fotocredit: Imago

Sie werden am Dienstagabend vermutlich ein bisschen was zu tun bekommen…
Heimann: … ich werde Handschuhe mitnehmen, ja (lacht). Vielleicht auch zwei Paar.
Bereitet man sich als Torhüter auf so ein Spiel anders vor als sonst in der Regionalliga?
Heimann: Nein, das würde ich nicht sagen. Die Stationen, wo ich vorher sein durfte, geben mir vielleicht auch einen anderen Blick. Natürlich ist das ein Pflichtspiel, das vielleicht nie wieder so kommen wird – weil ich jetzt eben in der Regionalliga spiele. Aber von den ganzen Abläufen – ich hatte bei Chelsea sogar das Glück, dass ich mit 17 zum Kader gehören durfte – ist das ähnlich. Zum Beispiel wie vor einem Spiel gegen Liverpool oder die anderen Konsorten dort. Ich werde nicht morgens aufstehen und den ganzen Tag über nervös sein. Ich werde meine Vorbereitung so handhaben wie immer. Um dann so entspannt wie möglich in das Spiel reinzugehen.
Den Gedanken, noch eine Runde weiterzukommen – gibt es den bei Ihnen überhaupt?
Heimann: Auf jeden Fall, gerade bei mir. Sonst bräuchte ich gar nicht spielen. Das wäre ja fatal. Wir haben 90 Minuten, und es gibt immer wieder mal Wunder. Wenn man daran nicht glaubt, nicht zumindest einen Funken Hoffnung hat, fände ich die ganze Berufswahl ein bisschen fragwürdig. Es wäre auch komisch, mit erhobenen Händen auf den Platz zu gehen und zu sagen: Okay, ihr seid ja eh Bayern München. Von daher hat jeder bei uns Bock auf die ganze Sache. Wir versuchen, alles zu geben und vielleicht irgendwas zu schaffen.
Erwarten Sie Ihren Trainer vor diesem Highlight-Spiel als den ultimativen Motivator? Ist das eine besondere Stärke von ihm?
Heimann: Ich habe ihn auch megaruhig kennengelernt. Ich glaube nicht, dass er einer ist, der seine Persönlichkeit bei so einem Spiel ändert, dabei besonders ausrasten wird. Wer spielt schon – als Dorfverein, der überhaupt zum ersten Mal im DFB-Pokal dabei ist – in der zweiten Runde gegen Bayern München? Da braucht er nicht mehr so viel zu zündeln.
Sie selbst waren beim Chelsea, in Salzburg, auch in Cottbus und Essen. Welche Ambitionen verfolgen Sie beim SV Rödinghausen?
Heimann: Als ich aus Essen, wo ich noch ein Jahr Vertrag hatte, hierher kam, dachte ich mir schon: Mit den Möglichkeiten, die es hier gibt, kann es eventuell mal eine Klasse höher gehen. Auf lange Sicht würde ich das jedenfalls schon als realistisches Ziel einordnen. Ich muss meine Zelte hier also nicht unbedingt im nächsten Sommer abbauen.
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