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DFB-Pokal: SV Oberachern gegen Borussia Mönchengladbach - Oberachern-Coach Fabian Himmel im Interview

Andreas Morbach

Update 31/07/2022 um 10:25 GMT+2 Uhr

Für den SV Oberachern kommt es am Sonntag zum größten Spiel der Vereinsgeschichte. In der ersten Runde des DFB-Pokals empfangen die Baden Borussia Mönchengladbach im Freiburger Dreisamstadion. Trainer Fabian Himmel ist sich im exklusiven Interview bewusst, dass man "wahrscheinlich eine ordentliche Packung kriegen" wird, will das "Geschenk" des Highlight-Spiels aber dennoch zum Träumen nutzen.

Jonas Hofmann und Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach

Fotocredit: Getty Images

Das Interview führte Andreas Morbach
Herr Himmel, als Trainer des SV Oberachern stehen Sie für offensiven Fußball, das Torverhältnis Ihres Teams am Ende der vergangenen Saison lautete 65:76. Ändert sich Ihre grundsätzliche Philosophie im Pokalspiel gegen Bundesligist Gladbach denn?
Fabian Himmel: Nein. Wir wollen schon Oberachern-Fußball spielen – den Fußball, für den wir stehen. Aber wir müssen natürlich auch ein bisschen Respekt vor dem haben, was der Gegner da auf den Rasen wirft. Das ist eine Topmannschaft, bei der läuft alles noch mal schneller ab. Und die Gladbacher Spieler werden sich sicher nicht in die Hosen machen, wenn der SV Oberachern versucht, ins Pressing reinzukommen. Wir wollen es versuchen – aber wir haben schon auch noch einen Plan in der Tasche, wenn wir merken: Es klappt nicht, die anderen sind so feldüberlegen.
Als Sie Ende Mai das Auslosungsergebnis hörten, dürfte Ihr Herz vor Freude gehüpft sein.
Himmel: Ja, total. Wir hatten ja das Glück, dass unser Trainerteam zur Auslosung nach Dortmund durfte. Als der Herr Großkreutz (Ex-Nationalspieler Kevin Großkreutz, Anm. d. Red.) dann die Kugel mit Gladbach gezogen hat, hab' ich’s noch geschafft, sitzen zu bleiben. Aber meine Arme, das sieht man auch auf den Fernsehbildern, sind relativ unkontrolliert durch den Saal gewandert.
Ihr Kapitän Nicola Leberer sagt, nach den Bayern und Dortmund sei Gladbach das beste Los, das Oberachern hätte ziehen können.
Himmel: Das unterschreibe ich total. Bayern und Dortmund einfach, weil sie aktuell zur europäischen Spitze gehören, und in der Gegenwart vielleicht noch einen Tick größer sind. Wenn man aber mal schaut, was die größten Vereine Deutschlands sind, kann man schon sagen, dass Gladbach absolut ein Top-drei-Klub ist.
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Für die Amateure des SV Oberachern geht es am Sonntag unter anderem gegen Nationalspieler Jonas Hofmann

Fotocredit: Getty Images

Welche sportlichen Schwerpunkte setzen Sie in der Partie gegen die Borussia?
Himmel: Für Sonntag steht auf dem Programm: Genießen. Jeden Moment aufsaugen – die Busfahrt, die Ankunft, sich einmal auch ein bisschen wie eine Profimannschaft fühlen dürfen. Aber wenn der Anpfiff dann ertönt, wollen wir alles raushauen. Eine knappe Niederlage würde ich im Vorhinein auch nicht unterschreiben. Wir wollen auch ein bisschen träumen. Und ich finde, das ist im Pokal, wo es schon so viele Wunder gegeben hat, auch nicht verboten. Aber damit das nicht falsch rüberkommt: Wir können die Lage total realistisch einschätzen – dass wir am Sonntag wahrscheinlich eine ordentliche Packung kriegen.
Sie sind erst 29, mussten Ihre Fußballerkarriere vorzeitig beenden. Das klingt nach einer schwerwiegenderen Verletzung.
Himmel: Genau. Ich hatte zwischen meinem 15. und 19. Lebensjahr zwei Kreuzbandrisse. Danach war klar, dass ich das fußballerische Niveau, das ich angestrebt habe – im hochklassigen Amateurbereich zu spielen –, nicht mehr erreichen würde. Der Körper hat es nicht mehr hergegeben. Und auch vom Kopf her war ich nach diesen schweren Verletzungen in Zweikämpfen nicht mehr total unbesorgt. Also bin ich Trainer geworden.
War es für Sie denn schnell klar, dass Sie diesen Weg einschlagen würden?
Himmel: Ein paar Wochen habe ich schon gebraucht. Aber dann kam die Anfrage von meinem Heimatverein, dem Rastatter SC, bei den Bambinis einzusteigen. Daran habe ich eine unglaubliche Freude gehabt – und durch meinen Weg in den letzten Jahren auch einen Ehrgeiz: Dass ich den Traum, der mir als Spieler genommen wurde, als Trainer vielleicht noch ein bisschen leben darf. Auch wenn ich, wie jetzt am Sonntag, schon auch wehmütig bin, dass ich nicht selbst auf dem Platz stehen kann.
Wie hoch hinaus über die fünfte Liga wollen Sie als Trainer denn?
Himmel: Natürlich ist es mein Traum, Profitrainer zu werden. Sonst würde ich mit 29 Jahren auch nicht diesen jetzigen Weg gehen. Oberliga ist ja nichts Besonderes – es ist aber auch nicht ganz unten. Es ist ein gesundes Mittelding. Ich habe diesen Wunsch, weiß aber auch, dass man dafür einfach brutal gut sein muss. Und ich hab‘ noch eine Menge zu lernen.
Haben Sie denn ein Trainer-Vorbild? Bei Ihrem jungen Alter fällt einem sofort Julian Nagelsmann ein.
Himmel: Julian Nagelsmann ist mit 28 Jahren Bundesligatrainer geworden, das werde ich nicht mehr schaffen. Er ist ein Vorbild für alle, die selber nicht Profi waren oder werden konnten. Auch ihn hat eine schwere Verletzung früh auf die Trainerschiene gebracht. Wenn Sie mich fragen, welcher Fußball mir am besten gefällt, sage ich: der von Jürgen Klopp. Um 2010 herum waren alle hinter Pep Guardiola her. Aber zu der Zeit hat mir Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund unheimlich gefallen. Sein Fußball gefällt mir heute in Liverpool noch genauso gut.
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Jürgen Klopp als Vorbild: Fabian Himmel gefällt der Fußball, den der Trainer des FC Liverpool spielen lässt

Fotocredit: Getty Images

Warum findet das Pokalspiel gegen Gladbach eigentlich in Freiburg im Dreisamstadion und nicht in Oberachern statt?
Himmel: Bei uns ist es im Prinzip noch so wie bei jedem Kreisligisten: Da stehen die Zuschauer direkt an der Bande. Und es gibt inzwischen so viele DFB-Auflagen – da ist es unmöglich, ein Spiel wie gegen Gladbach in Oberachern umzusetzen.
Wie sieht das im Waldsee-Stadion denn genau aus?
Himmel: Stellen Sie sich das wie einen ganz normalen Dorfsportplatz vor, so ist das bei uns. Fast jeder Oberligaklub hat ein kleines Stadion mit ein paar hundert Sitzplätzen. Wir dagegen sind da wirklich noch old school mit Ausnahmegenehmigung unterwegs. So dörflich ist es halt – aber das macht ja auch den Charme aus.
Sich am Sonntag mal ein bisschen als Profi zu fühlen – damit meinen Sie sicher auch den Ort, wo das Pokalspiel gegen Gladbach ausgetragen wird, oder?
Himmel: Ja natürlich. Es werden über 10000 Zuschauer sein. Dazu kommt der Gegner, die Atmosphäre, Kameras, eine Bundesligakabine. Wenn die Jungs mal Kinder oder Enkelkinder haben – diese Fotos werden sie dann rausholen. Das ist einfach etwas Schönes, auch für die Lebensgeschichte, mal sagen zu können: Man hat’s im Fußball vielleicht nicht nach ganz oben geschafft, aber man hat sich bestimmte Momente erarbeitet.
Und das können Sie ja auch als Trainer machen.
Himmel: Definitiv. Der Fußball nimmt einen so wichtigen Platz in unserem Leben ein – da ist so ein Tag einfach ein Geschenk. Und dann auch noch gegen Gladbach – da geht nicht mehr. Und da ist das Ergebnis, so sehr wir auch träumen und es versuchen wollen, vielleicht auch mal zweitrangig.
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