Domenico Tedesco neuer belgischer Nationaltrainer: EM in Deutschland großes Ziel des Ex-Leipzig-Coaches

Domenico Tedesco saß lässig auf einem Hocker, begrüßte die Journalisten auf Französisch und Niederländisch und blickte in überraschte Augen. Keine Fußball-Größe a la Thierry Henry plauderte da auf der Bühne in Tubize als neuer Nationaltrainer Belgiens, sondern der vergleichsweise unbekannte Deutsche. Ein Trainer, von dem viele Belgier noch nie gehört hatten, wie auch Tedesco zugab. "Aber das ist kein Problem. Nicht jeder schaut Bundesliga", sagte der 37-Jährige bei seiner Vorstellung am Mittwoch.

Der Wunsch nach einer Beförderung des bisherigen Co-Trainers Henry sei "menschlich", sagte der Ex-Coach von RB Leipzig und Schalke 04, er sei es "gewohnt", nicht überall bekannt zu sein. Doch nun wolle er sich eben einen Namen machen bei der zuletzt strauchelnden Auswahl um Topstar Kevin de Bruyne. "Für mich ist es eine große Ehre, neuer Cheftrainer der belgischen Nationalmannschaft zu sein", sagte der Nachfolger des Spaniers Roberto Martinez auf Englisch.

Tedesco unterschrieb einen Vertrag, der die Europameisterschaft im kommenden Jahr einschließt. Seine wichtigste Aufgabe ist also klar. "Wir wollen nach Deutschland, wir wollen zur EM 2024", sagte Tedesco. Ob mit den alten Recken oder Jungspunden, ließ er offen: "Meine Meinung ist, dass es kein jung und alt gibt, sondern nur gut oder schlecht. Wir haben nicht so viel Zeit für Experimente."

Tedesco, nach dem DFB-Pokalsieg mit Leipzig im September freigestellt, sicherte sich einen begehrten Job und stach prominente Konkurrenz aus. Laut belgischer Medien war unter anderem auch der Niederländer Peter Bosz im Rennen, der einst Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund coachte. Eine Taskforce des Verbands erkor Tedesco als Wunschlösung aus. Er bringt laut Het Laatste Nieuws den früheren deutschen Nationalspieler Andreas Hinkel als Co-Trainer mit. Henry steht für die Rolle nicht weiter zur Verfügung.

"Er ist als moderner Trainer mit internationaler Erfahrung auf höchstem Niveau bekannt, der einen offensiven Fußballstil mit viel Druck nach vorne bevorzugt", hieß es in einem Verbands-Statement zu Tedesco. Und er wird hochkarätige Akteure zur Umsetzung seiner Pläne zur Verfügung haben, die allerdings auch hohe Erwartungen schüren. Ein erster Schritt muss bei der EM-Qualifikation gelingen, Tedesco wird am 24. März in Stockholm gegen Schweden in seine Mission starten. Vier Tage später trifft Belgien in Köln in einem Testspiel auf die DFB-Auswahl.

Das Vorrundenaus in Katar nach einem 1:0 gegen Kanada, einem 0:2 gegen Marokko und einem 0:0 gegen Kroatien soll Tedesco schnell vergessen machen. Das Abschneiden entsprach in keiner Weise den Ansprüchen der Belgier, die nun einen Umbruch zu bewältigen haben. Die vielbeschworene "goldene Generation" mit unter anderem Thibaut Courtois, de Bruyne und Romelu Lukaku, die 2018 WM-Dritter wurde und jahrelang die Weltrangliste anführte, kommt langsam in die Jahre, in Eden Hazard von Real Madrid hat ein Aushängeschild bereits nach der WM einen Schlussstrich gezogen.