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EM 2016: Das Hummels/Schweinsteiger-Dilemma in Jogis Streichelzoo

Sigi Heinrich

Update 07/06/2016 um 20:22 GMT+2 Uhr

Eurosport-Blogger Sigi Heinrich beleuchtet vor der EM 2016 die besondere Situation von Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger: Wir lösen ein Rätsel, das eigentlich keines ist. Hummels und Schweinsteiger werden nicht in der Startelf gegen die Ukraine stehen. Es ist ja schon ein kleines Wunder, dass sie im Aufgebot sind, wobei sie von einer besonderen Mentalität deutscher Bundestrainer profitieren.

Schweinsteiger (re.) und Hummels (li.) im DFB-Dress

Fotocredit: Imago

Treue bis zur Selbstverleugnung. Joachim Löw, niveagepflegt mit süßer Babyhaut, folgt seinen Vorgängern, angefangen schon mit Sepp Herberger bis zu Helmut Schön und Jupp Derwall. Wer Probleme im Verein hat, der wird aufgepäppelt. Streichelzootechnisch quasi. Selbstvertrauen, das verloren ging - weil im Klub nicht eingesetzt etwa - bringt Löw zurück.

Dialektische Vetrauensbildung

Schwäbischer Slang vermittelt totales Vertrauen. Trainingsplatz gleich Psycho-Couch. Das freut zum Beispiel Götze, der falscher Neuner sein soll. Damit muss einer auch erst mal fertig werden. Ich meine, falsche Fuffziger und so. Kenn' ich. Aber Neuner? Gut. Kriegt er hin, der Weltmeister-Torschütze. Anders sieht die Sache bestimmt bei Hummels aus. Der Wieder-Münchner hofft auf das dritte Spiel. Eventuell. Vielleicht. Oder erst danach oder erst ganz spät. Eingewechselt etwa im Finale in der Verlängerung. Schuss, Tor. Europameister.
Das könnte eine Geschichte werden. Ein Märchen. Wird nicht passieren, natürlich, weil die deutschen Kicker ja so forsch spielen werden. Weil sie schnell umschalten, hin und her passen, in die Tiefe, in die Höhe, quer und im Kreis, weil sie sich verschieben und die Flügel wechselseitig besetzen. Irgendwo dazwischen wird immer Thomas Müller sein, der, wenn alles auch noch ein klein wenig nach Leistungsprinzip geht, seinen ehemaligen Passgeber "Basti" eher selten sehen wird.

Eher Entschleuniger als Beschleuniger

Auf dem Spielfeld wohlgemerkt, denn der Kapitän, in England schon nicht mehr wohlgelitten, ist eher Entschleuniger geworden denn Beschleuniger des deutschen Spiels. Nein, in der Ruhe liegt die Kraft im modernen Fußball nicht mehr.
Und fit ist Schweinsteiger auch nicht. Es soll für 22 Minuten gereicht haben gegen Ungarn. 26 Minuten dann gegen die Ukraine und so weiter. Mit Glück kommt er bis zum Finale (an etwas anders denken wir natürlich nicht) so auf 55 Minuten. Mit Pausen während des Spieles.

Schiffbruch ohne Kapitän

Aber es ist natürlich auch so immens wichtig, dass der Kapitän an Bord ist, weil ohne Kapitän Schiffbruch. Klar. So als zweiter Co-Trainer, obwohl das natürlich sprachlich ein Problem ist. Schweinsteiger kommt aus Oberaudorf. Tiefstes Oberbayern, fast schon Österreich. Der Dialektik des Schwäbischen ist ihm fremd. Aber als Draht zu den Kollegen, stiller verlängerter Arm von Löw, Kontaktmann in der Halbzeit, Schulterklopfer und Motivator.
"Auf geht’s Burschen." Das konnte schon Franz Beckenbauer so gut. Und da würde Schweinsteiger länger durchhalten als 22 Minuten. So hat Joachim Löw letztlich doch alles schon im Vorfeld richtig gemacht. Hummels bekommt Zeit, sich an den Rhythmus der Europameisterschaft zu gewöhnen und Kapitän Schweinsteiger ist immer Gewehr bei Fuß. Ob mit oder Ball.
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