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EM 2016 - EuroScout: Samuel Umtiti bringt frisches Blut in die Abwehr von Frankreich

Dennis Melzer

Publiziert 06/07/2016 um 20:33 GMT+2 Uhr

Jung, talentiert, ehrgeizig - Eurosport.de präsentiert im EuroScout-Blog die Zukunft des Fußballs. Dieses Mal dreht sich alles um Samuel Umtiti, der in der kommenden Saison als Teamkollege von Lionel Messi, Neymar und Co. für den FC Barcelona auflaufen wird und bei im EM-Viertelfinale gegen Island sein Startelfdebüt für Frankreich feierte. Was er kann.

Samuel Umtiti vom FC Barcelona

Fotocredit: Imago

Vor fast genau 18 Jahren stemmte der aktuelle Trainer der französischen Nationalmannschaft Didier Deschamps den Weltmeister-Pokal in den Pariser Nachthimmel. Damals stand er als Kapitän der "Equipe tricolore" noch selbst auf dem Platz, trug seinen Teil dazu bei, dass die Grande Nation den größten Erfolg ihrer Fußball-Geschichte feiern durfte.
Zwei Spiele trennen den mittlerweile 47-Jährigen noch von einem ähnlichen Triumph. Europameister im eigenen Land – diesmal als Coach. Die Voraussetzungen, nach 1998 den nächsten prestigeträchtigen Pokal vor heimischer Kulisse zu holen, sind andere.

Nur der Titel zählt

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Frankreich, das stolze Land, das einst diese goldene Generation an Fußballern um Zinedine Zidane, Laurent Blanc oder Marcel Desailly hervorgebracht hatte, sah sich etlicher Skandale ausgesetzt, die im Jahr 2010, als "Les Bleus" bei der WM in Südafrika mit wehenden Fahnen und von internen Eklats begleitet in der Vorrunde ausschieden, ihren traurigen Höhepunkt fanden.
Zugegeben, die Grabenkämpfe innerhalb des Teams haben sich gelegt, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainerstab ist besser als vor sechs Jahren. Aber: die Versöhnung zwischen Volk, Medien und Nationalmannschaft befindet sich weiterhin in der Aufbauphase, scheint nur mit dem etwaigen Finalsieg im Stade de France endgültig abgeschlossen zu sein.
Ex-Profi Desailly, Welt- und Europameister mit Frankreich, erklärte zwar vor dem Turnierstart im Interview mit "goal.com", dass der aktuelle Kader hochwertiger einzuschätzen sei, als damals, doch mutete die Aussage eher als Schub fürs Selbstbewusstsein an, statt der Wahrheit zu entsprechen.

Offensive top, durchschnittliche Defensive

Ja, in der Offensive ist das Deschamps-Team hervorragend besetzt. Spieler wie Antoine Griezmann, Anthony Martial oder Paul Pogba verdienen definitiv das Prädikat "Weltklasse". In der Abwehr hingegen ist ein Qualitätsabfall zu den restlichen Mannschaftsteilen nicht von der Hand zu weisen.
Während Frankreich 1998 mit der hochklassigen Verteidigungsreihe um Bixente Lizerazu, Blanc, Lilian Thuram und eben jenem Desailly aufwartete und im gesamten Wettbewerb lediglich zwei Gegentreffer hinnehmen musste, ist die Viererkette nun der Schwachpunkt.
Mit Bacary Sagna (31) und Patrice Evra (35) setzt Deschamps auf zwei in die Jahre gekommene Außenverteidiger, Laurent Koscielny (30) und Adil Rami (30) bilden die etatmäßige, durchschnittliche Innenverteidgung. Einer, den vor der EM nur die wenigsten auf dem Zettel hatten, feierte jedoch im Viertelfinale gegen Island sein Debüt im alternden Defensivverbund. Einer, der durch seinen kurz zuvor bekanntgegebenen Transfer zum FC Barcelona, mit ausreichend Motivation ausgestattet ist: Samuel Umtiti.
Spieler: Samuel Umtiti
Geburtsdatum: 14. November 1993
Geburtsort: Yaoundé
Nationalität: Frankreich/Kamerun
Größe: 1,81
Fuß: links
Position: Innenverteidiger
Derzeitiger Klub: FC Barcelona
Rückennummer: 22
Bisherige Klubs: Olympique Lyon
Umtiti wurde in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé geboren und wohnte dort bis zu seinem zweiten Lebensjahr, ehe sich seine Eltern entschlossen, nach Frankreich auszuwandern.
Seine Karriere begann er beim kleinen Klub Menival. Bereits im Alter von acht Jahren wechselte er in die Jugendakademie des Erstligisten Olympique Lyon, wo er in der Folge alle U-Mannschaften durchlief.

Stammspieler, Bankdrücker, Leistungsträger

Der Defensiv-Spezialist feierte sein Profi-Debüt Anfang 2012, als er im Coupe-de-France-Spiel gegen Lyon-la-Duchere über die volle Distanz auf dem Platz stehen durfte. Sein erstes Liga-Spiel bestritt er nur sechs Tage später in Montpellier, welches aus Sicht seiner Mannschaft mit 0:1 verloren ging.
Nachdem Umtiti sich in seiner ersten Spielzeit als Profi zum Stammspieler gemausert hatte, musste er in seiner zweiten Saison zunächst mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen. 2013/14 etablierte sich der Franzose, der auch die kamerunische Staatsangehörigkeit besitzt, als Dauerbrenner und entwickelte sich rasant zu einer wichtigen Säule bei OL.
Insgesamt absolvierte das Eigengewächs 170 Pflichtspiele für die Ostfranzosen, in denen er fünf Treffer sowie drei Vorlagen beisteuern konnte.

Länderspiel-Debüt im EM-Viertelfinale

Dass es überhaupt für eine Nominierung von Deschamps bei der Heim-EM reichte, "verdankte" Umtiti den verletzungsbedingten Ausfällen von Kurt Zouma und Raphael Varane. Zouma, der beim FC Chelsea spielt, hatte sich im Februar einen Kreuzbandriss zugezogen, Varane, Verteidiger bei Real Madrid, musste aufgrund einer Oberschenkelverletzung passen.
Aufgrund einer Gelbsperre für Rami, durfte Umtiti im Viertelfinalspiel gegen Island sein Länderspiel-Debüt geben. Trotz der beiden Gegentreffer gegen die Nordmänner, zeigte der Youngster eine gute Leistung und offenbarte seine großen Stärken: Schnelligkeit, Antritt, gutes Aufbauspiel und eine versierte Technik.
Obwohl Umtiti ein verheißungsvolles Debüt beim EM-Gastgeber feierte, wird Rami aller Voraussicht nach gegen Deutschland zurück in die Anfangsformation rücken.

FC Barcelona zahlt 25 Millionen Euro

Nach dem Turnier und dem anschließenden Urlaub wird der 1,81 große Abwehrmann beim FC Barcelona aufschlagen, der für die Dienste Umtitis 25 Millionen Euro nach Lyon überwies.
Der Transfer zeigt vor allem, dass der spanische Meister sich neu ausrichtet. Mit Dani Alves verlässt ein langjähriger Leistungsträger die Katalanen, Innenverteidiger Marc Bartra wurde an Borussia Dortmund abgegeben, Javier Mascherano und Thomas Vermaelen sind nicht mehr die Jüngsten. Umtiti ist ein Mann für die Zukunft des Spitzenklubs.
Der Neu-Nationalspieler ist entwicklungsfähig und bringt viele Attribute mit, die „Barca“ weiterhelfen. Verbessert er seinen wenige Schwächen, wie zum Beispiel das Stellungsspiel, dann wird er sich nicht nur bei den Blaugrana durchsetzen, sondern vielleicht dazu beitragen, dass Frankreich bald die nächste goldene Generation feiern darf.
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