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EM 2016 Deutschland-Frankreich: Taktik-Check - 3 Varianten ohne Gomez

Luca Baier

Update 07/07/2016 um 13:49 GMT+2 Uhr

Vor dem Halbfinale der EM 2016 gegen Frankreich ist die deutsche Nationalmannschaft von Personalsorgen geplagt. Besonders bitter: Mit Mario Gomez fällt der einzige richtige Mittelstürmer im Kader aus. Eurosport.de analysiert im Taktik-Check, welche Optionen sich Bundestrainer Joachim Löw bieten.

Gomez fällt aus, wie stellt Löw gegen Frankreich auf?

Fotocredit: Imago

Der Ausfall von Gomez gegen Frankreich (Donnerstag ab 21:00 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) wiegt schwer. Seine körperliche Präsenz und die zuletzt stark verbesserte Abstimmung mit den Nebenleuten wäre gegen die sicherlich mutig agierenden Gastgeber wichtig gewesen. Doch Löw hat einige Optionen, wie er den Ausfall des Mittelstürmers kompensieren kann. Jede davon hat ganz eigene Vor- und Nachteile.

1.) "Götzil", die doppelte falsche Neun

In den vergangenen Jahren ließ Löw häufig mit Mario Götze und Mesut Özil im offensiven Zentrum spielen. Mal agierten die beiden auf einer Höhe, mal etwas versetzt. Klares Merkmal dieser Variante ist die große Flexibilität und viele Positionswechsel.
Während die beiden gelernten Zehner sich immer wieder in ihr natürliches Revier zurückfallen lassen, starten die Außenstürmer diagonal ins Sturmzentrum. Thomas Müller wäre bei dieser Variante gesetzt, auf der anderen Außenbahn wären André Schürrle oder auch Leroy Sané passende Spielertypen, die ohne Ball immer wieder mit Tempo hinter die Abwehrkette des Gegners starten.
Vorteile der Variante: Die Doppelsechs kann gemeinsam mit den zwei Stürmern, die wie Zehner agieren, die Kontrolle im Zentrum übernehmen. Gegen Frankreichs dominante Schaltzentrale sollte hier so oft wie möglich Überzahl herrschen. Zudem ist dies die ballsicherste Variante, was wiederum eine gute Absicherung gegen Konter ist - im Umschaltmoment können Akteure wie Pogba, Sissoko oder Matuidi ihre körperlichen Vorteile klar ausspielen.
Nachteile der Variante: Hohe Hereingaben vom Flügel sind mit Götze und Özil keine Option. Werden die Laufwege der beiden zurück ins offensive Mittelfeld zudem nicht gut mit den Läufen der Außenstürmer in die Spitze abgestimmt, kommt das Ballbesitzspiel ins Stocken.

2.) Der Raumdeuter als Mittelstürmer

Noch ist Müller auf der Suche nach seinem ersten EM-Treffer. Möglicherweise gelingt es ihm als Mittelstürmer, die für seine Verhältnisse ewig lange Flaute zu beenden. Müller fühlt sich im Zentrum deutlicher wohler als auf der Außenbahn, wo er oftmals für längere Phasen vom Spiel isoliert ist.
In der Mitte hingegen kann er seine größte Stärke einbringen: Der "Raumdeuter", wie er sich selbst einmal bezeichnete, kann wie kein anderer Offensivspieler auf die Bewegungen der Gegner und Mitspieler reagieren und so die richtigen Positionen finden. Gerade gegen die hinten nicht immer gut abgestimmt wirkenden Franzosen kann diese Fähigkeiten für die nötigen Sekundenbruchteile Zeit bzw. Zentimeter Raum sorgen.
Vorteile der Variante: Müller kann sich im Zentrum freier bewegen und so in bessere Abschlusspositionen als von außen kommen. Treibt er sich zwischen den Innenverteidigern und gegnerischen Mittelfeldspielern herum, öffnet er zudem immer wieder klug Räume für seine Mitspieler. Im Gegensatz zur Variante mit Götze und Özil sind zudem auch hohe Flanken eine Option.
Nachteile der Variante: Im Gegensatz zu Götze und Özil ist Müller nicht so ballsicher, wenn er mit dem Rücken zum Tor angespielt wird - er bietet ohnehin lieber den Weg in die Tiefe an. Außerdem müsste Müllers Position auf der rechten Außenbahn neu besetzt werden. Draxler und Götze sind nicht die passenden Spielertypen für diese Seite, da sie gerne ins Zentrum ziehen. Schürrle ist bislang noch nicht im Turnier angekommen, Sané dürfte ohnehin eher als Joker eingeplant sein.

3.) Konterstürmer im 4-3-3

Vielleicht agiert die deutsche Mannschaft auch eher vorsichtig und nutzt den psychologischen Druck, der auf den Franzosen lastet: Als Gastgeber ist mit diesem Kader alles andere als das Finale eine Enttäuschung. Dementsprechend mutig und offensiv dürfte die Équipe Tricolore die Partie gegen den Weltmeister angehen.
Die DFB-Elf könnte auf ein 4-3-3 umstellen und so mit einem zusätzlichen Mittelfeldspieler das Zentrum sichern. Man würde den Franzosen den Ballbesitz überlassen und sich stark auf die Umschaltmomente fokussieren. Gerade hinter den weit aufrückenden französischen Außenverteidigern ergeben sich immer wieder Räume zum Kontern.
Özil könnte als nomineller Mittelstürmer die erste Anspielstation nach Ballgewinn im Zentrum sein. Von dort kann der Linksfuß auf die startenden Außenstürmer durchstecken - neben dem gesetzten Müller eigenen sich hier sämtliche deutschen Offensivkräfte mit Ausnahme des nicht so schnellen Götze.
Vorteile der Variante: Auch wenn es aufgrund der fast ausschließlich defensiv auftretenden Gegner nur noch extrem selten vorkommt: Deutschland ist im Konter eine der besten Mannschaften der Welt. Tempo, Technik und Spielintelligenz der einzelnen deutschen Akteure sind in solchen Situationen von den Gegnern kaum zu verteidigen.
Nachteile der Variante: Fängt man sich aus einer abwartenden Haltung doch ein unnötiges Gegentor nach einer Standardsituation, einer Fehlentscheidung oder einem individuellen Fehler, fällt das Umschalten oft schwer. Der psychologische Vorteil der Franzosen, wenn sie in Führung gehen sollten, ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.
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