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EM: Niederlande gewinnt auch gegen Österreich - Oranje jetzt einer der Geheimfavoriten?
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Publiziert 18/06/2021 um 13:23 GMT+2 Uhr
Die Niederlande hat sich durch den souveränen, wenn auch wenig spektakulären 2:0 (1:0)-Sieg gegen Österreich als eines der ersten Teams für das EM-Achtelfinale qualifiziert. Der Erfolg geht dabei einher mit einer unter Fans unbeliebten Systemumstellung von Trainer Frank de Boer. Der Coach warnte ob der Erfolge vor zu viel Euphorie. Dennoch stellt sich die Frage: Ist Oranje jetzt ein Geheimfavorit?
Memphis Depay (oben) feiert mit seinem Teamkollegen einen Treffer
Fotocredit: Getty Images
Noch vor dem ersten Gruppenspiel der Niederländer gegen die Ukraine erhielt Bonds-Coach Frank de Boer vergangene Woche eine deutliche Botschaft von den Fans.
An einem Flugzeug, das während des Abschlusstrainings das Trainingscamp in Zeist überflog, war ein Banner befestigt. Die Aufschrift: "Frank. Gewoon 4-3-3", also "Frank. Wie gewohnt 4-3-3".
Gemeint war damit die Aufstellung der niederländischen Nationalmannschaft. Denn kurz vor der EM stieg der durchaus umstrittene Nationaltrainer auf ein 3-5-2 um. In den Niederlanden, wo das von Johan Cruyff mitentwickelte 4-3-3-System geradezu vergöttert wird, kommt eine solche Umstellung nicht gut an.
Sogar Kapitän Georginio Wijnaldum meinte vor dem Ukraine-Spiel: "Jeder hier ist es gewohnt, im 4-3-3 zu spielen." Der Erfolg der vergangenen beiden Spiele dürfte de Boer aber Recht geben und die Fans zumindest vorerst besänftigen.
Frank de Boer muss sich Kritik anhören
Denn mit seiner Anpassung der Aufstellung hat der 51-Jährige offenbar ins Schwarze getroffen. Beim ersten Turnierauftritt seit 2014 gewann Oranje bisher beide Begegnungen. Zunächst siegte der Vize-Weltmeister von 2010 in einem dramatischen Spiel 3:2 gegen die Ukrainer. Am Donnerstag folgte schließlich ein souveräner, wenn auch kein rauschender 2:0 (1:0)-Erfolg gegen Österreich. Der Einzug ins Achtelfinale als Sieger der Gruppe C steht damit schon fest.
Nach den beiden verpassten Turnieren 2016 und 2018 war die Erwartungshaltung im Land des Europameisters von 1988 nicht gerade hoch. Zumal mit Virgil van Dijk der unbestrittene Superstar des Teams nach seiner Kreuzbandverletzung auf die EURO verzichten musste.
Hinzu kam, dass nach der Übernahme von de Boer im Sommer 2020 der Erfolg zunächst ausblieb. Der ehemalige Ajax-Coach bekam den Job nur, weil sein Vorgänger Ronald Koeman dem Ruf zum FC Barcelona folgte. Unter dem jetzigen Barça-Trainer verlor Oranje nur ein EM-Qualifikationsspiel. Die Nations League 2019 beendeten sie zudem als Zweiter.
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Frank de Boer ist in den Niederlanden nicht unumstritten
Fotocredit: Getty Images
Die Bilanz von de Boers ersten vier Länderspielen im vergangenen Herbst - damals noch im 4-3-3 - las sich deutlich schlechter: drei Unentschieden und eine Niederlage. Danach folgten zwar einige Siege, etwa gegen Lettland, Gibraltar oder Polen. Aber unmittelbar vor der EM in den Testspielen gegen Schottland (2:2) und Georgien (3:0) baute de Boer schließlich auf 3-5-2 um.
Und auch wenn die Fans zunächst alles andere als begeistert waren: In eben diesem System erreichte Oranje 2014 unter Trainer Louis van Gaal das Halbfinale bei der Weltmeisterschaft in Brasilien.
Denzel Dumfries wird zum Oranje-Star
Besonders hervorgetan hat sich in den beiden EM-Spielen Denzel Dumfries von der PSV Eindhoven. Der Rechtsverteidiger war an allen fünf Toren der Niederländer beteiligt. Zwei schoss er selbst, gegen die Ukraine leitete er zwei weitere Treffer ein. Und gegen Österreich holte Dumfries den Elfmeter, der zum 1:0 führte, gegen David Alaba heraus. Kein Wunder also, dass neben dem FC Bayern München nun auch Inter Mailand den 25-Jährigen unter die Lupe nehmen soll.
Hinzu kommen weitere Stars wie Memphis Depay, der zusammen mit dem Wolfsburger Wout Weghorst den Angriff bildet. Als Alternativen hat de Boer auf diesen Positionen auch noch Luuk de Jong und Donyell Malen, der nach seinen 27 Saisontoren für PSV beim BVB gehandelt wird. Im Mittelfeld bauen Wijnaldum sowie Frenkie de Jong das Oranje-Spiel auf. Daley Blind hält die Abwehr zusammen, auch Matthijs de Ligt sorgte gegen offensiv eher schwache Österreicher für defensive Stabilität.
Trotz der beiden Erfolge mahnte de Boer: "Wir haben ja die Erfahrung von 2008: Drei Superspiele - und dann, naja, daran denke ich." Damals demütigte man Weltmeister Italien 3:0, fegte dann mit 4:1 über Frankreich hinweg und bezwang auch Rumänien - und dennoch verlor die Niederlande das erste K.o.-Spiel total schwach gegen Russland.
Dass Oranje sehr gute Einzelspieler hat, ist ein offenes Geheimnis. De Boer scheint es geschafft zu haben, daraus wieder ein Team zu formen, das einen klaren Plan verfolgt und diesen auch umsetzt. Der weitere Turnierverlauf wird zeigen, wie weit es diese Mannschaft schaffen kann. Sollte Deutschland Dritter in Gruppe F werden, könnte es im Achtelfinale etwa zu einem Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen kommen.
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(mit SID)
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