Drei Dinge, die bei Deutschland - Japan auffielen: Nico Schlotterbecks Albtraum auf der linken Seite
Update 10/09/2023 um 13:54 GMT+2 Uhr
Die deutsche Nationalmannschaft ist mit dem 1:4 (1:2) gegen Japan am absoluten Tiefpunkt unter Bundestrainer Hansi Flick angekommen. Das DFB-Team ließ einmal mehr vieles vermissen. Unkreatives Ballgeschiebe ohne Raumgewinn brachte die Gäste-Defensive nicht aus der Ruhe, auf der linken Defensivseite wurde erst Nico Schlotterbeck und später Robin Gosens düpiert. Drei Dinge, die auffielen.
Bei der WM in Katar besiegelte die 1:2-Niederlage gegen Japan im ersten Gruppenspiel letztlich das Vorrunden-Aus, nun könnten die blauen Samurai auch für das Ende von Hansi Flicks Amtszeit als Bundestrainer verantwortlich zeichnen.
Vier Tore schenkten die Asiaten der deutschen Nationalmannschaft am Samstagabend in Wolfsburg ein, am Ende stand ein 1:4 aus DFB-Sicht zu Buche. Die dritte Niederlage in Serie für den viermaligen Weltmeister, dessen Bundestrainer nun angezählter denn je ist.
Keine Kreativität im Spiel nach vorne und unzählige individuelle Abwehrfehler besiegelten das neuerliche Debakel, das nur dank Torhüter Marc-André ter Stegen nicht noch deutlicher ausgefallen war. Einen besonders schwarzen Abend erlebte BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck in ungewohnter Rolle.
Drei Dinge, die bei Deutschland gegen Japan auffielen.
1. Schlotterbecks neuer Japan-Albtraum
Nach 64 Minuten hatte Flick genug gesehen, der Bundestrainer erlöste Aushilfs-Linksverteidiger Nico Schlotterbeck und brachte mit Robin Gosens einen "gelernten" Linksverteidiger.
Schlotterbeck war auf der defensiven Außenbahn zuvor heillos überfordert, immer wieder ließ sich der Dortmunder von Jun'ya Ito eindrehen. 0:1 (11.) und 1:2 (22.) fielen jeweils über Schlotterbecks Seite, ein mögliches 1:3 nach hanebüchenem Fehlpass verhinderte ter Stegen (41.).
Flicks Idee, analog zum WM-System 2014 auf der linken Seite mit einem Innenverteidiger aufzulaufen, trug also keine Früchte. Ganz im Gegenteil.
Allerdings auch, weil Schlotterbeck keinerlei Hilfe von seinem Vordermann Serge Gnabry erfuhr. "Er wird nicht unterstützt, aber er ist auch immer zu weit vom Gegner weg", urteilte Rekord-Nationalspieler und TV-Experte Lothar Matthäus bei "RTL".
Für Schlotterbeck war es binnen weniger Monate übrigens der zweite Albtraum im Zusammenhang mit Japan. Im Vorfeld des entscheidenden 1:2 bei der WM war er es, der das entscheidende Laufduell mit Torschütze Takuma Asano verloren hatte.
Schlotterbeck-Ersatz Gosens schlug sich am Samstagabend in der VW-Arena indes auch nicht viel besser. In der 90. Minute ließ sich der neue Mann von Union Berlin von Takefusa Kubo den Ball abluchsen und leitete somit unfreiwillig das 1:3 ein.
2. DFB-Team hat keine Ideen
Sportdirektor Rudi Völler trat merklich konsterniert ans "RTL"-Mikrofon. "Wir sind noch alle unter Schock, das muss ich zugeben", sagte der 63-Jährige: "Es gab zu viele Abwehrfehler. Das war ein Manko, das geht auf diesem Niveau nicht. 1:4 zu verlieren ist eine Blamage."
Ja, die Abwehrfehler waren - wie schon angerissen - ein ausschlaggebender Aspekt. Aber: Auf der anderen Seite gelang es der deutschen Mannschaft nur viel zu selten, Akzente zu setzen, Ideen im Offensivspiel waren einmal mehr Mangelware.
Nur drei Schüsse auf das Gegners Tor wurden in den Statistikbüchern verzeichnet, Japan kam hingegen auf satte elf.
Während die Gastgeber die Kugel fantasielos zirkulieren ließen, ohne Raumgewinne zu erzielen, spielte die Mannschaft von Hajime Moriyasu bei Ballgewinn sofort vertikal - und hatte dementsprechend die weitaus besseren Chancen.
"Die Japaner waren klar besser, sowohl defensiv als auch offensiv", befand der frischgebackene Kapitän Ilkay Gündogan. Er schob nach: "Sie haben sich viele Tormöglichkeiten erarbeitet und waren in allen Belangen überlegen."
Joshua Kimmich schlug ganz ähnliche Töne an: "Es war eine verdiente Niederlage, sogar in der Höhe. Wir hatten in der zweiten Halbzeit gar keine Chancen mehr. Das war deutlich zu wenig. Wir bekommen unsere Qualität nicht auf den Platz, wir haben kein Selbstvertrauen."
3. Auf einer Position gibt es kein Problem
Den Ruf der Turniermannschaft hat Deutschland nach den verheerenden Weltmeisterschaften in Russland und Katar längst abgelegt, ein anderes ungeschriebenes Gesetzt hat aber selbst in der aktuellen Krise noch Bestand: Das DFB-Team ist auf der Torhüterposition stets bestens aufgestellt.
Ter Stegen, der den verletzten Kapitän Manuel Neuer erneut vertrat, avancierte gegen Japan zum quasi einzigen echten Lichtblick in einer völlig verunsicherten Truppe. Mehrfach wurde der Schlussmann vom FC Barcelona alleingelassen, mehrfach vereitelte er im Eins-gegen-Eins mit japanischen Angreifern Schlimmeres aus Sicht der deutschen Nationalmannschaft.
Sieben teils spektakuläre Paraden zeigte der gebürtige Mönchengladbacher, der bei allen Gegentreffern völlig chancenlos war.
Ter Stegen möchte verständlicherweise auch nach Neuers Rückkehr zwischen den Pfosten stehen. "Ich bin die Nummer eins im Moment. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und glaube, dass ich das im Moment nutzen kann", erklärte er im Vorfeld der Partie gegen Japan auf einer Pressekonferenz.
Der 31-Jährige weiter: "Ich werde alles dafür tun, dass ich den Status behalte." Die Chancen darauf dürften nach der Leistung gegen Japan nicht kleiner geworden sein.
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