Eurosport
EM 2024: Frankreich lässt Kritik vor Viertelfinale kalt - Kylian Mbappé und Co. mit Minimalismus zum Erfolg
Von
Publiziert 03/07/2024 um 14:50 GMT+2 Uhr
Frankreich steht zwar im Viertelfinale der EM, das erwartete Offensiv-Feuerwerk hat die Équipe Tricolore bislang aber nicht abgeliefert. Vielmehr fiel der zweimalige Weltmeister mit seinem Minimalismus auf, die Stars um Kylian Mbappé, Antoine Griezmann und Ousmane Dembélé blieben blass. In Frankreich zeigt man sich von diesem Ansatz aber nicht überrascht - der Erfolg gibt Didier Deschamps recht.
Der Stachel sitzt tief: Wird Portugal erneut zum Frankreich-Schreck?
Quelle: Perform
Kylian Mbappé schob die lästigen Themen schnell beiseite. Den Zoff mit Belgiens Eigentor-Pechvogel Jan Vertonghen, der nervende Gesichtsschutz, die nächste schwache Leistung der stockenden französischen Offensive - das alles interessierte den Superstar nach dem 1:0 (0:0) im hitzigen Nachbarschaftsduell gegen die Belgier nicht.
"Wir sehen uns in der nächsten Runde", lautete das kurze Fazit des Superstars in den Sozialen Medien. Der Platz im Viertelfinale gegen Cristiano Ronaldo und Portugal ist schließlich gebucht - was braucht es da noch mehr?
Kurz zuvor hatte sich das neue Aushängeschild von Real Madrid allerdings nicht so wortkarg gegeben. Frustriert vom lahmenden Angriff seines Teams und von seiner Maske, an der Mbappe pausenlos herumfuchtelte, verwickelte sich der 25-Jährige in zahlreiche Diskussionen.
So auch mit Vertonghen, nachdem dieser dem französischen Hoffnungsträger eine Schwalbe unterstellt hatte. In der Schlussphase fälschte dann ausgerechnet der Belgier einen Schuss des Ex-Frankfurters Randal Kolo Muani zum entscheidenden Tor ab (85.) - Genugtuung für Mbappé, der dem Unglücksraben ein paar böse Worte mit auf den Weg gab.
Frankreichs Minimalismus: Erfolg gibt Deschamps recht
Und so war am Ende in der Welt von Mbappé und Frankreich doch wieder alles gut. "Es ist schön", jubelte Trainer Didier Deschamps, der Vize-Weltmeister habe schließlich "sehr gut gespielt". Die erneute Kritik an der eigenen Spielweise, sie prallte am erfahrenen Coach einfach ab. Denn: "Wir sind im Viertelfinale. Wir müssen das Spiel genießen und nicht zu viel analysieren", erklärte er.
Doch die Offensive, sie hinterlässt weiterhin viele Fragezeichen. Zwei Eigentore, ein verwandelter Foulelfmeter, kein eigener Treffer aus dem Spiel heraus - kann die qualitativ hochwertig besetzte Sturmreihe der Franzosen wirklich nicht mehr anbieten?
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/07/03/image-2b8284bf-dcbb-407d-b50e-111a6ecc1590-85-2560-1440.jpeg)
Antoine Griezmann und Kylian Mbappé
Fotocredit: Getty Images
In Frankreich hält man sich diesbezüglich mit Kritik an Deschamps zurück. "Wir haben uns inzwischen so sehr an Deschamps' Spielweise gewöhnt, dass die Kritik nicht so stark ist wie die an Gareth Southgate", erklärte Cyril Morin, Fußball-Experte von Eurosport Frankreich. "Wir kennen die Methode, wir wissen, wie sie in der Vergangenheit funktioniert hat."
Nach wie vor spielt die Équipe Tricolore einen erfolgreichen Fußball, die Ergebnisse sprechen für den bislang minimalistischen Ansatz. "Die Überraschung ist nicht, dass Frankreich so defensiv ist, sondern dass es im Angriff so enttäuschend ist", führte Morin weiter aus. "Das ist nicht nur Deschamps' Schuld, denn Mbappé, Griezmann, Giroud, Thuram oder Dembélé bleiben momentan auch weit hinter den Erwartungen zurück."
Ein Umstand, der den Titel-Träumen alsbald ein Ende setzen könnte. "In den letzten Jahren hieß es immer: 'Seid defensiv stark und mit all den Talenten im Angriff können wir jeden schlagen.' Die Talente sind aktuell aber nicht so sichtbar", gab Morin zu bedenken. "Der Plan war klar und hätte perfekt sein können - wie in der Qualifikation - aber mit der Verletzung von Mbappé und dem fehlenden Rhythmus wird es zu einem Problem."
Frankreich bedankt sich bei Abwehr-Bollwerk
Im Gegensatz zum schwachen Sturm steht die Abwehr der Franzosen sehr stabil, kassierte bislang nur einen Gegentreffer.
"Die Verteidigung hat das Wort", schrieb deshalb "Le Monde". "Diese defensive Stärke, die vor dem Turnier eher unerwartet war, ist einer der Schlüssel zu ihrem Erfolg." Auch Deschamps hob die Leistung seiner Abwehrreihe hervor, diese habe sein Team "erst hierhin gebracht".
Und so ist klar, dass diese Franzosen auf dem Weg nach Berlin weiter ein schwer zu knackender Brocken sein werden. "Ich bin sehr, sehr stolz", blickte Deschamps glücklich auf die Runde der letzten Acht voraus: "Das ist genau das, was wir wollten."
Im Hamburg kommt es nun am Freitag (21:00 Uhr im Liveticker) zum mit Spannung erwarteten Rendezvous mit Altstar Ronaldo und seinen Portugiesen. Und auch dann würden sich Mbappe, Deschamps und Co. wohl wieder mit erfolgreichem Minimalismus zufrieden geben.
Das könnte Dich auch interessieren: Müller vor Spanien-Kracher: "Sehe genügend Ansatzpunkte"
(mit SID)
/origin-imgresizer.eurosport.com/2024/07/03/3997130-81118308-2560-1440.jpg)
Trauma in Rot: Deutschland trifft auf seinen Angstgegner
Quelle: Perform
Ähnliche Themen
Werbung
Werbung