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FC Schalke 04 - OGC Nizza: Schönheit zählt nichts! Schalke macht's im Weinzierl-Style

Andreas Morbach

Update 25/11/2016 um 10:28 GMT+1 Uhr

Der FC Schalke feiert gegen OGC Nizza beim 2:0 den fünften Sieg im fünften Europa-League-Spiel. Es läuft derzeit sensationell gut für die "Knappen" - trotz des Horror-Starts in der Bundesliga. Erreicht haben die Schalker das mit einer Eigenschaft, die viele Jahre lang keiner mit dem Klub in Verbindung gebracht hat: Besonnenheit.

Schalke-Coach Markus Weinzierl

Fotocredit: Imago

Aus der Veltins-Arena berichte Andreas Morbach
Der Kontakt zwischen Manager und Nachwuchsspieler war kurz, aber herzlich. Christian Heidel glitt auf der Rolltreppe in der Schalker Arena gerade dem Erdgeschoss entgegen, als er seitlich hinter sich Fabian Reese die Stufen hinaufsteigen sah.
Der 18-Jährige hatte für den Heimweg die anstrengendere Variante gewählt. Dafür warf ihm der 35 Jahre ältere Chef von seinem mechanischen Untergrund aus zwei aufmunternde Worte zu. "Gut gemacht", rief Heidel. Noch knapper schaffte es Angreifer Reese. "Danke", kam es vom gebürtigen Kieler zurück. Damit war die Konversation im Treppenhaus beendet.

Homogenität als Markenzeichen

In Gelsenkirchen verstehen sie sich in diesen Wochen eben ohne viele Worte. Homogenität ist zum Markenzeichen der Schalker Mannschaft geworden. In der Europa League eilt das Team von Markus Weinzierl so von Sieg zu Sieg, das nie gefährdete 2:0 gegen Nizza war der fünfte Erfolg im fünften Spiel. Wettbewerbsübergreifend ist die Weinzierl-Elf seit elf Partien unbesiegt - wobei von Elf keine Rede sein kann.
Gegen das nicht in Bestbesetzung angetretene Ensemble des früheren Gladbach-Trainers Lucien Favre änderte Weinzierl gleich acht Startpositionen, zwei davon besetzte er mit den Perspektivspielern Thilo Kehrer (20) und Bernard Tekpetey (19). Außenverteidiger Kehrer legte dabei einen bemerkenswert abgeklärten Auftritt aufs grüne Parkett. Größere Ausschläge wies das Leistungsbild von Tekpetey auf.
Zu Beginn etwas übermotiviert, fremdelte er speziell im Zusammenspiel mit Max Meyer. Doch spätestens nachdem der kleine Silbermedaillengewinner von Rio wegen einer Sprunggelenkverletzung bei Halbzeit für Reese in der Kabine geblieben war, lief es auch beim tief gläubigen Ghanaer: Tekpetey dribbelte, kämpfte und passte nach Herzenslust, in der Nachspielzeit schoss er mit seinem Einsatzwillen dann übers Ziel hinaus. Mit leicht gestrecktem Bein fuhr er OGC-Keeper Yoan Cardinale in die Parade, sah dafür in Addition zu seiner Schwalbe kurz nach Wiederbeginn Gelb-Rot. "Bei ihm war alles drin, er kann seine Karriere schon wieder beenden", witzelte Heidel.

Immer Hand und Fuß

Der neue Macher auf Schalke erlebt gerade, wie sich die Konturen des königsblauen Fußballs Woche für Woche verfestigen. Das sieht oft wenig spektakulär aus, hat aber immer Hand und Fuß. Für diese stilistische Injektion haben sie Übungsleiter Weinzierl von Augsburg ins Ruhrgebiet geholt. Der Einstieg mit den fünf Bundesliga-Niederlagen war für alle ein Schock, doch auch damals vertrauten sie auf den frisch eingeschlagenen Weg. Der Umgang des Klubs mit dem Krisenstart war für Schalke-Verhältnisse sensationell unaufgeregt.
Nun ernten sie auf dem Berger Feld die Früchte ihrer Besonnenheit, mit einem Sieg über Darmstadt am Sonntag (ab 15:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) können sie wieder ein bisschen näher an die internationalen Plätze heranrobben. "Wir haben kein Feuerwerk abgebrannt, es aber okay gemacht. Wir sind einfach sehr gut bei Ballbesitz", analysierte Dennis Aogo, acht Tage nach der Geburt von Töchterchen Payten Elfmetertorschütze zum 2:0. Beim ersten Treffer profitierte Yevhen Konoplyanka von einem schlimmen Torwartfehler und dem eigenen Torriecher.

"Um Schönheit geht’s jetzt nicht"

Schalke hat im Moment alles, was ein erfolgreiches Team braucht. "Es spielt überhaupt keine Rolle, wer bei uns auf dem Platz steht - weil alle dieses System verinnerlicht haben", sagte Heidel. Deshalb störte es den Manager auch nicht, dass die Nizza-Partie mit Meyer und Nabil Bentaleb (Verdacht auf Nasenbeinbruch) zwei Verletzte hervorbrachte.
"Wir haben einen breit aufgestellten Kader, dann müssen eben andere in die Bresche springen", kommentierte Heidel unbeeindruckt. Zumindest im Fall Bentaleb gab es jedoch Widerspruch. Der algerische Nationalspieler wäre nicht der Erste, der mit Maske aufläuft. So sieht das auch S04-Coach Weinzierl, der gewohnt knarzig spaßte: "Um Schönheit geht’s jetzt nicht. Jetzt geht es um Punkte."
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