Benedikt Höwedes exklusiv: Bei der WM ist es wichtig das letzte Spiel zu gewinnen

VonEurosport

Update 25/06/2018 um 15:12 GMT+2 Uhr

Weltmeister Benedikt Höwedes spricht im Eurosport-Interview über die Leistung der deutschen Nationalmannschaft bei der WM, Mesut Özil sowie die weiteren Chancen. Er kennt das DFB-Team bestens. 2014 holte er mit Deutschland den WM-Titel in Brasilien, wo der Innenverteidiger hinten links in der Defensive spielte. 2018 in Russland ist er nicht dabei, drückt dem Titelverteidiger aber fest die Daumen.

Herr Höwedes, ganz Fußball-Deutschland atmet nach dem 2:1-Wahnsinn gegen Schweden auf. Wie haben Sie den Krimi von Sotschi miterlebt?

Benedikt Höwedes: Nach meiner Verletzungszeit in diesem Jahr leider nur wie viele Millionen Fans vor dem TV. Ich selbst war mit Freunden im Urlaub und habe das Spiel in Portugal in einer Bar geschaut. Es ist ein komisches Gefühl, nicht dabei zu sein und den Jungs nur vor dem Fernseher die Daumen drücken zu können.

Können wir nach dieser geschichtsträchtigen Partie und den großen Emotionen nun die erhoffte Initialzündung in der Mannschaft erwarten?

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Höwedes: Ich denke schon. Das späte Tor gegen Schweden erinnert mich ein wenig an das Spiel gegen Polen bei der WM 2006, als durch die Flanke von Odonkor ein Ruck durch die Mannschaft und die Nation gegangen ist. Ich würde mich freuen, wenn dies auch 2018 gelingen würde.

Trotz des Sieges bleiben viele Fragen offen: Thomas Müller konnte auch gegen Schweden keine Akzente setzen, Toni Kroos wirkt überspielt und Ilkay Gündogan hat die Erwartungen nach seiner Einwechslung nicht erfüllt. Womit begründen Sie das Formtief der Säulen der DFB-Elf?

Höwedes: Mexiko und Schweden sind starke Mannschaften, die gerne öffentlich unterschätzt werden. Mexiko hat sich als Gruppensieger für die WM qualifiziert, Schweden hat sogar Italien in den Play-offs ausgeschaltet. Das ist alles kein Fallobst. Ich bin fest überzeugt, dass Thomas, Toni und Ilkay bei dieser WM noch zeigen, zu welchen Höchstleistungen sie im Stande sind.

Warum tut sich Deutschland bei dieser WM im Allgemeinen bisher so schwer?

Höwedes: Wenn wir ehrlich sind, tun wir uns schon das ganze Jahr schwer, wie man auch in den Freundschaftsspielen gegen Brasilien und Spanien oder sogar im Testspiel gegen Saudi-Arabien gesehen hat. Spiele werden im Kopf entschieden, sagt man. Da ist viel Wahres dran. Jetzt müssen wir den Schalter umlegen!

Mesut Özil (Deutschland)

Fotocredit: Getty Images

Am Mittwoch steht das nächste Endspiel gegen Südkorea auf dem Programm. Eine neue Chance für Mesut Özil, nach der Zwangspause seine Klasse unter Beweis zu stellen?

Höwedes: Warum nicht. Mesut hat immer gezeigt, zu welchen außergewöhnlichen Leistungen er im Stande ist. Aber auch Marco Reus hat mit seinem Einsatz gezeigt, dass er topfit ist. Der Bundestrainer hat die Qual der Wahl gegen Südkorea.

Mangelnde Körpersprache, zu wenig Einsatz - Özil ist der meistkritisierte Spieler in der Nationalmannschaft. Sie sind an seiner Seite Weltmeister geworden. Wie wichtig ist Özil wirklich für "Die Mannschaft"?

Höwedes: Sehr wichtig, wie man nicht nur 2014 gesehen hat. Ich bin mit ihm schon U21-Europameister geworden, durfte jahrelang mit ihm im Verein und dann in der Nationalmannschaft spielen. Mesut ist ein Spieler, der den Unterschied macht, zu Geniestreichen fähig ist und dies immer wieder unter Beweis gestellt hat. Meckern ist immer einfach, selbst es besser zu machen als Mesut auf dem Platz, gelingt kaum jemanden auf der Welt.

Was können wir von Manuel Neuer und Co. noch bei der WM 2018 erwarten - ist eine Titelverteidigung nach den bisherigen Auftritten gegen Mexiko und Schweden noch im Bereich des Möglichen?

Höwedes: In großen Turnieren ist es wichtig das letzte Spiel zu gewinnen, nicht das erste. Ich glaube an unsere Mannschaft. Wir sind in der Breite und Spitze so gut aufgestellt, dass uns erst einmal jemand in einem K.o.-Spiel schlagen muss. Das erste K.o.-Spiel, das gegen Schweden, haben wir ja schon gewonnen. Mittwoch gewinnen wir das nächste. Und dann kann alles passieren. Ich drücke alle Daumen! Als Spieler und als Fan!

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