Endlich wichtig für Argentinien: Lionel Messi bricht den Bann

Dank Lionel Messi und Marcos Rojo schlägt Argentinien Nigeria mit 2:1 und hievt sich doch noch irgendwie ins Achtelfinale der WM. Messi wirkt dabei deutlich präsenter als beim Debakel gegen Kroatien, hat aber immer noch viel Luft nach oben. Während sich Jorge Sampaoli mit seiner alles auf Messi gerichteten Taktik bestätigt fühlt, warnt der Superstar vor der kommenden Aufgabe gegen Frankreich.

Lionel Messi (Nigeria vs. Argentinien)

Fotocredit: Imago

Es gibt ja diese Floskel von "blood, sweat and tears". Aber als Javier Mascherano nach dem Spiel Lionel Messi ganz fest in seine Arme nahm, vermischten sich bei ihm tatsächlich: Blut, Schweiß und Tränen.
Vier Minuten vor Ende der Partie gegen Nigeria war der Vize-Weltmeister raus. Tabellenletzter. Blamiert. Am Ende.
Dann spielte - der zu dem Zeitpunkt übrigens leicht blutende - Javier Mascherano seinen Kollegen Cristian Pavón an, der sich toll gegen Brian Idowu behauptete und rechts Gabriel Mercado auf die Reise schickte. Dessen Flanke landete perfekt auf dem (schwächeren!) rechten von Marcos Rojo. Und von dort ging's hinein ins Glück.

Rojo bewahrt Messi vor dem Ende im Nationalteam

"Dieses Tor ist unglaublich viel wert, wir brauchten es", sagte Rojo nach Spielschluss selig:
Hätte Rojo nicht getroffen, wäre es höchstwahrscheinlich das letzte Länderspiel für Javier Mascherano (34), vielleicht aber auch für Lionel Messi (31) gewesen.
Mascherano hatte das zwischenzeitliche 1:1 auf dem Gewissen, durch ein Foul an Leon Balogun einen Elfmeter verursacht, den Victor Moses (51.) sicher verwandelte.

Lionel Messi mit einem wundervollen Tor

Messi wiederum hatte Argentinien mit seinem Treffer zum 1:0 (14.) Leben eingehaucht - seinem ersten WM-Tor nach 662 Minuten.
Die Art und Weise, wie er einen langen Flugball von Ever Banega (nach Balleroberung Rojo, übrigens) zunächst durch seinen geistesgegenwärtigen Sprint heraufbeschwor, dann mit dem linken Oberschenkel zart kontrollierte und sich direkt letztlich mit einem kurzen Kontakt mit seinem linken Zauberfuß perfekt auf den schwächeren rechten vorlegte, war schlicht Weltklasse.
Sein sonstiger Beitrag zum Spiel war zwar nicht so dominant, wie man es aus Barcelona gewohnt ist, aber dennoch besser als in den ersten beiden Spielen. Symptomatisch zu nennen eine Szene aus der 69. Minute, als Messi den Ball an Ahmed Musa verlor, dem Nigerianer aber die Außenlinie runter verfolgte, bis er wieder erobert war.

Messi spricht von Gott - oder Maradona?

"Es war ein sehr ausgeglichenes Spiel. Das Gegentor hat vieles komplizierter gemacht, für uns lief die Zeit plötzlich schneller ab. Wir haben sehr gelitten, das Tor war eine Riesenerlösung für uns", sagte Messi.
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Lionel Messi

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Und:
Auch wenn nicht ganz klar war, ob er damit nicht vielleicht doch den auf der Tribüne bis beinahe zur Besinnungslosigkeit mitfiebernden Diego Maradona gemeint hat, war klar, dass auch ihn diese Partie emotional arg mitgenommen hatte.

Messi mit Seitenhieb auf seine Kritiker

Nach dem Spiel schrieb er in den sozialen Netzwerken:
Was man durchaus auch als Seitenhieb auf seine Kritiker verstehen kann. Der Superstar des FC Barcelona fühlt sich in der Heimat nun mal ein wenig verkannt, mitunter auch missverstanden.

Welchen Einfluss hat Messi auf Sampaoli?

Dass er nicht für jedes Freundschaftsspiel in den Flieger steigt, um nach Südamerika zu fliegen, wird ihm mitunter krummgenommen; andersherum findet Messi die Leistung, 2014 (WM), 2015 und 2016 (je Copa América) bei drei aufeinanderfolgenden Turnieren das Endspiel erreicht zu haben, zu wenig gewürdigt.
Deswegen hat er auch direkt vor der WM offen über Rücktrittsgedanken gesprochen. "Ich weiß es noch nicht. Es wird davon abhängen, wie wir abschneiden", sagte er in einem Interview mit "Sport".
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Argentinien

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Zuletzt wurden immer wieder Gerüchte laut, Messi mische sich fortwährend in Trainerangelegenheiten ein und habe Jorge Sampaoli beispielsweise angewiesen, Paulo Dybala nicht aufzustellen, weil er mit diesem nicht sonderlich gut harmoniere.
Dybala stand bisher noch nicht in der Startelf und spielte nur gegen Kroatien 22 Minuten.

Sampaoli tut alles für seinen Superstar

Die Kritik an Messi nach dem Kroatien-Spiel federte derweil Sampaoli bewusst ab, sagte auch am Dienstagabend:
Um Messi perfekt ins Szene setzen zu können, hatte der Coach, der als draufgängerischer Taktiker bekannt ist, gegen Nigeria erneut fünf Spieler ausgetauscht (inklusive Torwart) und bereits das dritte Spielsystem ausgepackt - diesmal ein verkapptes 4-3-3, dass sich durch den tiefen Mascherano und den vorne vogelfreien Messi aber eher wie ein 4-1-3-2 las.
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Lionel Messi (Argentinien) im WM-Spiel gegen Nigeria

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"Ein Trainer, der Messi trainiert, weiß, dass alle anderen um ihn herum so spielen müssen, dass er sich wohl fühlt und seine Stärken ausspielen kann", sagte Sampaoli danach:

Deutlich mehr Einfluss auf das Spiel

Messi kam allerdings neben seinem Tor nur noch ein weiteres Mal zum Abschluss, bereitete wie gegen Kroatien auch nur zwei Torschüsse vor.
Immerhin: Mit 86 Ballkontakten hatte er diesmal deutlich mehr Einfluss auf das argentinische Spiel, wurde in dieser Statistik nur von Banega (111) und Mascherano (98) übertroffen.
Sieben Dribblings bedeuteten sogar den Bestwert auf dem Platz, seine Zweikampfbilanz war mit 59 Prozent gewonnener Duelle für einen Offensivspieler sehr gut.
"Wir hatten den gemeinsamen Traum, hierher zu kommen und für Argentinien etwas Bedeutendes zu schaffen", sagte Sampaoli noch und lobte:

Messi hat Respekt vor Frankreich

Zeit groß zu feiern haben die Argentinier jedoch nicht. Am Samstag (16 Uhr im Liveticker) geht es im Achtelfinale gegen Frankreich.
Für Argentinien eine weitere Chance, sich zu beweisen. Und zu verbessern. "Frankreich hat ein sehr komplettes Team, viele sehr gute individuelle Spieler, eine gute Abwehr, ein gutes Mittelfeld und einen sehr guten Angriff. Sie haben viele sehr schnelle Spieler, die den Unterschied ausmachen können", warnte Messi noch am Abend vor dem kommenden Gegner.
Blut, Schweiß und Tränen wären also nicht schlecht.
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