WM 2018 - Mario Gomez: Viel mehr als nur ein Animateur

VonSID

Publiziert 26/06/2018 um 13:14 GMT+2 Uhr

Mario Gomez hat im Spätherbst seiner Karriere eine erstaunliche Selbstlosigkeit entwickelt. Als Vater der Kompanie ist er vielleicht wertvoller denn je. Torjäger müssen Egoisten sein. Das jedenfalls ist eine der in Stein gemeißelten Fußball-Weisheiten. Mario Gomez, einziger klassischer Stoßstürmer im deutschen WM-Aufgebot, führt dieses Gesetz in Russland ad absurdum.

Mario Gomez im DFB-Trikot

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Selbstloser, als er sich zwischen Watutinki, Sotschi und Kasan gibt, geht es nicht. Vor dem Gruppenfinale gegen Südkorea am Mittwoch in Kasan hat Gomez zwei Joker-Einsätze hinter sich und einen Treffer vorbereitet - eine gute persönliche Bilanz? "Puh", sagt der Stuttgarter:

Ich sehe das gar nicht so persönlich. Ich sehe immer das ganze Team. Diese WM ist was Geiles, egal ob man schon Weltmeister ist oder nicht. Wir wollen das alle noch mal erleben.

Noch mal?

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Update 26/06/2018 um 13:15 Uhr

Den Triumph von Rio hatte Gomez, damals beim AC Florenz, ja verpasst. Bei einem Spiel im März 2014 in Neapel verletzte er sich am Knie und ahnte gleich: Das war es. Weinend saß er in der Kabine. Gomez, schon vorher alles andere als ein Lautsprecher, lernte Demut auf die harte Tour. Sein Comeback im DFB-Dress unmittelbar nach der WM verlief unglücklich, danach lud Bundestrainer Joachim Löw ihn 14 lange Monate nicht mehr ein.

Gomez bei Deutschland

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Gomez und die Nationalmannschaft - das war lange eine Art Hassliebe. Kaum ein Spieler wurde so sehr angefeindet wie "Super-Mario", der vermeintliche Chancentod. Deshalb konnte er besonders mitfühlen, als nach dem verpatzten WM-Start gegen Mexiko massive Kritik auch an den Rio-Helden geübt wurde.

Nicht okay, oder habt ihr über einen Sergio Ramos 2014 auch geschrieben, er wäre ein Loser?

Ramos schied damals mit Titelverteidiger Spanien in der Vorrunde aus. Damit es Deutschland nicht genau so geht, setzt Löw auch auf Gomez. Deshalb zog er den Teamplayer dem unbequemeren Sandro Wagner vor. Löw betonte:

Mario ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann - wenn er fit ist und Selbstvertrauen hat.

"Ich bin topfit", sagt Gomez, der Wagner die WM-Teilnahme "gegönnt hätte". Und dass er den Unterschied machen kann, hat Gomez gegen Schweden zumindest angedeutet:

Ich kann befreit aufspielen, meine Gefühlswelt ist komplett sortiert.

Gomez, mit 32 ältester Spieler im Kader, begreift die WM als Geschenk. Den jüngeren Spielern ist er Mentor, wie einst Lukas Podolski fügt er sich selbstlos in die Rolle des Animateurs - auf seine eigene, viel ruhigere Art. Keiner würde auf die Idee kommen, Gomez ein "Maskottchen" zu nennen.

Mario Gomez (DFB-Pressekonferenz)

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Es sei "einmalig", dass ein Konkurrent wie Gomez ihn derart unterstütze, schwärmt Timo Werner. Marco Reus sagt:

Mario ist für uns mit seiner Präsenz auf dem Platz und in der Kabine unheimlich wichtig für uns.

Gomez verkörpert perfekt das sperrige DFB-WM-Motto "#zsmmn".

Die Forderung nach einem Platz in der Startelf "werdet ihr niemals in meinem restlichen Leben" hören, sagt er. Als Toni Kroos gegen Schweden den erlösenden Siegtreffer erzielt hatte, war Gomez nach dem näher postierten Reus zweiter Gratulant. "Ich habe mich so sehr für die Mannschaft gefreut", sagt er: