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Nach WM-Aus: So sieht die Nationalmannschaft der Zukunft aus
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Publiziert 28/06/2018 um 15:05 GMT+2 Uhr
Die deutsche Nationalmannschaft beendet mit dem WM-Aus eine große Ära. Unabhängig von der Besetzung des Bundestrainer-Postens wird sich das Gesicht des DFB-Teams verändern müssen, um wieder "en vogue" zu sein im Weltfußball. Das Gute: Deutschland verfügt über viele schon gestandene, aber immer noch junge Spieler. Eurosport.de zeigt, mit welcher Elf die EM 2020 wieder ein Erfolg werden könnte.
Manuel Neuer mit Timo Werner und Julian Brandt (Deutschland)
Fotocredit: Getty Images
Natürlich, sagt Toni Kroos, natürlich sei es meist so, "dass es Veränderungen von Turnier zu Turnier gibt". Wie einschneidend sie ausfallen nach dem peinlichen WM-Aus des DFB-Teams? Kroos lakonisch: "Wird man sehen."
2010 erwuchs das Gerüst dieser Mannschaft, als Deutschlands U21-Europameister von 2009 die Generation Ballack ersetzten. Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels, Sami Khedira, Mesut Özil, dazu Thomas Müller und Kroos - so durchschritt Deutschland die Jahre. Moderner Fußball, immer mindestens Halbfinale, der WM-Titel als Krönung. Jetzt der krachende K.o.
Es ist Zeit zur Zäsur. Wie kann das DFB-Team der Zukunft aussehen?
Tor
Im Normalfall bleibt Neuer unangefochten, die EM 2020 mit 34 Jahren sollte locker drin sein. Marc-André ter Stegen (26), Kevin Trapp (27) und Bernd Leno (26) beseitigen jedes Problem auf dieser Position; der Konkurrenzdruck wird sogar stärker.
Rechtsverteidigung
Joshua Kimmich wurde im DFB-Team und beim FC Bayern zum Rechtsverteidiger umgeschult, mühte sich bei der WM nach Kräften - und wirkte doch ausgelaugt. Auswahl auf seiner Planstelle ist vorhanden, jedenfalls mittelfristig: Jeremy Toljan (23, Dortmund), Lukas Klostermann (22, Leipzig), der zu Leverkusen wechselnde Mitchell Weiser (24), zur Not auch Sebastian Rudy (28) und Shkodran Mustafi (26).
Wir entscheiden uns für einen anderen; der 21-jährige Leverkusener Benjamin Henrichs kann reif fürs DFB-Team werden. Und Kimmich? Dazu später mehr.
Innenverteidigung
Nach dem WM-Triumph 2014 galten Hummels/Boateng (zurecht) als bestes Innenverteidiger-Duo überhaupt. Vier Jahre darauf schleppte sich besonders Boateng - gehandicapt durch Verletzungen - sichtlich durchs Turnier, zudem haben beide ihren 30. Geburtstag vor Augen.
Nicht ausgeschlossen, dass Hummels UND Boateng ihren Stammplatz verlieren, wahrscheinlicher ist eine schrittweise Ablöse. Niklas Süle (22) muss erster Kandidat sein, vor Antonio Rüdiger (25), Jonathan Tah (22), Matthias Ginter (24). Unter Umständen im Blickfeld: Schalkes Thilo Kehrer (21) und der Neu-Stuttgarter Marc-Oliver Kempf (23).
Linksverteidigung
Da wird's eng. Außer Jonas Hector, "schon" 28 und wenigstens eine Saison in der 2. Liga unterwegs, sowie Marvin Plattenhardt (26) und mit Abstrichen dem Augsburger Philipp Max (24) mangelt es an Lösungen. Vorstellbar wäre, einen etatmäßigen Rechtsverteidiger nach Höwedes-Vorbild 2014 auf links zu ziehen - optimal ist freilich anders.
Defensives Mittelfeld
Fixpunkt Kroos wird 30 sein bei der EM, eine Lehre aus Russland ist, dass er einen defensiv orientierten Partner braucht. Khedira (31) kann das nicht länger sein, Leon Goretzka (23) ist zu sehr Box-to-Box-Spieler, der völlig verunsicherte Ilkay Gündogan (27) muss zu sich selbst zurückfinden.
Rudy konnte gegen Schweden durchaus gefallen, Emre Can (24) verpasste die WM und wittert Chancen. Den BVB-Profis Mahmoud Dahoud und Julian Weigl (je 22) fehlt ein gutes Stück, Max Meyer (22) zunächst mal ein Klub und Kerem Demirbay (24) wahrscheinlich Lobby.
Experimente mit Mesut Özil auf der Sechs mutierten zum Rohrkrepierer. Wie wär's also mit Kimmich? Hat technisch-strategische Qualitäten, mit 23 noch Entwicklungspotential und eh eine Präferenz fürs Mittelfeld. Kroos und Kimmich, das könnte passen.
Rechtsaußen
Müller reißt seit neun Jahren alles ab, ohne Pause, in Russland war sein Tank nicht zum ersten Mal leer. Der 28-Jährige hat Perspektiven im DFB-Team, nach wie vor, er weist unverkennbare Vorzüge auf; das Müller-spielt-immer-Gesetz sollte jedoch zur Vergangenheit zählen.
Julian Brandt (22) unterbrach Deutschlands Kreativarmut bei seinen (Kurz-)Einsätzen, in zwei Jahren kann dieses Riesentalent gehobene internationale Klasse verkörpern - endgültig. Dortmunds Maximilian Philipp (24) hat das Zeug, ein Faktor zu werden, genau wie Bald-Bayer Serge Gnabry (22), dessen Territorium flexibel angelegt ist.
Offensives Mittelfeld
Zentrale Frage im zentralen Bereich: Was geschieht mit Özil? Der ab Oktober 30-Jährige steckt in der wohl schwierigsten Karriere-Phase, nicht nur sportlich. Gegen Schweden bröckelte sein Nimbus des unwidersprochen gesetzten Startelf-Spielers. Vielleicht ein Vorbote. Özil wird kämpfen müssen, um sich zu behaupten - kann und will er das, nach allem, was war?
Nicht minder interessant: Mario Götze, der in der Beweispflicht steht, das Beste noch vor sich zu haben. Götze ist 26, die Möglichkeiten hat er. Ein Lars Stindl, fast 30, dürfte nicht die Zukunft sein, trotz vielseitiger Verwendbarkeit; Kai Havertz (19) dient als Kontrastprogramm, der Teenager hat herauragende Anlagen.
Außer Özil beschäftigt das DFB-Team keinen klaren Zehner. In der Gesamtbetrachtung entscheiden wir uns hier für Marco Reus, der in Russland zu den positivsten Erscheinungen gehörte. Bei der EM dann 31, aber mit ausreichend Klasse, um Einfluss zu nehmen.
Linksaußen
Die Ausbootung von Leroy Sané, dem besten Nachwuchsspieler der Premier League, hat kaum jemand verstanden. Eine Melange aus DFB-Aufritten, Trainingsleistungen und allzu selbstgewissem Habitus bedingte, dass er sich die Schmach ersparte. Fortan ist Sané, 22, gewiss eine Korsettstange.
Reus, Gnabry, Julian Draxler (24), Timo Werner sind Alternativen. Bei einem wie Amin Younes (24, Confed-Cup-Sieger 2017) müsste bereits eine Menge zusammenkommen.
Angriff
Miroslav Klose wurde Weltmeister mit 36, aber das ist ein rares Phänomen, nicht die Regel. Für Mario Gomez (wird im Juli 33) war's das vermutlich im DFB-Team, neben der Linksverteidigerposition bildet der Angriff den zweiten schwarz-rot-goldenen Engpass.
Mangels Konkurrenz kann Werner (22) eine Ära prägen, lernwillig und -fähig genug ist er. Kevin Volland (25) oder Davie Selke (23) sind Nachrücker, sofern sie einen weiteren Schritt gehen. Das ist Selke eher zuzutrauen als Volland.
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DFB-Elf der Zukunft mit Blick auf die EM 2020
Fotocredit: Eurosport
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