Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

WM 2018: Corentin Tolisso und der Stresstest bei Uruguay gegen Frankreich

Johannes Mittermeier

Update 26/07/2018 um 08:17 GMT+2 Uhr

Zwölf Spieler des FC Bayern München starteten in die WM 2018 in Russland, mit Corentin Tolisso ist noch einer im Turnier. Am Freitag trifft Frankreich im Viertelfinale auf Uruguay, und Tolisso wird spielen. Bisher lief die WM ungefähr so wie seine Debütsaison in München, nach dem Motto: Rückschläge bringen dich weiter. Nicht nur Jupp Heynckes glaubt bei Tolisso an eine große Zukunft.

Corentin Tolisso (Frankreich vs. Argentinien)

Fotocredit: Imago

Olaf Thon, jawoll: Olaf Thon muss gedankt werden, dass die historische Serie anhielt. Bei der WM 1990 traf Thon im Elfmeterschießen gegen England, es blieb das einzige Tor eines Spielers des FC Bayern im Turnier.
Streng genommen läuft Elfmeterschießen außer Konkurrenz, mit zugedrücktem Auge fällt Thons Treffer in die Wertung. Ansonsten wäre 1990 die erste WM seit 1962 ohne Bayern-Tor gewesen - womit wir bei der Aktualität angelangt sind.
Zwölf Wahl-Münchner sind nach Russland aufgebrochen, elf haben längst die Heimreise angetreten, besonders die acht Deutschen schlichen gepeinigt von dannen. Getroffen hat niemand. Betroffen waren alle.

Tolisso: Lebensschule namens Bayern-Bank

Nur Corentin Tolisso muss die Ferien verschieben, und es spricht wenig dafür, dass er damit Probleme hat - Frankreich spielt im Viertelfinale gegen Uruguay (am Freitag ab 16 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de).
Tolisso, der letzte Bayer. Bisher stand er bloß zum Auftakt gegen Australien (2:1) in der Startelf und bot dort Diskretes über 78 Minuten. Weiß er selbst: "Ich hatte großen Willen, aber es haperte an der Umsetzung."
picture

Corentin Tolisso (Frankreich vs. Australien)

Fotocredit: Getty Images

Es war Frankreichs jüngste Mannschaft seiner WM-Geschichte, gegen Peru (1:0), Dänemark (0:0) und Argentinien (4:3) hob der 31-jährige Blaise Matuidi dann anstelle des 23-jährigen Tolisso den Schnitt - und das Niveau.
Gegen Uruguay ist Matuidi gesperrt, "L’Équipe" befindet Tolisso als "natürlichen Ersatz", auch aufgrund defensiver Vorteile im Vergleich zu Thomas Lemar. Für Tolisso, vor Jahresfrist für 41,5 Millionen Euro von Olympique Lyon nach München gewechselt, wird's der ultimative Stresstest. Seine Erfahrung stützt sich auf zwölf Länderspiele und der Lebensschule namens Bayern-Bank.

Tolissos fataler Rückpass auf Ulreich…

"Ich musste damit klarkommen, mal nicht zu spielen", sagt er, "aber der Trainer hat mir vertraut". Der Trainer hieß Jupp Heynckes und war kein Super-Super-Fan von Tolisso, dessen Einsatzzeiten sanken. Allerdings schätzte Heynckes diesen lern- und aufnahmebereiten Mann. Weil Tolisso klar im Kopf ist, weil er sich reinhängt und ehrlich arbeitet, um besser zu werden.
Einmal lobte Heynckes:
Ein wirklich großes Talent, das wahnsinnig viel mitbringt. Er hat einen sehr guten Charakter und ist ein laufstarker, aggressiver Mittelfeldspieler mit sehr gutem Torabschluss.
Enttäuschungen definieren die Persönlichkeitsentwicklung weitaus stärker als ständige Siege. Insofern war Tolissos Debütsaison mit 40 Pflichtspielen eine erfolgreiche - obwohl sich sein Hochrisikorückpass auf Sven Ulreich im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid auf die Festplatte brannte. Ulreich patzte, Bayern flog raus, auch Tolisso erhielt einen Tadel.
picture

Cristiano Ronaldo gegen Corentin Tolisso (Real Madrid vs. FC Bayern München)

Fotocredit: Getty Images

Dennoch glaubt er, dass der Schritt nach München "bei meiner internationalen Karriere hilft". So ein Konkurrenzkampf fordere schließlich viel ab, gerade mental:
Ich sage mir, dass ich mich selbst übertreffen muss. Wenn ich meine Chance kriege, liegt es an mir zu zeigen, dass es gerechtfertigt ist. Ich will ein moderner Mittelfeldspieler sein, also muss ich alles beherrschen.
Das Anforderungsprofil umreißt er wie folgt: "Entscheidende Pässe spielen, Tore machen, defensiv arbeiten, grätschen."

"Auf Sicht wird Tolisso sehr wertvoll"

Bei Bayern erinnern seine Vorstöße in die Spitze an Michael Ballack oder einen Bastian Schweinsteiger in Hochform. Zehn Treffer und sieben Vorlagen gingen 2017/18 auf Tolisso, der Intensität und taktische Flexibilität mitbringt, was wiederum wichtig für Uruguay wird.
Nationaltrainer Didier Deschamps begann die WM im 4-3-3-System, anschließend interpretierte Matuidi die Achterrolle im 4-2-3-1 anders, ohnehin wechseln die Franzosen ihre Grundordnung fluide. Uruguay spielt völlig anders als Argentinien, das Frankreich herrlich viele Konterräume schenkte, interessant ist daher, was Deschamps plant. Und mit wem.
Tolisso ist noch kein Weltklassespieler, aber er kann einer sein, in ein, zwei Jahren. "Auf Sicht wird er sehr wertvoll." Hat Heynckes gesagt.
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung