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Drei Dinge, die im EM-Finale auffielen: Verletzung von Alexandra Popp als Anfang vom Ende der Titelträume

Pascal Steinmann

Update 02/08/2022 um 00:38 GMT+2 Uhr

Der große Traum ist zerplatzt. Deutschland hat das EM-Finale in Wembley gegen England 1:2 nach Verlängerung verloren. Dabei musste die Mannschaft auf Alexandra Popp verzichten, die nach dem Aufwärmen mit muskulären Problemen ausfiel. Trotz des Ausfalls ihrer Torjägerin lieferte Deutschland eine aufopferungsvolle Leistung, die am Ende ungekrönt blieb. Drei Dinge, die im EM-Finale auffielen.

Bundestrainerin böse über nicht gegebenen Elfer: "Darf nicht passieren"

Deutschland hat das Finale der Europameisterschaft verloren. Das DFB-Team unterlag Gastgeber England in Wembley 1:2 nach Verlängerung. Die eingewechselte Chloe Kelly (111.) erzielte den entscheidenden Treffer für die Lionesses kurz vor Schluss.
Schon vor dem Anpfiff musste die DFB-Elf den ersten Schock verkraften: Kapitänin und Top-Torschützin Alexandra Popp fiel nach dem Aufwärmen mit muskulären Problemen aus.
Die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg zeigte eine großartige Vorstellung und blieb dennoch ungekrönt.
Drei Dinge, die im EM-Finale zwischen Deutschland und England auffielen:

1. Zwei ungekrönte Königinnen

Mit Tränen in den Augen schritt Lena Oberdorf auf die Bühne. UEFA-Präsident Alexander Ceferin überreichte der 20 Jahre alten Schaltzentrale der deutschen Mannschaft den Preis als beste Nachwuchsspielerin der Europameisterschaft.
Eine verdiente Auszeichnung, und dennoch nicht mehr als ein Trostpreis. Auch die Trophäe als beste Spielerin des Turniers, die wenige Minuten danach Englands Top-Torschützin Beth Mead entgegennahm, wäre vertretbar gewesen. Schon vor dem Endspiel hatte Martina Voss-Tecklenburg die "Dominanz" herausgehoben, mit der Oberdorf die deutsche Mannschaft bis ins Finale geführt hatte.
"Sie coacht, setzt Zeichen, sie liebt die Art, wie sie selbst spielt, kann sich auch mal selbst feiern. Und das ist großartig", lobte die Bundestrainerin.
Aber auch diese Auszeichnung hätte Oberdorfs Tränen an diesem Abend nicht trocknen können. Denn noch mehr verdient hätte die Wolfsburgerin den EM-Titel gehabt. Dabei hatte die Mittelfeldspielerin - wie in den vergangenen dreieinhalb Wochen - in Wembley alles dafür getan.
Auch im Finale gegen England ging Oberdorf voran. Nachdem die deutsche Mannschaft – mitunter durch den Ausfall von Kapitänin Alexandra Popp - unsicher gestartet war, setzte die Leitwölfin der DFB-Elf mit einem robusten Einsteigen gegen Georgia Stanway nach 15 Minuten ein Zeichen.
Immer wieder unterbrach Oberdorf mit ihrem starken Gegenpressing und ihrer Zweikampfstärke gegnerische Angriffe, gewann zahlreiche Kopfballduelle und schloss die Räume vor der Abwehrkette.
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Russo gegen Hendrich

Fotocredit: Getty Images

Gemeinsam mit Vereinskollegin Kathi Hendrich brachte sie die englische Offensive mehrfach zur Verzweiflung. Auch die Innenverteidigerin wuchs in Wembley über sich hinaus: Die 30-Jährige überragte mit einer Zweikampfquote von 92 Prozent am Boden, gewann alle ihre Duelle in der Luft und erstickte durch ein bärenstarkes Timing viele englische Angriffe im Keim.
Auch am Ausgleich durch Lina Magull (79.) war Hendrich maßgeblich beteiligt: Erst lief sie einen Konter über Chloe Kelly herausragend ab, dann leitete sie den Gegenangriff mit einem starken Dribbling und einem klugen Zuspiel auf Sydney Lohmann selbst ein.
Doch den Gegentreffer zum 1:2 in der Verlängerung nach einem Eckball konnten die beiden Wolfsburgerinnen schließlich nicht mehr verhindern. Die verdiente Krönung blieb aus.

2. Popp-Ausfall der Anfang vom Ende

Es war der Schock kurz vor dem Anpfiff: Alexandra Popp fiel nach dem Aufwärmen mit muskulären Problemen aus. Ein Tiefschlag für die DFB-Elf.
Die 31 Jahre alte Angreiferin hatte Deutschland unter anderem mit zwei Treffern gegen Frankreich ins Finale der Europameisterschaft geführt und war neben Beth Mead mit sechs Toren die Top-Torschützin des Turniers.
Lea Schüller ersetzte die Kapitänin, doch vor allen Dingen die körperliche Wucht Popps in der Sturmspitze fehlte der deutschen Mannschaft gegen die starken Engländerinnen. "Poppi hätte auch beim Gegner etwas ausgelöst mit ihrer Präsenz, weil sie in einer herausragenden Form war", analysierte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg in der "ARD".
Schüller, die nach ihrer überstandenden Coronainfektion nicht in Bestform auftrat, konnte wenige Bälle an sich ziehen, hing häufig in der Luft und sammelte bis zu ihrer Auswechslung in der 67. Minute nur 22 Ballkontakte.
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Party-Alarm auf PK: England feiert "Football's coming home!"

"Lea hat natürlich nicht den Rhythmus gehabt, das hat man heute auch gesehen", erklärte Voss-Tecklenburg, die auch den coronabedingten Ausfall von Klara Bühl aufführte.
Mit Tabea Waßmuth, Nicole Anyomi und Sydney Lohmann kamen drei Spielerinnen früh in die Begegnung, die im bisherigen Turnierverlauf nur eine untergeordnete Rolle gespielt hatten.
Zwar bereitete Waßmuth den Ausgleich von Lina Magull (79.) vor, doch in der entscheidenden Phase des Spiels fehlte der - gezwungenermaßen - neu formierten deutschen Offensive schließlich die Durchschlagskraft.
Ganz anders auf der Gegenseite: Ella Toone traf nur sechs Minuten nach ihrer Einwechslung eiskalt zur Führung für die Engländerinnen. Die ebenfalls eingewechselte Chloe Kelly spitzelte den Ball in der 111. Spielminute zum Sieg für Lionesses ins Tor und avancierte zur Matchwinnerin.
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Chloe Kelly erzielt den Siegtreffer

Fotocredit: Getty Images

3. Wieder Final-Kontroverse in Wembley

1966 entschied das Wembley-Tor von Geoff Hurst das WM-Finale der Männer zwischen Deutschland und England. 56 Jahre später hatte an Ort und Stelle erneut eine Schiedsrichterentscheidung großen Einfluss auf die Finalniederlage der DFB-Elf.
"Wir hatten heute nicht das Quäntchen Glück", resümierte Lena Oberdorf nach dem Spiel. Allen voran nach 25 Spielminuten.
Als Marina Hegering den Ball nach einem Eckstoß aus dem Gewühl heraus in Richtung Tor bugsierte, verhinderte Englands Kapitänin Leah Williamson die deutsche Führung mit der Hand über Schulterhöhe – ein eindeutiger Strafstoß.
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Leah Williamson verhindert die Führung für Deutschland

Fotocredit: Getty Images

"Das ist ein klares Handspiel. Das muss man sehen", sagte Martina Voss-Tecklenburg deutlich in der "ARD".
Die Videoassistenten Paolo Valeri und Pol van Boekel überprüften die Szene, erachteten das Vergehen der 25-Jährigen aber nicht als strafbar. Kateryna Monzul setzte die Begegnung fort, ohne selbst zum Monitor zu laufen.
"Dann versteht man das gar nicht", sagte Voss-Tecklenburg. "Da müssen sich die Leute Gedanken machen, die in der Verantwortung stehen", sagte die Duisburgerin und bezeichnete die Entscheidung als "maximal unglücklich".
Wie vor 56 Jahren haftet dem Triumph der Engländer, so die Bundestrainerin, ein "fader Beigeschmack" an.
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Voss-Tecklenburg zwischen Stolz und Hadern

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