Wie REAL ist Klopp in Madrid?

Carlo Ancelotti gab sich nach Halbfinal-Aus in der Champions League keinen Illusionen hin.

"Ein Klub hat das Recht, den Trainer auszutauschen, wenn sie mit ihm nicht zufrieden sind", erklärte Reals italienischer Coach. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2016, aber Vertragslaufzeiten haben Vereinspräsident Florentino Perez noch nie interessiert.

Dafür interessiert sich der spanische Bauunternehmer für Jürgen Klopp. Als der BVB-Liebling am 16. April seinen Abschied aus Dortmund verkündete, war er sofort auch bei Real ein Thema.

Perez schätzt Klopps Identifikation mit seinem jeweiligen Arbeitgeber, die positive Ausstrahlung und den guten Draht zu seinen Spielern. Schon seit Mitte Februar soll Perez den 47-Jährigen beobachten lassen, offenbarte die Sport-Tageszeitung "AS".

Auch die Leidenschaft des Dortmunder Publikumslieblings entspricht Perez viel mehr als die eher zurückhaltende Art Ancelottis, den er über die Presse sogar anzählte, zu sanft mit den Stars umzugehen. Wenn es etwas gibt, das Klopp nicht verzeiht, ist es mangelnde Einsatzbereitschaft. O-Ton des Motivationskünstlers: "Man kann mit mir über alles reden, nur nicht über zu wenig Einsatz. Es gibt keinen Grund, warum man sich nicht bis zum Limit einsetzt. Keinen Grund."

Als Klopp mit Mainz 2004 endlich den Aufstieg in die Bundesliga geschaffte hatte, verordnete er seinem Team als Teambuilding-Maßnahme ein Survival Camp in der schwedischen Wildnis. Die Profis durften kein Essen mitbringen, es gab keine Elektrizität und trainiert wurde auch nicht. Nur Fischen war erlaubt. Solche Initiativen liebt Perez.

Bereits in der Vergangenheit war Klopp immer wieder ein Thema in Madrid. Dortmunds Spektakel-Fußball beim 4:1 gegen Real im Champions League-Halbfinale 2013 hat dem Klub-Patron mächtig imponiert. "Florentino Perez mag ihn", erklärte Cristan Maxedo, Redakteur von Eurosport Spanien.

Für Reals Marketingmaschinerie wäre der charismatische und eloquente Klopp ebenfalls eine Verstärkung. Für die Weltmarke Real Madrid würde der Schwabe wohl auch seine Bedenken vergessen, er müsse die Landessprache sprechen, um effektiv arbeiten zu können.

Noch hat sich der BVB-Trainer zu den zahlreichen Gerüchten über seine berufliche Zukunft nicht geäußert. In England wird er seit Wochen als möglicher Nachfolger von Manuel Pellegrini bei Manchester City gehandelt.

"Ich habe keinen neuen Arbeitgeber in der Hinterhand. Es ist nichts strukturiert, es ist nichts geplant, nichts taktiert", so Klopp auf seiner Abschiedspressekonferenz.

Seitdem kontert er Fragen über seinen künftigen Wirkungsbereich mit dem Hinweis, seine ganze Konzentration gelte dem Saisonfinale mit Borussia Dortmund. Nach dieser verkorksten Spielzeit will Klopp mit dem BVB den DFB-Pokal gewinnen und wenigstens die Qualifikation für die Europa League schaffen.

Und dann? Spanien, England, Italien - oder vielleicht doch ein Sabbatjahr?

Klopp ist nicht der einzige Kandidat für den wohl begehrtesten Trainerjob der Welt. Auch Ancelottis derzeitiger Co-Trainer steht in der Gunst von Perez sehr hoch: Ex-Welt- und Europameister Zinédine Zidane.

Der ehemalige Weltstar der "Königlichen" hat seit ein paar Wochen den Trainerschein und fühlt sich bereit für die große Herausforderung.