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Trainer-Chaos bei Real Madrid: Zinédine Zidane traut sich Nachfolge von Rafael Benítez noch nicht zu

Ljubo Herceg

Update 23/11/2015 um 17:13 GMT+1 Uhr

Für die Zeitung "Marca" ist die Entlassung von Rafael Benítez nur noch eine Frage der Zeit. Immer mehr Spieler rücken vom Real-Coach ab. Cristiano Ronaldo geht sogar noch weiter: "Entweder Benítez oder ich", soll der Superstar angedroht haben. Aber auf dem Trainermarkt ist für Real Madrid nichts zu holen. Zinédine Zidane fühlt sich noch nicht bereit für die große Bühne. Was nun?

Rafa Benítez (li.) und Zinédine Zidane (re.)

Fotocredit: AFP

Die katastrophale Leistung des spanischen Rekordmeisters beim 0:4 im Clásico gegen den FC Barcelona wurde von Real-Präsident Florentino Pérez als Offenbarungseid gewertet. Rafael Benítez wird in den Medien bereits angezählt - auch weil Cristiano Ronaldo seit Wochen außer Form ist.
Und der dreimalige Weltfußballer macht auch kein Geheimnis daraus, wer für sein Zwischentief verantwortlich ist: Benítez. Nach der peinlichen 0:4-Schlappe soll der Superstar sogar ein Ultimatum gesetzt haben: "Entweder Benítez oder ICH", berichten "Fox Sports" und die "Gazzetta dello Sport".

"Mit Benítez werden wir nichts gewinnen"

Cristiano Ronaldo or Rafael Benitez?
Das waren aber nicht die ersten deutlichen Worte über seinen Trainer. Vergangene Woche schrieb die seriöse spanische Zeitung "El Confidencial", dass Ronaldo zu Pérez gesagt hat: "Mit Benítez werden wir nichts gewinnen." Die Kluft wird immer größer und scheint nicht mehr überbrückbar zu sein.
Der Portugiese ist nicht der Einzige, der seinen Coach hart angeht. Mittelfeldstratege Luka Modric schimpfte nach der empfindlichen 0:4-Abreibung gegen den Erzrivalen Barca ebenfalls öffentlich über Benítez, dessen Taktikfehler und Ausrichtung im Clásico.
Erst in diesem Sommer trat der Spanier die Nachfolge des bei den Spielern sehr beliebten Italieners Carlo Ancelotti an. Nach nur 16 Pflichtspielen steht Benítez bereits vor dem Aus. Für das Real-nahe Blatt "Marca" ist die Entlassung des 55-Jährigen nur noch eine Frage der Zeit. Er sei durchgefallen - bei allen. Klub-Boss Pérez habe das Vertrauen in Benítez verloren.
Unser spanischer Eurosport-Kollege Christian Maxedo wirft aber eine nicht unerhebliche Frage in den Raum: "Welcher Top-Trainer könnte den angezählten Real-Coach überhaupt ad hoc ersetzen?"

Benitez war "vierte Wahl" - keine Alternativen

Der Spanier sei eh schon nur "die vierte Wahl gewesen", offenbarte Ex-Präsident Ramón Calderón in einem Interview mit "BeInSports" Anfang November. Bundestrainer Joachim Löw und Jürgen Klopp seien ganz oben auf dem Wunschzettel der "Königlichen" gewesen.
"Man hat im vergangenen Sommer versucht, Mourinho zu holen, aber das war nicht möglich, weil er beim FC Chelsea blieb. Dann wollte Pérez Löw, der die deutsche Nationalmannschaft trainiert, unter Vertrag nehmen. Dann hat er Klopp gefragt und dann Benitez", so Calderon.
Spanien-Experte Maxedo bringt es auf den Punkt: "Der einzig freie Top-Coach auf dem Trainermarkt ist Ancelotti. Der Italiener hat zwar immer noch einen guten Draht zu seinen ehemaligen Spielern, doch er wird nicht noch mal zu Real zurückkehren, nachdem Pérez ihn schon einmal vom königlichen Hof gejagt hat."

Was nun Real?

Klar ist: Pérez steht gewaltig unter Druck. Klar ist auch: Löw wird seinen Posten beim DFB nicht aufgeben, Klopp ist beim FC Liverpool glücklich und Mourinho hat sich beim FC Chelsea mit den Siegen gegen Norwich (1:0) und Dynamo Kiew (2:1 in der Champions League) erst einmal wieder Luft verschafft.
Und Ancelotti? Der Routinier sagte am Wochenende in einem Interview des TV-Senders "Rai", er könne sich ein Comeback bei Real durchaus vorstellen, aber erst nach dieser Saison.
Bleibt noch Zidane als interessante Option. Die französische Legende hat fünf Jahre bei Real gespielt, trug beim weißen Ballett die "Trikot-Nummer Fünf" - wie der große Alfredo di Stefano! - und schoss die "Königlichen" 2002 immerhin zum Champions League-Triumph.
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Zidane

Fotocredit: Imago

Nummer Fünf, bitte übernehmen Sie!

Das Problem: "Zizou" hat sich als auf großer Bühne als Trainer noch nicht bewiesen. Derzeit ist er für die zweite Mannschaft verantwortlich.
Zidane soll Real wieder in die Spur bringen. Offen scheint nur noch: Wann? Und ob Pérez dem ehemaligen Real-Star mit 43 Jahren den Trainerposten schon jetzt zutraut? "Im Umfeld von Madrid sind die Zweifel aber zu groß", sagte Eurosport-Kollege Maxedo. "Als Neuling in so einer prekären Lage einzusteigen, könnte fatal enden."
Darum spricht sich Real-Kapitän Sergio Ramos auch als einer der wenigen für Benítez aus: "Es ist absurd, nicht an seinen eigenen Trainer zu glauben. Wir müssen alle zusammenrücken. Präsident, Coach und wir Spieler." In diese Kerbe schlägt nun auch Zidane: "Ich bin der Trainer der Castilla, Benítez der ersten Mannschaft. Und das ist auch gut so. "
"Letztes Jahr am Ende der Saison hatte ich schon das Gefühl, dass mir noch einiges fehlt, um Real zu trainieren", nimmt Zidane allen Gerüchten den Wind aus den Segeln. "Ich habe keine Eile und gehe daher die Dinge Schritt für Schritt an. Das Wichtigste am Tag ist, glücklich zu sein mit seiner täglichen Arbeit. Und das bin ich bei der zweiten Mannschaft."

Rückendeckung durch "Zizou"

Damit stärkt der Franzose Benítez ordentlich den Rücken. Nun ist Pérez am Zug. Die Mannschaft braucht ein klares Signal von Klub-Boss und vor allem Ruhe im Verein. In der Liga ist noch nichts verloren. Die "Galaktischen" liegen nur sechs Punkte hinter dem FC Barcelona und ihre Gruppe in der "Königsklasse" führen sie mit zehn Punkten vor Paris Saint Germain (sieben Zähler) an.
"Es spricht einiges dagegen, dass Benítez jetzt gefeuert wird", glaubt Spanien-Experte Maxedo.
Aber Pérez ist Pérez. Eigen und unberechenbar.
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