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Niko Kovac bei der AS Monaco - nur auf den ersten Blick ein Traumjob

Tobias Laure

Update 20/07/2020 um 19:44 GMT+2 Uhr

Niko Kovac ist wieder im Geschäft. Rund achteinhalb Monate nach seiner Entlassung beim FC Bayern München heuert der 48-Jährige bei der AS Monaco an. Kein Weltklub wie der deutsche Rekordmeister, aber ein Verein mit hohen Zielen - und großen Problemen. Kovac muss sich auf einiges gefasst machen, wie die jüngere Vergangenheit seines neuen Klubs zeigt. Dem Kroaten steht ein heißer Ritt bevor.

Niko Kovac (Trainer AS Monaco)

Fotocredit: Getty Images

Man kann es nicht anders sagen, die Aussicht für Niko Kovac ist grandios. Wenn der neue Trainer der Association Sportive de Monaco den Blick über seinen zukünftigen Arbeitsplatz hinausschweifen lässt, dann sieht er tief unten das Mittelmeer und die Halbinsel Cap Ferrat.
Willkommen in La Turbie, dem vielleicht schönstgelegenen Trainingszentrum Europas. Hier leitete Kovac zusammen mit seinem Bruder Robert am Montag die erste Übungseinheit seiner neuen Mannschaft.
"Für mich ist das die richtige Aufgabe, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Das ist mein viertes Land, ich genieße Monaco schon jetzt. Es sieht ein bisschen aus wie Kroatien", gab Kovac an seinem ersten Arbeitstag zu Protokoll.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Auf den ehemaligen Frankfurt- und Bayern-Coach wartet kein sommerlicher Spaziergang am Meer, sondern Knochenarbeit.
Der 48-Jährige soll die schwer angeschlagene AS wieder auf Kurs bringen. "Der Verein will wieder eine Champions-League-Mannschaft haben", erklärt Eurosport-Experte Glenn Ceillier von Eurosport in Frankreich. "Der Klub hat in den vergangenen zwei Jahren eine Menge Fehlentscheidungen getroffen."
Abzulesen sind diese Fehler an den Platzierungen der vergangenen sieben Spielzeiten. Zwischen 2014 und 2018 belegten die Monegassen in der Endabrechnung der Ligue 1 stets einen Top-3-Platz, 2017 wurde man sogar Meister - und stieg im Jahr darauf als Tabellen-17. fast ab.
Die infolge der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochene Saison 2019/2020 beendete die AS auf Position neun. Eine Steigerung ja, ein Erfolg nein. Das zeigt die Entlassung von Robert Moreno, der sein Traineramt nach nicht einmal acht Monaten wieder abgeben musste.

Kovac-Verpflichtung eine "eine große Überraschung"

Unter Kovac soll nun alles anders werden, beziehungsweise muss anders werden, will der Kroate seinen Job langfristig behalten. "Die Verpflichtung von Kovac war eine große Überraschung, es gab keinerlei Gerüchte im Vorfeld", erläutert Experte Ceillier.
Die meist gut unterrichtete "L'Équipe" berichtete allerdings, dass es in den vergangenen Tagen ein Treffen zwischen Kovac und Dimitri Rybolovlev, Paul Mitchell sowie Oleg Petrov gegeben habe. Die drei starken Männer der AS werden in der Zukunft darüber entscheiden, wie gut der neue Trainer seine Arbeit macht und wie lange er im Sattel bleibt.
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Niko Kovac während seiner Zeit beim FC Bayern München mit Thomas Müller

Fotocredit: Getty Images

Rybolovlev, der auch schon im "Forbes Magazine" im Ranking der reichsten Menschen der Welt auftauchte, ist Präsident der AS Monaco. Tochter Jekaterina agiert mit zwei Dritteln als Hauptaktionärin des Vereins. Mitchell wiederum kommt aus dem Red-Bull-Kosmos und heuerte im Juli als Sportdirektor an.

Schleudersitz Monaco: Henry nur drei Monate an Bord

Petrov fungiert als Vizepräsident und machte im Dezember 2019 klar, wie rau der Wind sein kann im Fürstentum. "Wir sind gerade auf Platz sieben in der Meisterschaft. Aber Monaco ist einer der größten Klubs in der Ligue 1 und wir verdienen eine weit bessere Position. Unser Ziel ist es, an die Spitze der Tabelle zu kommen."
Petrov sagte dies bei der Vorstellung von Moreno, dem er bescheinigte, "alle Qualitäten" zu haben, die Vorgaben zu erfüllen. Nun gut. Siebeneinhalb Monate später ist der Mann seinen Job schon wieder los. Ein unguter Trend, der sich da fortsetzt, hatte die AS in den vergangenen 22 Monaten doch fünf verschiedene Coaches. Wobei das nicht ganz stimmt, denn Leonardo Jardim durfte nach seinem Abschied im Oktober 2018 und dem anschließenden dreimonatigen Gastspiel von Thierry Henry auf der Trainerbank erneut sein Glück versuchen.
Kovac weiß also, was auf ihn zukommt. Die Ergebnisse müssen absolut stimmen und auch taktisch gibt es bereits Ansagen an den 48-Jährigen, der mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewann und mit dem FC Bayern München das Double schaffte.
"Die Mannschaft soll nach den Vorstellungen von Mitchell ein aggressives Pressing spielen, darüber hinaus erwartet sich der Sportdirektor von Kovacs Team mehr Professionalität", betont Ceillier, der den ehemaligen kroatischen Nationalspieler aber durchaus für geeignet hält, die großen Ziele mit AS zu erreichen.
Sportdirektor Mitchell stärkte dem Trainer demonstrativ den Rücken. "Niko steht für Erfahrung auf dem höchsten Level. Seine Energie und seine Vision machen ihn zu dem Trainer, den der Klub benötigt", sparte der 38-jährige Engländer nicht mit Lob.

Kovac braucht die Champions League

Kovac selbst sprach von "einem großen Projekt, einer großen Herausforderung". Die neue Strategie des Vereins könnte ihm zudem in die Karten spielen: Monaco wird nach Ansicht des französischen Eurosport-Experten sein Geschäftsmodell neu ausrichten. "Der sportliche Erfolg war in den vergangenen zwei Jahren aus meiner Sicht nicht das oberste Ziel. Monaco wollte vielmehr Geld verdienen mit jungen Spielern. Also hat man viele Talente verkauft. Das hat mal gut und mal weniger gut funktioniert."
Besonders die Transfers von Kylian Mbappé (für 145 Millionen Euro zu PSG), Thomas Lemar (für 70 Mio. zu Atlético Madrid) und Fabinho (für 45 Mio. zum FC Liverpool) spülten Unsummen in die Kasse, schwächten aber die Mannschaft.
Es sei mitunter nicht zu erkennen gewesen, "wo der Klub eigentlich hin will", so Ceillier. "Das ist nun anders, Monaco hat die Champions League im Fokus, wo man im Mai 2017 noch im Halbfinale stand."
Für Kovac bedeutet dies: Die Chancen steigen enorm, dass ihm der Kader in den kommenden Jahren nicht permanent durch Verkäufe von Leistungsträgern demontiert wird. Überdies dürften ihm ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um den einen oder anderen namhaften Neuzugang ins Fürstentum zu lotsen.
Dennoch: Die Mannschaft in die Königsklasse zu führen, bleibt für Niko Kovac ein schwieriger Job - aber es ist und bleibt einer mit Aussicht.
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