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Brexit: Die Premier League zittert vor den Folgen des EU-Ausstiegs

Thomas Janz

Update 24/06/2016 um 11:07 GMT+2 Uhr

Der Brexit kommt, die Stimmen sind ausgezählt, es führt kein Weg am EU-Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vorbei. Was bedeutet dieser Ausstieg für die Premier League? Muss die attraktivste Fußball-Liga der Welt jetzt dicht machen und spielen künftig weniger ausländische Superstars auf der Insel? Fragen über Fragen, deren Antworten heute noch nicht absehbar sind.

Premier League 2016/2017

Fotocredit: Eurosport

Die Menschen im Vereinigten Königreich haben sich entschieden. 51,9 Prozent der Briten entschieden sich in einem Referendum für den Ausstieg aus der EU.
Premierminister David Cameron hat daraufhin seinen Rücktritt für Oktober angekündigt und damit die Konsequenzen aus dem Ergebnis des EU-Referendums gezogen.
Das britische Pfund ist in der Nacht zum Freitag bereits historisch gesunken und notierte mit 1,34 so tief wie seit 30 Jahren nicht mehr. Auch die fetten Jahre der Premier League könnten künftig vorbei sein. Ligaboss Richard Scudamore sagte im Vorfeld der Brexit-Entscheidung, "leave" (verlassen) sei mit der "Kultur der Offenheit" der Premiership "unvereinbar".

Weniger ausländische Stars auf die Insel?

Mit dem Brexit muss die Liga dichtmachen - für Spieler aus der EU oder EWR-Staaten wie Norwegen. Zumindest, wenn die seit 2015 auf Initiative der FA verschärften Bestimmungen für den Erhalt einer Arbeitserlaubnis nicht wieder aufgeweicht würden. Seitdem muss ein nicht-europäischer Profi einen gewissen Prozentsatz Länderspiele bestritten haben, wenn er auf die Insel will. Die Anzahl ist geringer, je höher das Land in der Weltrangliste platziert ist.
Mit Englands Austritt würde diese Regelung auch für Kicker aus der EU oder EWR-Staaten greifen. Karren Brady, Parlamentsabgeordnete der Torys und Vereinsvize von Dimitri Payets Klub West Ham United, sagte "verheerende Konsequenzen" voraus. Die angesehene Spieleragentin Rachel Anderson meinte: "Die EU zu verlassen, hätte einen viel größeren Effekt auf den Fußball, als die Leute denken."
Wie groß, belegen Zahlen der "BBC" und des "Guardian". Wäre das Arbeitsrecht bereits jetzt so verschärft wie nach einem Brexit erwartet, hätten zwei Drittel der 160 EU- und EWR-Spieler der Premier League nie dorthin wechseln dürfen. Darunter Payet, David De Gea und Emre Can - aber auch Stars wie Juan Mata und Anthony Martial von ManUnited, die Meisterspieler Robert Huth und N'Golo Kanté (Leicester City), Samir Nasri, Jesús Navas, und, und, und...

Imageschaden droht

Der zwei Jahrzehnte währende Einfluss aus Europa habe die Premier League zur "attraktivsten Liga der Welt" gemacht, schrieb der "Guardian". Ohne die Kicker aus Europa fürchtet Scudamore einen milliardenschweren Imageschaden. Es drohe ein "weltweiter Ansehensverlust".
Der Brexit hat auch Auswirkungen auf den Unterbau oder die schottischen Ligen. Laut "BBC" wären 332 aktuelle Profis aus den ersten beiden Staffeln in England und Schottland nicht spielberechtigt. Von 53 "Europäern" in der schottischen Premier League bekäme keiner (!) eine Lizenz. Der Spielermarkt wird aller Voraussicht nach auf den Kopf gestellt, sagte Arsenals Teammanager Arsène Wenger, die Liga wird "vor unangenehmen Fragen" stehen.
Quatsch, rief die Gegenseite vor der Brexit-Entscheidung. "Die EU-Regeln beeinträchtigen unsere Möglichkeiten, Spieler zu entwickeln und behindern den Zugang zum weltweiten Talente-Pool. Das ist das Schlechteste beider Welten", sagte "Leave"-Sprecher Robert Oxley. Das Geld, das England beim Brexit spare, könne in die Basis gesteckt werden. Davon profitiere auch die chronisch erfolglose Nationalmannschaft.
David Beckham hatte aus Los Angeles um Stimmen gegen den Brexit gefleht, die Premier League hatte gezittert: Die Zukunft wird zeigen, ob der Brexit tatsächlich auch erhebliche Auswirkungen auf den Fußball haben wird.
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