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Manchester United: José Mourinho für Louis van Gaal - was hieße das für Bastian Schweinsteiger?

Johannes Mittermeier

Update 25/05/2016 um 15:32 GMT+2 Uhr

José Mourinho soll Louis van Gaal als Trainer von Manchester United beerben und dort mit Bastian Schweinsteiger zusammenarbeiten. Als der DFB-Kapitän noch beim FC Bayern München spielte, warb Mourinho als Coach von Inter Mailand und Real Madrid heftig um ihn. Inzwischen sind einige Jahre vergangen, Schweinsteiger wird 32. Paradox: Bayern stärkt seine Position bei United. Indirekt.

José Mourinho und Bastian Schweinsteiger

Fotocredit: Eurosport

Wenn Xavi das sagt, muss es ja stimmen. José Mourinho heftet bekanntlich das Klischee an, einen ausgesprochenen hässlichen Fußball zu bieten. Xavi aber, der Ästhet, erlebte den jungen Trainer Mourinho am Ende der 1990er Jahre beim FC Barcelona. "Ich bin überrascht, dass er für diesen defensiven Stil stehen soll, denn mit uns war es völlig anders", sagt er. "Exzellent" sei der Portugiese in seinem Tun gewesen, "es wird behauptet, dass er bloß Übersetzer war. So ein Unfug! Er war Assistenzcoach, verstand die Barca-Philosophie und teilte viele Charakteristiken von Louis van Gaal."
Ob Letzteres nun eine gute oder schlechte Nachricht für Manchester United ist, muss sich zeigen...
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Foto aus dem Jahr 1999: Louis van Gaal und José Mourinho

Fotocredit: Imago

Am Montagabend vermeldeten die "Red Devils" die Entlassung van Gaals, und Mourinho ist der designierte Ersatz. Fast 20 Jahre nach ihrer gemeinsamen Phase bei den Katalanen (van Gaal war der Chef) würde der eine also den anderen ablösen. Was die Rochade für Bastian Schweinsteiger bedeutet, ist dabei eine Frage von Belang.

Mourinho zu Schweinsteiger: "Du gehörst mir!"

Im August wird der DFB-Kapitän 32. Ihm drohen die Gelegenheiten auszugehen, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass sich Manchesters Kauf rentiert hat. Die Inthronisation Mourinhos dürfte Schweinsteiger allerdings eher helfen denn hemmen - sofern sich die Neigungen nicht vollends gewandelt haben.
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Bastian Schweinsteiger und José Mourinho nach dem Champions-League-Finale 2010

Fotocredit: AFP

Die Vorjahre überliefern recht viel Mourinho-Lob, was bei diesem egomanischen Fußballlehrer, der nach außen eine Politik der Strenge kultiviert, bemerkenswert erscheint. "Schweinsteiger ist unglaublich", schwärmte er 2010, und während der WM 2014 plädierte Mourinho für Mittelfeld-Stabilisator Schweinsteiger (der anfangs mit Fitnessdefiziten fehlte).
Die Wertschätzung basiert auf Gegenseitigkeit. 2012 titulierte Schweinsteiger den Coach Mourinho als "herausragend" und erzählte der "Bild":
Er ist einer, der mit Bayern auf jeden Fall Erfolg haben würde. Und wenn wir irgendwann mal auf Trainer-Suche sind, würde es mich freuen, wenn man über ihn nachdenkt.
Es kam schließlich zu keinem Zusammenwirken, weder in München noch woanders. 2009 wollte Mourinho den Mittzwanziger Schweinsteiger zu Inter Mailand lotsen, bei Real Madrid soll er ihn 2010 folgendermaßen umgarnt haben: "Ich wollte dich letztes Jahr. Da habe ich dich nicht bekommen. Nächstes Jahr gehörst du mir!"

Schweinsteiger enttäuscht van Gaal - und umgekehrt

Mourinhos Wille erfüllte sich erneut nicht, Schweinsteiger verlängerte bis 2016 bei Bayern, verließ seinen Heimatklub jedoch 2015 gen Manchester - weil van Gaal rief, der Mentor aus München. Dort hatte der Niederländer erkannt, dass Schweinsteiger keiner für den Flügel ist, sondern ein zentraler Dirigent. Als "Sechser" entwickelte sich der Ober-Bayer zu jenem Akteur, der auch Mourinho beeindruckte.
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Bastian Schweinsteiger (li.) und Louis van Gaal (re.)

Fotocredit: Imago

Allerdings liegt das Ganze halt etwas zurück. Schweinsteigers ergraute Schläfen symbolisieren die verstrichene Zeit, aus "Schweini" wurde Herr Schweinsteiger, manche englische Blätter nannten ihn bereits "Veteran". Ein alter Meister. Bayerns Ehrenpräsident Franz Beckenbauer fand den Wechsel mit annähernd 31 "mutig", van Gaal hatte Mühe, Uniteds Bosse zu überzeugen. Die Fans hofften auf einen Leader wie Roy Keane oder Paul Scholes, doch Schweinsteiger war kein Häuptling. So mäkelte selbst van Gaal:
Meine Erwartungshaltung liegt höher. Als ich ihm das sagte, war er sehr enttäuscht.
Und umgekehrt.
Die Fakten: 18 Premier-League-Einsätze, ein Tor, eine Vorlage. Die Kritik: träge Auftritte, wenig Impulse, kein Esprit.

FC Bayern "hilft" mit Renato Sanches

Und dann waren da die Verletzungen. Innenbandriss im Januar, Teilriss des Innenbandes im März, beim Training der Nationalmannschaft. Für die EM wird's eng, Bundestrainer Joachim Löw steht fest in Treue zu seinem Kapitän, der wieder Lauftraining absolviert. "Jeder, der ihn abschreibt, macht einen großen Fehler", mahnt Sami Khedira.
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Wird Bastian Schweinsteiger rechtzeitig fit?

Fotocredit: AFP

Ohne Förderer van Gaal und mit "Fan" Mourinho wird die zweite Saison bei Manchester United noch wichtiger für Schweinsteiger. Und vielleicht noch schwieriger. Anstatt Dominanz-Fußball niederländischer Schule beruht das Konzept dann stärker auf Athletik und Funktionalität, verbunden mit flexiblen und möglichst stechenden Attacken im Moment des gegnerischen Ballverlusts. Das ist eine Mourinho-Maxime. Fraglich, ob Schweinsteiger sie liefern kann.
Paradoxerweise spielt der FC Bayern eine nicht unerhebliche Rolle beim Unterfangen, seinen Status zu bekräftigen. Renato Sanches galt als heiße United-Aktie, 50 Millionen soll Manchester für einen potentiellen Positionskonkurrenten Schweinsteigers geboten haben.
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