Chelsea - Liverpool: Drei Dinge, die beim Thiago-Debüt auffielen

Der FC Liverpool hat das erste Kräftemessen der Premier-League-Saison mit dem neu aufgestellten FC Chelsea mit 2:0 (0:0) für sich entschieden. Während zwei Aussetzer den Blues das Genick brachen, konnte Thiago bei seinem Debüt für das Team von Jürgen Klopp direkt überzeugen. Die deutschen Nationalspieler Timo Werner und Kai Havertz zeigten dagegen Licht und Schatten. Drei Dinge, die auffielen.

Thiago vom FC Liverpool

Fotocredit: Getty Images

1. Zwei folgenschwere Aussetzer brechen Chelsea das Genick

Rosig war die Ausgangssituation für den FC Chelsea vor dem Top-Spiel am 2. Premier-League-Spieltag gegen den amtierenden Meister aus Liverpool nicht. Unter anderem standen die Neuzugänge Hakim Ziyech, Ben Chilwell und Thiago Silva Coach Frank Lampard aufgrund von Blessuren bzw. Trainingsrückstand noch nicht zur Verfügung.
Umso beeindruckender, was seine Elf auf dem Rasen der Stamford Bridge in der ersten Hälfte ablieferte. Mit leidenschaftlichem Einsatz und einem guten Matchplan neutralisierten sie 45 Minuten lang die eingespielten Angriffe der Reds. Chelsea stand tief und ließ Liverpool sowohl im Mittelfeld als auch hinter der eigenen Viererkette wenig Raum, um das aus der vergangenen Saison bestens bekannte, effiziente Spiel des Meisters aufzuziehen.
Gerade einmal einen Schuss brachte das Team von Jürgen Klopp in Halbzeit eins auf den Kasten von Chelsea-Schlussmann Kepa Arrizabalaga. Defensiv eine fast perfekte erste Hälfte, wäre da nicht diese Szene aus der 44. Minute gewesen. Einmal rückte Chelsea nach einem eigenen Angriff nicht schnell genug zurück, da hatte Jordan Henderson schon gedankenschnell einen 50-Meter-Pass auf den durchgestarteten Sadio Mané geschlagen, der von Andreas Christensen als letztem Mann etwas ungestüm abgeräumt wurde. Rot!
Ein folgenschwerer Aussetzer, von dem sich Lampards Elf nicht erholen sollte. Liverpool nutzte die Überzahl in der zweiten Hälfte und ging durch Sadio Mané (50.) verdient in Führung, ehe Kepa den Blues mit einem Riesenbock endgültig das Genick brach. Unbedrängt spielte er Mané am Fünfmeterraum den Ball in die Füße, der nur noch zum Doppelpack und zum 2:0-Endstand einschieben musste.
"Ich war vor dem Spiel besorgt, wie wir unseren Sechzehner verteidigen würden, aber wir haben es in der ersten Hälfte brillant gemacht. Doch die Rote Karte hat dann natürlich alles verändert", sagte ein enttäuschter Lampard nach Abpfiff zu "Sky", nahm aber auch viel Positives aus der Partie mit: "Ich habe viel Einsatz und Leidenschaft beim Verteidigen gesehen. Das sollten sich die Spieler zu Herzen nehmen und genau so weitermachen."

2. Thiago macht Lust auf mehr

Ein, zwei eindringliche Ansagen an der Seitenlinie, eine herzliche Umarmung - und dann war es soweit: Gerade einmal zwei Tage nach der offiziellen Verkündung des Blockbuster-Transfers kam Thiago Alcántara zu seinem Debüt für den FC Liverpool.
Klopp brachte den Ex-Bayern-Star in der zweiten Hälfte für Kapitän Jordan Henderson auf der Sechser-Position, von der aus Thiago postwendend das Spiel an sich riss.
Natürlich kam es dem Spanier gelegen, dass sich durch die Überzahl mehr Räume boten und er beim Spielaufbau nicht mehr so aggressiv angelaufen wurde wie Henderson zuvor. Doch Thiago wusste seine Freiräume auch durchaus zu nutzen. Der Spanier war spielfreudig und giftig (neun Zweikämpfe), brachte in 45 Minuten 75 Pässe (von 83) an den Mann, mehr als jeder Premier-League-Spieler vor ihm seit Beginn der detaillierten Datenerfassung (und mehr als jeder Chelsea-Akteur über 90 Minuten).
"Es war das perfekte Timing. Er muss sich noch an seine Mitspieler gewöhnen, aber nachdem Chelsea nur noch zu zehnt war, wurde es das perfekte Spiel für ihn", analysierte Klopp nach Abpfiff: "Defensiv hatte er seine Probleme, aber offensiv, wenn er den Ball hat, das ist sein Spiel. Er will den Ball verteilen."
Was Klopp mit "Probleme" meinte, wurde auch in der 73. Minute deutlich, als Thiago ungestüm Timo Werners Laufweg kreuzte und somit einen Elfmeter verschuldete, den der sonst so sichere Jorginho allerdings vergab (erster Fehlschuss bei neun Strafstößen für Chelsea).
Dennoch hat Thiago mehr als angedeutet, was er Klopps Team mit seiner spektakulären Spielweise in Zukunft geben kann. Die Show kann beginnen.

3. Licht und Schatten bei Havertz und Werner

Die Bühne war vorbereitet: Es hätte das Spiel des Timo Werner werden sollen. Besonders, weil der 24-Jährige mit seiner Geschwindigkeit und seinen gefährlichen Läufen geradezu prädestiniert dafür ist, die hoch stehende Viererkette der Reds auszuhebeln.
Nicht falsch verstehen: Werner machte seine Sache mehr als gut, war meist über den linken Flügel kommend über 90 Minuten der Aktivposten im Angriffsspiel der Blues. Wenn etwas nach vorne ging, dann meist über den Deutschen, der in seinem zweiten Premier-League-Spiel den zweiten Elfmeter herausholte.
Einzig der unglückliche Spielverlauf hinderte Werner daran, dem Spiel gewinnbringend seinen Stempel aufzudrücken. Das galt auch für seinen Nationalmannschaftskollegen Kai Havertz, der allerdings von Beginn an deutliche Anpassungsprobleme hatte.
Als falsche Neun aufgeboten, rieb sich Havertz (23 Ballkontakte/kein Abschluss) an den beiden Innenverteidigern Virgil van Dijk und Fabinho immer wieder auf, war von der deutlich physischeren Spielweise in der Premier League sichtlich beeindruckt.
"Es ist eine Frage der Zeit. Er ist ein junger Kerl, der gerade erst aus einem anderen Land gekommen ist", verteidigte der Ex-Liverpool-Profi und heutige "Sky"-Experte Jamie Redknapp den 21-Jährigen in seiner Analyse: "Er hat gerade mal fünf Tage mit dem Team trainiert."
Zur Halbzeit nahm Lampard, der ebenfalls betonte, dass es Zeit brauchen wird, die ganzen Neuzugänge zu integrieren, den Deutschen taktisch bedingt vom Platz.
Havertz kann sich mit seinem riesigen Talent nur steigern, so viel steht fest. Ob allerdings die Sturmspitze die richtige Position für ihn ist, muss angesichts seiner Stärken in anderen Bereichen bezweifelt werden. Das dürfte auch Lampard nicht entgangen sein.

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Quelle: Perform

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